Leserunde zu "Neon Gods - Hades & Persephone" von Katee Robert

Auftakt der Dark Olympus-Reihe
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Katee Robert (Autor)

Neon Gods - Hades & Persephone

Anika Klüver (Übersetzer)

Er ist ein Mythos. Doch vom ersten Augenblick an gehört er ihr ...

Als ihre Mutter Persephone auf einem Ball überraschend Zeus verspricht, bleibt der jungen Frau keine Wahl: Sie flieht über die Brücke des Styx in die Unterstadt, wo sie plötzlich dem geheimnisvollen Hades gegenübersteht. Seit Jahren hat ihn niemand mehr gesehen, er ist ein Mythos, ein Monster - und ihre einzige Chance, Zeus und ihrer Mutter zu entkommen. Vom ersten Augenblick an übt Hades eine Faszination auf Persephone aus, der sie sich nicht entziehen kann. Und so bietet sie ihm einen Deal an, der ihrer beider Leben für immer verändern wird ...

"Wunderbar originell und unfassbar heiß!" PUBLISHERS WEEKLY

Auftaktband der DARK-OLYMPUS -Reihe von Bestseller-Autorin Katee Robert

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 17.10.2022 - 06.11.2022
  2. Lesen 14.11.2022 - 04.12.2022
  3. Rezensieren 05.12.2022 - 18.12.2022

Bereits beendet

Schlagworte

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Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 13.12.2022

Viel Erotik, kaum Handlung/ Fantasy

1

Ich habe mich sehr auf eine moderne Neuerzählung der Hades und Persephone Geschichte gefreut und dieses Buch startete auch sehr vielversprechend. Leider habe ich dann überhaupt nicht bekommen, was ich ...

Ich habe mich sehr auf eine moderne Neuerzählung der Hades und Persephone Geschichte gefreut und dieses Buch startete auch sehr vielversprechend. Leider habe ich dann überhaupt nicht bekommen, was ich erhofft hatte.
Zum Einen lag das auch am falschen Marketing dieses Buches, das ja immer in der Kategorie Fantasy auftauchte und auch so beworben wurde. Fantasyelemente gab es aber keine, bis auf die Tatsache, dass die Geschichte in einer fiktiven Metropole spielte. Die Götter waren eigentlich keine Götter und irgendwelche Kräfte besaßen sie auch nicht.
Dazu kam dann der erotische Aspekt der Geschichte. Ich hatte schon mit ausführlicheren Szenen gerechnet, aber dass es dann ohne Vorwarnung in Richtung 50 Shades of Grey ging und das gefühlt im Minutentakt und dann auch noch mit Publikum, war mir definitiv zu viel des Guten und sowas wollte ich auch einfach nicht lesen.
Man hätte auf alle Fälle bei der Inhaltsangabe oder irgendwie anders darauf aufmerksam machen müssen, damit man weiß, was einen in dieser Geschichte erwartet, wumal wenn man wie ich Romantasy erwartet.
Über diese Aspekte mit zuviel Sex und zu wenig Fantasy hätte ich noch hinwegsehen können, wenn mich wenigstens die Handlung überzeugt hätte. Aber diese war kaum vorhanden, im Prinzip läuft Persephone weg, macht mit Hades den Großteil des Buches rum und am Ende ist wieder alles gut. Kein großartiges Finale, kein Krieg oder überraschende Wendungen. Eigentlich war dieser Hades und Persephone Aspekt nur eine Rahmenhandlung für den Porno.
Man muss dem Buch aber zugute halten, dass es flüssig geschrieben ist und sich schnell lesen lässt. Und wenn man weiß was einen erwartet und genau soetwas lesen will, dann hat man bestimmt Spaß mit der Geschichte. Ich kam leider mit völlig falschen Vorstellungen und war dementsprechend enttäuscht und etwas entsetzt.

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Veröffentlicht am 05.12.2022

Neon Gods - Wenn der Mythos auf der Strecke bleibt

1

Als ich das erste Mal “Neon Gods - Hades & Persephone" in einer Verlagsvorschau gesehen habe, war ich sofort angefixt. Wie viele andere auch, habe ich eine kleine Vorliebe für diesen griechischen Mythos. ...

Als ich das erste Mal “Neon Gods - Hades & Persephone" in einer Verlagsvorschau gesehen habe, war ich sofort angefixt. Wie viele andere auch, habe ich eine kleine Vorliebe für diesen griechischen Mythos. Und als ich dann endlich Zugriff auf die Leseprobe hatte, war ich nur noch angefixter. Der Schreibstil schien wirklich perfekt zu sein und die Geschichte wirkte auf den ersten Seiten vielversprechend.
Wenig später durfte ich dann mein Exemplar von “Neon Gods” in den Händen halten- nur um es wenige Tage später beinahe wutentbrannt in die Ecke pfeffern zu wollen.

Machen wir uns nichts vor. Ihr seht die Sternebewertung über dieser Rezension, ihr wisst was jetzt kommt.

Neon Gods - Hades & Persephone soll ein, ich zitiere, ungenau, aus dem englischen “glühend heiße moderne Nacherzählung” der Geschichte von Hades und Persephone sein. Nachdem Demeter auf einer Feier ihre Tochter Persephone überraschenderweise mit dem Gott aller Götter, Zeus, verlobt, haut diese aus Angst ab und landet überraschenderweise in der Unterstadt bei Hades. Und da beide noch ein Hühnchen mit Zeus zu rupfen haben, beschließen sie einen Deal…

Vorab die übliche Warnung:
Diese Rezension wird voller Spoiler zu dem Buch sein. Wenn ihr diese nicht lesen wollt, dann geht bitte direkt zum Fazit. Wenn ihr trotzdem weiterlest: ich hab euch gewarnt. Bitte Dankeschön.

Fangen wir, wie immer, an mit den Dingen, die mir gut gefallen haben.

Die ersten ca. 70 Seiten des Buches machen wirklich süchtig. Man kommt unglaublich gut und schnell in die Geschichte rein und findet sich relativ gut zurecht- nicht zuletzt dadurch, dass der Mythos um Hades und Persephone kein seltener ist. Der Schreibstil ist so flüssig und locker, dass die Seiten nur so dahin fliegen und man gut und schnell durchkommt. Hades, so wie Persephone selber, werden sehr schön vorgestellt und man bekommt schnell ein Gefühl für die beiden. Ihre Gespräche sind am Anfang witzig und machen Spaß. Auch gibt es zwischendurch immer mal wieder unglaublich romantische und schöne Szenen, bei denen ich es sehr genossen habe, sie zu lesen.
Nur leider hielt der Zauber nicht wirklich lange an.

Denn bereits mit Kapitel 6 rutschte mir die rosarote Brille schnell von den Augen.
Ich hatte mit dem Buch einige Probleme- nicht zuletzt das Genre, welches auf etlichen Plattformen, meiner Meinung nach, falsch dargestellt wird. Dazu später mehr.
Aber der Reihe nach.

“Neon Gods - Hades & Persephone” - Eine Tragödie in 6 Kapiteln.

Kapitel 1. Von modernen Retellings und faktischen Fehlgriffen

Ich fall einfach mit der Tür direkt ins Haus:
Dieses Buch hat nichts mit der Geschichte von Hades und Persephone zu tun, außer den Namen. Würde man die austauschen, wäre es eine durchschnittliche Mafia-Geschichte. Es gibt wenige, sehr wenige Elemente innerhalb der Geschichte, die im entferntesten einen Bezug auf das griechische Original haben.
Beispiele:
- Persephone und Hades benutzen als Safeword das Wort “Granatapfel”- im Original isst Persephone, bevor sie zu ihrer Mutter zurückkehrt, einige Granatapfelkerne
- Später adoptiert Hades drei kleine, schwarze Hundewelpen, und nennt einen von ihnen Zerberus.
- Zeus ist in seinem Sexleben sehr aktiv und nicht immer treu.
- Niemand mag Zeus.
- Die verschiedenen Mitglieder der “Dreizehn” gehen Tätigkeiten in Bereichen nach, die zu ihrem Namen in der Mythologie passen (z.B. Demeter im landwirtschaftlichen Bereich)

EDIT 1:
Während der Recherche zu meiner Rezension ist mir auch etwas Interessantes aufgefallen:
Katee Robert hat sich bei ihrer Auswahl der Dreizehn Götter auch gegen zwei “typische” Götter entschieden und dafür zwei andere reingenommen.
Zu dem “typischen” Kreis der 12 (Hades wird oft nicht dazu gezählt, da er offiziell ja nicht dem Olymp angehört- sondern nur über die Unterwelt herrscht) zählen unter anderem Hera und Hestia. Diese zwei hat Katee Robert aber aus den Dreizehn gestrichen und stattdessen Dionysos und Eros reingenommen- wieso auch immer…



EDIT 6:
Heras Schicksal wird auf Seite 72 folgende erklärt. Und zwar wurde der Name der Hera immer mehr zu einem Aushängeschild der Ehefrauen von Zeus. Scheinbar war sie wohl mal Teil der 13, ist es aber mittlerweile nicht mehr. Wirklich herauslesen kann man das aber auch nicht. Es existiert in dem Buch auch keine Auflistung, wer jetzt zu den 13 gehört. Ich beziehe mich hier auf die Karte, die vorne im Buch drin ist, wo 13 Punkte markiert sind mit den Namen griechischer Götter dazu.



EDIT 2:
Auch verstehe ich nicht, wieso die Autorin, wenn sie schon ein Retelling des griechischen Mythos, die Nymphen Kallisto und Eurydike sowie Psyche zu Persephones Schwestern machen muss. Gäbe es da nicht andere Möglichkeiten? Beste Freundinnen zum Beispiel?



Das war es. Man kann die Namen austauschen, nichts weiter an der Geschichte ändern und hat eine Mafia-Geschichte. Die Geschichte selbst enthält so wenig Plot und Worldbuilding, dass es gar nicht auffallen würde. Was schade ist, da die grundlegende Geschichte der beiden mehr zu bieten hat als das gewohnte: “Persephone geht zu Hades in die Unterwelt und verliebt sich in ihn und ihrer Mutter passt das nicht.” Diese Grundlage bietet so viel aus dem man noch mehr machen könnte. Doch es wird sich hier nur auf die groben Charakterzüge der beiden konzentriert und die restlichen 99% des Originals werden unter den Teppich gekehrt und ignoriert.

Wer also an die Geschichte rangehen möchte, mit der Hoffnung, eine moderne Version des Mythos von Hades und Persephone zu lesen, sollte sich doch besser anderen Büchern zuwenden.



Kapitel 2: Worldbuilding - schwach angefangen und stark nachgelassen

Worldbuilding ist für mich ein essentieller Teil in Geschichten. Die Charaktere können dann noch so eindimensional sein, eine gut ausgearbeitete Welt macht für mich schon einiges wieder wett und kann am Ende doch noch dafür sorgen, dass ich eine Geschichte wirklich genießen kann.
Mit dem Worldbuilding steht und fällt vieles. Es macht die Welt greifbarer und ich kann mich dann immer besser in die Welt hineinversetzen und mich in die Geschichte fallen lassen.
Neon Gods fing, ehrlich gesagt, echt vielversprechend an.
In den ersten Kapiteln lernen wir einiges über die Welt, in der die Geschichte spielt. Es gibt eine Gruppe, die sich die “Dreizehn” nennt, die über den Olympus herrscht (Seite 7), obwohl sie seit einigen Jahren nur noch zu zwölft zu sein scheinen, da man seit Ewigkeiten nichts mehr von Hades gesehen oder gehört hat. Man geht davon aus, dass die Familie des Hades vollkommen ausgestorben ist. Dennoch betritt niemand die Unterwelt, da diese, gleich wie der Rest von Olympus, von einer magischen Barriere umgeben ist, bei deren Durchschreiten man das Gefühl hat “als würde der eigene Kopf explodieren”(Seite 8).
Die Namen der Götter werden hier praktisch wie Titel gehandelt, wobei nur die Namen von Zeus, Hades und Poseidon vererbbar zu sein scheinen. Der ganze Rest wird scheinbar in die Position gewählt oder man erlangt den Titel durch andere Aufgaben (Seite 14- den Titel des Ares erlangt man scheinbar durch Arenenkämpfe). Sie ähneln in ihren Positionen eher Politikern oder Ministern.
Olympus selber ist in zwei Teile geteilt. Einmal die Oberstadt, in welcher der eine Teil der “Götter” lebt und dann die Unterstadt, welche Hades gehört. An Worldbuilding war es das aber erst einmal. Der ganze Rest der Geschichte konzentriert sich nur wenig auf den Aufbau der Welt und wie die Geschichte darin spielt.
Was schade ist und einige (viele) Fragen aufwirft.


Fangen wir mal mit der Barriere an: Hat sich keiner in der Oberstadt gewundert, wozu die Barriere da ist? Die anderen Götter wissen scheinbar, dass der Sohn des ehemaligen Hades überlebt hat. Damit sich so ein “Unglück”, wie man es mit dem letzten Hades hatte, nicht noch einmal wiederholt, hat man die Barriere erschaffen. Das soll dafür sorgen, dass niemand aus der Unterstadt in die Oberstadt kann und umgekehrt- warum auch immer.

Na gut, bei den Menschen aus der Unterstadt kann ich es mir denken, Hades will sie wahrscheinlich vor Zeus schützen und sie nicht in ihr Verderben laufen lassen.
Die Menschen aus der Unterstadt wissen, dass es Hades noch gibt, genauso wie die anderen zwölf Götter scheinbar. Also nur den Menschen aus der Oberstadt wird gesagt Hades sei tot und sie werden durch die Barriere abgehalten- für die Unterstätdtler gibt es ja ansonsten keinen Grund.
Wo wir gerade schon bei der Barriere über dem Fluss Styx sind, reden wir mal über die Barriere, die die Stadt (? Land? Kontinent?) Olympus umgibt:
Woher kommt sie? Seit wann existiert sie? Wieso existiert sie? Kann man irgendwie hindurch? Wenn ja, wie? Wenn nein, warum?
Wieso hat Persephone am Anfang solche Probleme durch die Barriere zu kommen, während Hades sie zum Ende hin scheinbar problemlos durchschreiten kann? Liegt das an seinem Status als Gott? Es kann ja nicht daran liegen, dass er in der Oberstadt von Zeus willkommen ist.
Auf Seite 24 erklärt Persephone dem Leser ihren Plan für die Zukunft: ihren Masterabschluss machen, bis zu ihrem 25. Geburtstag warten, um dann mithilfe ihrer Treuhandfonds aus Olympus abzuhauen. Ich schlag noch einmal einen Bogen zu meinen Fragen:
Wie will sie aus Olympus abhauen? Wozu gibt es eine Barriere um die Stadt/ Kontinent/ Insel? Wer hat sie erschaffen?

Und wo wir gerade dabei sind: was ist Olympus genau? Eine Stadt, ein Land? Ein Kontinent? Ich will natürlich keine Atlas voll mit geografischen Daten haben, aber irgendwelche Grundinformationen wären schon nett gewesen. Vor allem in Bezug auf die Ober- und Unterstadt. Hintergrundinformationen über die Welt wären interessant gewesen und hätten der Geschichte eine gewisse Tiefe gegeben.

Und ich weiß auch, dass es sich hier um den ersten Teil einer Reihe handelt, aber ein grundlegendes Verständnis für die Welt sollte nicht auf die anderen Teile geschoben werden. Wenn sich Leser mit einer Welt verbunden fühlen, sind sie oftmals eher dazu geneigt, der Geschichte auch zukünftig weiter zu folgen. In diesem Fall hat das Worldbuilding für mich versagt und mein Interesse ist erloschen.
Wo wir vorhin schon bei Hades als Gott waren auch dazu ein paar Fragen:
Als sein Vater gestorben ist, hat für einen gewissen Zeitraum ein Freund von seinem Vater die Zügel in die Hand genommen, bis Hades selber so weit war, um den Titel anzunehmen. Das war, nach seinen Aussagen, das letzte Mal, dass er in der Oberstadt war. Wie lief das? Scheinbar weis niemand, dass es Hades gibt, also war es eine mehr oder weniger geheime Titelübergabe. Und zwar so geheim, dass sogar die Presse nichts davon erfahren hat. Keiner der restlichen zwölf hat scheinbar was ausgeplaudert (was ich bemerkenswert finde, gerade wenn ich an Hermes denke) und alles lief unter 100% Verschwiegenheit ab. Ansonsten wüsste die allgemeine Bevölkerung von Hades, aber den ganzen Anfang über wird nur davon geredet, dass Hades scheinbar tot ist und ihn seit Ewigkeiten niemand mehr gesehen hat.

Wie läuft so eine Titelübergabe ab und was passiert dann mit der Person? Es wird nur ganz am Ende noch einmal angeschnitten, als Zeus' Sohn Perseus der neue Zeus wird.

Darauf wird aber nicht näher eingegangen.

Perseus wird der neue Zeus sein. Fertig. Keine Ahnung was das bedeutet oder was für Aufgaben dieser Name mit sich bringt. Geschweige denn, was das für Perseus an sich bringt. Ändert sich dann wirklich sein Name? Also heißt Perseus dann nicht mehr Perseus sondern Zeus? Oder wurden schon alle Kinder mit einem Zweitnamen ausgestattet, in diesem Fall Zeus?
Und wo wir da schon sind, wie hieß dann wohl Hades, bevor sein Vater gestorben ist und er zu Hades wurde? Ich denke, es ist zu kompliziert, wenn ich mein Kind 1 zu 1 nach seinem Vater benenne. Wenn ich dann nach meinem Mann rufe und sowohl Mann wie auch Sohn gleich heißen… Ich verrenne mich hier- aber solche Fragen gehen einem dann doch durch den Kopf.

Die Titelübergabe bleibt, wie vieles andere in der Welt von Neon Gods ein Mysterium- aber kein Gutes. Wissen ist Macht- und in diesem Fall “macht” es einfach keinen Spaß, kein Wissen zu haben.



Kapitel 3: Plot - Manchmal wie schweizer Käse, manchmal wie Bielefeld

Ich muss gestehen, bevor ich das Buch gelesen habe, wurde ich bereits vorgewarnt, dass die Geschichte sehr wenig Plot hat.

Am Ende war ich dann aber doch überrascht, WIE wenig Plot es am Ende war.
Dabei liegt das nicht daran, dass die Geschichte nichts an Plot hergibt. Mit dem, was die Autorin als Ausgangsmaterial hatte, hätte man sehr viel machen können. Was ich aber am Ende bekommen habe, hat mich, so ehrlich bin ich, schwer enttäuscht.
Ich habe das Buch in Bezug auf eine Leserunde lesen dürfen. Der vorangegangen ist eine ungefähr 50 Seitige Leseprobe der Geschichte, von der ich unglaublich angefixt war. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und ich war sofort von den kleinen Häppchen, die mir als Leser angeboten wurden, begeistert. Ich hatte viele Fragen und hoffte auf Antworten- aber das haben wir eben schon geklärt- und noch viel mehr habe ich auf eine unterhaltsame Geschichte gehofft, die mir ein paar schöne Stunden bescheren würde. Darauf hat die Leseprobe zumindest hingedeutet und Lust gemacht.

Meine Erwartungen waren also entsprechend hoch.
Der Rest der Geschichte konnte dem aber nicht wirklich standhalten.
Wieso?
Der Geschichte wird keine Möglichkeit gegeben, sich zu entfalten und Platz einzunehmen. Immer wenn es mal spannend wird, wird die Bremse reingehauen.

Beispiel gefällig? Gut, nehmen wir Kapitel 17.
Persephone befindet sich in den Klauen des bösen, bösen Hades und der Rat der Dreizehn hat beschlossen, eine Krisensitzung einzuberufen. Zeus ist ziemlich pissed auf Hades, dass dieser seine Verlobte “entführt hat” und verlangt sie zurück. Hades geht natürlich nicht darauf ein und versucht Zeus und den anderen zu erklären, dass Persephone freiwillig bei Hades ist. Zeus ist natürlich schon drauf und dran, zu den Waffen zu greifen. Könnte es jetzt endlich zu dem Konflikt kommen, den Hades und Zeus versucht haben zu ignorieren? Ist jetzt endlich die Zeit, um etwas mehr Spannung zwischen die beiden Männer zu bringen, um den Plot voranzutreiben und einen auf das Finale einzustimmen?
Nein. Denn Persephone taucht hinter Hades auf, pampt neben ihrer Mutter auch noch alle anderen in der Konferenz an und knallt den Laptop zu. “Zum Henker mit denen” ist das einzige, was sie dazu zu sagen hat. Anstatt jetzt also an dieser Stelle einen wirklichen Konfliktpunkt einzubauen, wird er einfach nach, ungelogen, einer Seite wieder eingestellt und im Keim erstickt. Es scheint auch keine großen Konsequenzen zu haben im weiteren Verlauf des Buches.
“Aber Demeter stellt doch die Versorgungslieferungen nach Unterstadt ein als Drohung!!”
Ja, und welche Konsequenzen hat das? Richtig, gar keine.
Denn Hades hat, Lob an ihn, dafür gesorgt, dass die Unterstadt auf einen solchen “Hinterhalt” vorbereitet ist, so dass niemand so wirklich einen Nachteil dadurch zieht. Und nein, es ist kein Nachteil, dass Persephone ein schlechtes Gewissen bekommt- sie hat das ganze Buch über ein schlechtes Gewissen und ist deswegen am Jammern.
Ein anderes Beispiel?
Gut- Kapitel 25.

Persephones Schwester Eurydike erlebt den gleichen Schrecken wie Persephone am Anfang der Geschichte und wird von Männern von Zeus durch die Stadt verfolgt. Sie ruft Persephone zur Hilfe und sie und Hades machen sich auf den Weg zur Brücke, um ihr zu helfen. Während der Rettung Eurydikes überquert Hades nicht nur die Brücke, sondern wird auch gewalttätig gegenüber dem Mann, der Eurydike verfolgt hat. Ein Verstoß gegen das Abkommen. Was passiert als nächstes? Stürmen die Truppen Zeus’ die Unterstadt? Kommt es endlich zum versprochenen Krieg?
Nein.

Hades schämt sich, dass er so offen gewalttätig in Anwesenheit von Persephone war und Persephone bekommt durch Hermes eine Nachricht von Zeus, woraufhin diese in die Oberstadt reist um sich Zeus auszuliefern, um Hades zu beschützen. Die Einleitung zum Grande Finale… bei dem wir von Persephone nichts mitbekommen werden.
Aber bevor wir dazu kommen, haben wir erstmal den schlimmsten "Plottwist", den ich je gesehen habe. Während des Lesens bin ich auf ein sehr großes Problem gestoßen. Eines, von dem ich gehofft habe, dass wir es langsam hinter uns gelassen haben.
In diesem Buch redet niemand mit irgendjemandem. Die vernünftige Kommunikation beschränkt sich auf die Sex-Szenen(fairerweise Props dafür- Kommunikation in einer Beziehung, gerade beim Thema Sex ist wichtig und immer noch nicht genug Normalisiert, hier also Ehre wem Ehre gebührt)! Außerhalb derer haben alle Charaktere die Möglichkeit verloren vernünftig miteinander zu reden.

Kurzer Abstecher zu Persephone, bevor wir zum Finale kommen: anstatt Hades Bescheid zu sagen: “Hey, Zeus hat mir übrigends eine geheime Nachricht zukommen lassen, in der er uns einmal mehr gedroht hat. Um dich zu beschützen, werde ich mich ihm nun ausliefern!” Nein, sie hinterlässt ihm einen Dreizeiler, haut einfach ab und fährt mit Hermes und Dionysos in die Oberstadt. Hades bleibt heartbroken zurück.
Dort spielt sie die Partycrasherin bei Zeus und hat nach ihrem ersten PR-Auftritt mit dem Götterkönig erst einmal ein aufschlussreiches Gespräch mit ihrer Mutter.
Hintergrundinformationen:

Dieses ganze Drama findet nur statt, weil Demeter ihre Tochter an Zeus verheiratet hat, ohne Rücksprache mit ihrer Tochter zu halten. Zeus sagt man nachweislich nach, dass er seine Frauen am fließenden Band umbringt. Man konnte (oder wollte) es ihm nur nie nachweisen. Verständlicherweise hat Persephone keine Lust darauf an einen frauenmordenen Psychopathen verkauft zu werden und haut ab. Das ganze Buch über versucht Demeter ihre Tochter durch Androhung eines Krieges zu sich zurückzuholen.
Aber wisst ihr, was gereicht hätte?

Einfach mal vorher reden und die Wahrheit sagen.
Demeter hatte die ganze Zeit einen Plan. Sie wollte Persephone an Zeus verheiraten, damit diese ihn in einem unachtsamen Moment vergiften und somit töten kann.
Abgesehen davon das die Zeitspanne bis zu einem “unachtsamen Moment” ziemlich lang sein kann und Persephone bis dato schon tot sein könnte, wieso in drei Teufels Namen hat Demeter nicht VOR der Verlobung mit Persephone geredet und sie in den Plan eingeweiht?!
Natürlich haut sie ab, bei der Aussicht darauf umgebracht zu werden! Im Verlauf des Buches hatte Demeter GENUG Möglichkeiten, Persephone aufzuklären und hat es zu keinem Zeitpunkt getan. Diesen “Twist” soll ich auf den letzten Seiten jetzt noch abkaufen?
Natürlich stimmt Persephone dem Plan zu uuuuund wir switchen rüber zu Hades, welcher seine Angebetete zurück haben will und gegen Zeus in den Krieg zieht.
Wie das aussieht?
Er fährt “alleine” (Hermes und Dionysos” kutschieren ihn, wie vorher schon Persephone) zu Zeus Hollywood Tower of Terror. Er schleicht sich rein (???), überrascht Zeus gerade während eines Freudenmomentes mit irgendeiner Frau und hält ihm dann die Knarre an den Kopf, nur um zwei Sekunden später den Schwanz einzuziehen und den moralisch Überlegenen zu spielen.
Denn NEIN! Hades kann Zeus nicht töten! Dann wäre er keinen Deut besser als der Götterkönig.

Okay, können wir uns hier einmal bitte über “unnötige Heldenmomente” unterhalten?
Auf der einen Seite des Kampfrings haben wir Hades (über den ich dank der Geschichte sehr wenig weiß) der der Schreckensherrschaft eines Tyrannen ein Ende bereiten will, um so viele Menschen retten und Olympus zu einem besseren Ort machen möchte.
Auf der anderen Seite des Rings haben wir Zeus. Nicht nur ist er ein Frauenmörder. Scheinbar leidet jeder unter seiner Herrschaft über Olympus. Er ist unglaublich verhasst und ein großer Teil seiner eigenen Leute will ihn loswerden. Es ist ganz klar, dass dieser von Macht besessene alte Mann weiter Menschen schaden und sie umbringen wird, wenn man ihn nicht aufhält. Himmel, er hat sogar versucht, Hades und seine Familie (bei der er es geschafft hat) umzubringen.

In welchem Maße steht das bitte zueinander?! Anstatt einfach den Abzug zu drücken und dem allen ein Ende zu bereiten, wird die ganze Szene in die Länge gestreckt und endet absolut unbefriedigend. Dazwischen noch das übliche “Ich kann dich nicht töten, dann wäre ich keinen Deut besser als du!” und das Finale ist perfekt.

EDIT 3: Beim erneuten Durchlesen ist mir aufgefallen, dass ich meinen Punkte eventuell nicht deutlich genug gemacht haben könnte:
Der leitende Konflikt der Geschichte ist die Flucht von Persephone und der drohende Krieg, der möglicherweise nicht nur die Unterwelt in Schutt und Asche zurücklassen könnte, sondern auch die Oberwelt in ihren Grundfesten erschüttert. Immer wieder wird dieser Konflikt in den Vordergrund getragen und wird zwischenzeitlich auch zu einem Leitmotiv der Handlungen von Persephone und Hades. Ich bin ein großer Fan von Actionfilmen, da ich das (repetitive) Prinzip eines Konflikts mit anschließendem großen Finale wirklich toll finde. Hier wurde diesem Prinzip aber unrecht getan. Anstatt des großen Finales wo die Fronten aufeinander treffen, Gut gegen Böse mit all ihrer Macht kämpfen, haben wir am Ende ein halbgares, dahingeklatschtes Finale, weil es zwischen dem ganzen "Geplänkel" noch eine Lösung geben muss.
“Das Buch ist doch aber “Dark Romance”, was hast du erwartet?” Oh, dafür lest weiter, das kommt noch.


Und so geht es das ganze Buch durch. Alles was auch nur annähernd interessant ist wird schnell abgehandelt, nur in einem Nebensatz erwähnt oder mittendrin unterbrochen- dabei ist das beliebteste Mittel zum Unterbrechen Persephones Geilheit auf Hades.
Immer wenn es gerade aussieht, als würde sich der Plot weiter entwickeln, haut die Autorin die “Sex-Keule” in die Geschichte und alles wird im Keim erstickt. Durch diese unverhofften Unterbrechungen sprang bei den beiden der Funke nie wirklich auf mich um und auch ihre Romanze konnte ich nicht wirklich verstehen.
Aber wo wir gerade bei Hades und Persephone sind…


Kapitel 4: Die Charaktere - Charactershifter und Instalover

Schauen wir uns mal die beiden Protagonisten in der Geschichte an.
Wie bei so ziemlich allem in dem Buch war ich auch von den Charakteren am Anfang wirklich angetan. Das hatte sich aber ab Kapitel 6 ziemlich schnell geändert.
Mein größtes Problem mit den beiden war in erster Linie, dass ich mich nicht auf sie als Charaktere verlassen konnte. Beide haben nahezu am Anfang einen Charaktershift durchgemacht.
Persephone wurde uns Anfangs als eine charakterstarke junge Frau dargestellt, mit hohen Zielen. Sie wollte ihren Masterabschluss machen, an ihr Geld kommen und bloß aus Olympus verschwinden, sie wollte ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Da hatte natürlich die Vermählung mit Zeus ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Hades auf der anderen Seite wurde als ein Mann dargestellt, der in seinem Leben schon viel erlebt hat und dagegen abgehärtet ist. Er wirkt berechnend und planend und schien in Krisensituationen sofort zu schalten. Ich meine, er hat ja schon vorher für den Notfall Vorräte in der ganzen Stadt anlegen lassen, damit seine Leute abgesichert sind, sollte es zu einem Krieg kommen.
Die beiden werden als eine Art “Grumpy x Sunshine"-Paar vorgestellt, aber irgendwie geht diese Gleichung am Ende für mich nicht auf.
Was daran liegt, dass beide sehr schnell in Rollen verfallen, die ihnen immer plotdienlich auf den Leib geschnitten werden.
So markiert Hades in der einen Situation den großen, bösen Wolf, während er sich zwei Sätze später schon von Persephone unterbuttern lässt. Und Persephone ist das liebe, neugierige Mädchen, verwandelt sich aber kurze Zeit später schon in einen Sex-Dämon der sich Hades aufdrängt.
Und ja, anders kann ich es nicht beschreiben. Persephone ist das ganze Buch über nur damit beschäftig bei Hades um Sex zu betteln. Ein “Nein” akzeptiert sie nicht.
Und ich akzeptiere an dieser Stelle kein “Ja, aber..”. Einfach aus dem Grund: Würden wir die Situation umdrehen, also das Hades kein “Nein” akzeptiert, wäre dies keine Liebesgeschichte, sondern ein Thriller.
In diesen Situationen geht die “charakterstarke junge Frau” für mich verloren. Sie kniet vor Hades, bettelt um seine sexuelle Befriedigung und benimmt sich dann, und das finde ich ziemlich verstörend, wie ein kleines Kind, wenn sie das nicht bekommt.
Ich weiß nicht, was das für ein Frauenbild abgibt, aber okay.
Hades auf der anderen Seite ist der König der Unterwelt, der Mafiaboss, das Urböse, der Mann, der in einem Brand seine Eltern verloren hat- was ihn nachträglich geschädigt hat- und was wurde aus ihm gemacht?
Nach ein paar Kapiteln unter seiner “Sirene” ist er ein treudoofes Hündchen, der ihr praktisch keinen Wunsch abschlagen kann. Auch in seinem Sexbunker wird versucht, ihn als den Obermacker, den Sexgott darzustellen- am Ende befolgt er aber auch nur Persephones Befehle und neigt sein Haupt vor ihrem Antlitz.
Bereits nach wenigen Tagen/Kapiteln sind die beiden einander auch schon voll und ganz verfallen. Anstatt das aber direkt abzuklären, kämpfen wir uns mit ihren “anbahnenden” Gefühlen durch das ganze Buch.
Lasst es Kapitel 10 oder so sein. Persephone liebt Hades, Hades liebt Persephone, das steht schon mehr als früh fest. Wundern tut es auch keinen, wenn man sich ein bisschen mit der griechischen Mythologie beschäftigt hat.
Jedoch haben wir, bis zum Ende, Seiten über Seiten innerer Monologe, bei denen immer eine der beiden Parteien darüber philosophiert, wie sehr er/sie den anderen doch liebt und wie wichtig er/sie ihr/ihm geworden ist. Dafür, das Hades Persephone bei seinem ersten Besuch mit ihr im Sex-Keller mehrfach versucht einzutrichtern, dass sie ihm Mitteilen soll, was sie will, ist er aber auch ungewöhnlich still wenn es um ihn selber geht. Die Beziehung der beiden geht so unfassbar schnell voran, dass es sogar für eine “Instalove-Geschichte” unglaubwürdig ist.
Es wird zwar immer wieder eingestreut, dass Persephone eine “seltsame Anziehung” zu Hades verspürt oder dass Hades auf der anderen Seite scheinbar nicht mehr ohne seine “Sirene”, seinen “Sonnenschein” leben kann… Aber woher diese Gefühle kommen wird nicht näher beleuchtet. Ihre gesamte Beziehung ist fleischlich.
Ich kann es noch irgendwo entschuldigen, dass Persephone einen direkten Deepdive vom 10 Meter Brett gemacht hat. Sie scheint irgendwas um die 24 Jahre alt zu sein, hatte vorher scheinbar schon einmal Erfahrungen mit einer Frau gemacht zu haben, aber ansonsten bleibt ihr vorheriges (Sex/Liebes)Leben im Schatten. Ich kann mir aber vorstellen, dass sie durch Demeter doch sehr eingeengt gewesen ist. Daher scheint Hades eine willkommene Abwechslung zu sein, an der man sich ausprobieren kann
Hades auf der anderen Seite ist was? Um die dreißig?

EDIT 5:
Ich wollt es wissen und bin das Buch noch mal durchgegangen:
Auf Seite 104 sagt Hades, dass er bis nach dem Tod seiner Eltern bis zu seinem 17. Lebensjahr den Titel des Hades mehr als Aushängeschild getragen hat, das Ruder aber nunmehr seit 16 Jahren trägt. Hades müsste demnach 33/34 Jahre alt sein.


Und ich frage mich immer noch, was passiert ist, dass Hades sich binnen weniger Tage auf eine so fleischliche Beziehung einlassen kann. Mal abgesehen davon, dass ich an sich nicht verstehe was ein Mitte dreißig Jähriger mit einer Mitte zwanzig Jährigen, die er gerade erst kennen gelernt hat, in seinem Sex-Keller will… aber gut, das bin nur ich. Aber Hades scheint mir in der Beziehung nicht der Unerfahrene zu sein- jedenfalls kommt es so während der Geschichte rüber. Und dann geht er, mir nichts dir nichts, eine Rache-Liebesbeziehung (dazu später noch mehr) mit deiner Frau ein, die er nicht kannte? Trägt ihr wenige Tage später alles hinterher und bemuttert sie, während er sich gleichzeitig selber bemuttern lässt? Diese ganzen Gefühle kommen von irgendwo her, bei beiden, und lassen sich auch nicht näher erklären.
Natürlich ist Hades nett zu Persephone und kümmert sich ein wenig um sie- vor dem Hintergrund mit ihrer Mutter scheint mir das aber eher problematisch zu sein. Es wird zwar auf der einen Seite immer gesagt, wie gut Demeter zu ihren Töchter war, auf der anderen Seite habe ich aber das Gefühl, dass sich die Töchter doch emotional von ihrer Mutter vernachlässigt gefühlt haben. Und jetzt, wo jemand mal nett zu Persephone ist, das Ganze direkt in Liebe umschlagen zu lassen, halte ich für fragwürdig.
Und natürlich ist Persephone die erste Frau, die scheinbar nicht vor Hades wegläuft- aber welche anderen Möglichkeiten hatte sie denn bitte? Zurück in die Oberstadt zu Zeus? Selbst als sie anfangs das Krankenhaus vorschlägt, haut er ihr die (guten) Argumente um die Ohren. Persephone steckt also mehr oder weniger bei Hades fest. Der scheinbar ja auch alle um sich herum auch immer weggestoßen hat.
Wir haben hier also ein Liebespaar, das durch furchtbare Umstände zueinander gefunden hat, das aber keine Charakter-Beziehung aufbaut. Abhängigkeit =/= Liebe. Die Chemie kommt das ganze Buch über nicht auf, die Liebe zwischen den beiden kommt aus dem Nichts und ist allerhöchstens fleischlich und in einer gewissen Abhängigkeit voneinander.
Über die anderen Charaktere kann ich hingegen nur wenig sagen, da sie so gut wie gar nicht vorkommen.
Gehen wir sie trotzdem mal flott durch:
Demeter ist, wie vorher angesprochen, eine furchtbare Mutter.
Zeus ist der Antagonist der Geschichte und böse.
Und Persephones Schwestern kommen alle nur so oberflächlich in der Geschichte vor, dass ich sie bis zum Schluss charakterlich nicht unterscheiden kann. Am Ende wird eine (ich glaube die jüngste) Namens Eurydike gejagt und landet auch in der Unterstadt… was sie aber von den anderen Unterscheidet? Keine Ahnung.
Hermes und Dionysos sind da, wenn die Geschichte es gerade braucht, hauen nur Sprüche raus und sind ansonsten nur Seitenfüller.
Und der Rest? Mehr gibt es da nicht wirklich. Die Charaktere verschwimmen mit dem Hintergrund, tragen nicht wirklich was zu allem bei und sind absolut austauschbar.

Kapitel 5: Sexbomb - Wieso es Genre gibt und warum man sie richtig nutzen sollte

Ich habe das jetzt vermehrt gelesen, dass, wenn man kein “Dark Romance” lesen möchte, es auch nicht tun sollte. Und da gebe ich jedem Recht. Ich kann nicht einen Krimi lesen und mich am Ende beschweren, dass es ein Krimi war. Das ergibt keinen Sinn und ist dem Buch gegenüber nicht gerecht.
Leider haben wir hier einen anderen Fall.
Neon Gods ist Dark Romance.
Ich muss gestehen, dass ich mich mit “Dark Romance” so gar nicht beschäftige. Das Genre ist schlicht und ergreifend einfach nicht meins, ich weiß daher, dass mir die Bücher nicht gefallen und halte mich deswegen auch weit davon entfernt und überlasse die Bücher denen, die sie gerne lesen!
Wieso hab ich dann, wenn Neon Gods ja scheinbar DR ist, mich nicht nur dazu entschieden das Buch zu lesen, sondern sogar an einer Leserunde teilgenommen?
Ganz einfach: Weil das Buch nirgendwo als “Dark Romance” kategorisiert wird.
Zum Zeitpunkt der Entstehung dieser Rezension (was grade der 01.12.2022 ist) haben wir auf folgenden Plattformen folgende Genreeinteilungen:
Lovelybooks: Fantasy
Amazon: Science-Fiction & Fantasy
Goodreads: Romance/Fantasy/Fantasy-Mythologie/Retellings
Thalia: Fantasy & Science Fiction/ Fantasy/Liebe & Romantik
Lesejury: Fantasy & Science Fiction / Fantasy
Genialokal: Romance /​ Paranormal /​ General
Hugendubel: Fantasy Romance

Auf allen möglichen, einschlägigen Buchbewertungs- oder -kaufseiten wird mit keinem Wort erwähnt, dass das Buch unter die Kategorie “Dark Romance” fällt.
Ich hab mir sogar die Mühe gemacht und die Verlagsvorschau rausgesucht, wo das Buch damals angekündigt wurde! Auch dort fällt es unter die Warengruppe “Belletristik/Fantasy” mit dem Hauptinhalt auf “Fantasy Romance”.
Ich bin also an dieses Buch rangegange in der Hoffnung, eine Fantasy-Romance-Geschichte zu lesen. Und diese Einschätzung trifft gar nicht zu. Nicht nur, dass wir bis auf die Barriere keinerlei Fantasyelemente haben, das ganze Buch ist durchtränkt von Smut. Was wie gesagt, gar kein Problem ist. Smut-Geschichten haben ihre Leser und die sollen sich an diesen Büchern austoben, wie sie wollen. Für mich sind sie nichts, daher lese ich sie nicht.
Von Romance im herkömmlichen Sinne finde ich in dem Buch nichts.
Genre sind dazu da, Bücher zu kategorisieren, damit es für den Leser einfacher ist, sich zurechtzufinden und das passende Buch für einen zu finden. Hier hat man dazu komplett versagt. Und das schimmert auch durch. Nicht nur waren in der Leserunde einige wirklich genervt, auch während meiner Recherche sind mir viele Rezensionen von Lesern untergekommen, die sich dem Genre verarscht gefühlt haben.
Und ich kann den meisten einfach nur zustimmen. Nur weil die Charaktere die gleichen Namen haben wie die Figuren aus der griechischen Mythologie, rechtfertigt nicht die Eingliederung in das Fantasy Genre, wenn es ansonsten keine anderen fantasy-ähnlichen Elemente gibt.
Und nur weil die Charaktere miteinander eine Liebesbeziehung eingehen, heißt das nicht, dass man solch wichtige Informationen wie beispielsweise Hades Sexbunker außer Acht lässt und das Buch nur unter “Romance” einordnet.
Der Sex vor Publikum ist in diesem Buch nicht nur wichtig, sondern auch eine Schlüsselthematik. Das Ziel der beiden ist es, sich an Zeus zu rächen. Dafür wollen sie ihm einmal seine “Trophäe” Persephone wegnehmen und ihn andererseits in aller Öffentlichkeit bloßstellen. Das wollen beide damit erzielen, dass sie Sex in Hades Sex-Keller (samt Thron und Podest) mit einander schlafen. Mehrfach. Immer wieder. Persephone erbettelt sich den Sex von Hades auserhalb des Kellers auch immer wieder. Wichtige Szenen werden durch ihren unbändigen Wunsch nach Sex unterbrochen.
Das Buch hat zwei, drei romantische Szenen, aber die sind kurz gehalten und gehen zwischen den ganzen explizit beschriebenen Sexszenen einfach unter. Auch tragen sie nichts wirklich zum Storytelling bei (Nein, sie sind nicht ausschlaggebend für Persephone, dass sie in der Unterwelt bleiben will und die Leute beschützen möchte- das wird am Ende auch nur Hades zugeschoben) und werden nur einzeln eingestreut. Ich mochte diese kleinen, romantischen Szenen sehr- schade nur, dass in einem Fantasy-Romance-Buch so wenig davon zu sehen war.
Hätte ich von Anfang an gewusst, dass ich es hier mit einem Dark Romance Titel zu tun habe, hätte ich das Buch nicht gelesen und mich allen voran auch nicht in der Leserunde beworben. Ich habe mich im Vorhinein über verschiedene Plattformen im deutschsprachigen Raum informiert und habe nirgends die Information gefunden.


EDIT 4:
Ich habe, während der Recherche, auch auf der Seite der Autorin nachgeguckt und dort kategorisiert sie das Buch nicht nur unter “Dark Romance” ein, sondern es sind auch verschiedene Triggerwarnungen zu der Geschichte zu finden. Wie kam es also dazu, dass der Verlag dachte “Machen wir mal einen Fantasy-Romance-Titel daraus und lassen die Triggerwarnungen weg!” Ich dachte, wir sind mittlerweile in der Buchwelt so weit, Triggerwarnungen einzubauen (vor allem wenn sie bereits vorhanden sind!). Zumal es bereits Lyx-Titel gibt, die Triggerwarnungen enthalten (z.B. die Worlds Collide Trilogie von Annabell Stehl oder die Right Here Dilogie von Anne Pätzold), also warum hat man es bei diesem Titel nicht auch gemacht?
Sind wir jetzt also so weit, dass ich mich nicht mehr auf die Informationen eines Verlages verlassen kann und immer erstmal den Autoren über Social Media aufsuchen und mich durch seine ganze Bio lesen muss, bis ich weiß was ich für ein Genre vor mir haben werde? Muss das sein?



Kapitel 6: Ein letzter Gedankenstrich

Zu guter Letzt noch einige andere Dinge die mir aufgefallen sind, bei denen ich mir unsicher war, wo genau ich sie einsortieren sollte:

1. Hades und Persephone zielen mit ihrem Pakt ab, dass Persephone durch den Sex (mit Hades und vor Publikum) für Zeus “verunreinigt” wird. Ein anderes Ziel hatten sie damit nicht. Nur lustigerweise interessiert das Zeus einen absoluten Dreck und Persephone ist für ihn immer noch “ansprechend”. Er sagt sogar zu Hades (Zitat Seite 400): “Ich habe vor, sie auf jede nur erdenkliche Weise zu genießen, nun, da du sie eingeritten hast.”
Toller Pakt, der scheinbar nichts genützt hat. Wenn man sowas schon einbaut, dann bitte mit Kopf. Wir haben hier ein leitendes Motiv des Plots, welches sich am Ende als komplett nutzlos herausstellt. Großartig.
2. Ganz zu Anfang kriegen wir mit, dass scheinbar seit Jahren niemand mehr etwas von Hades gehört hat und er deswegen sogar als tot gilt. Seine Statue steht verhüllt im Dodona Tower.
Später erfahren wir dann nicht nur von Hades Sex-Bunker, nein, er scheint da regelmäßig Audienzen abzuhalten und lädt dazu Gäste ein, die den neusten Tratsch auch gerne in die Oberstadt tragen. Wie zum Teufel wusste dann bitte kein Bürger, dass Hades noch am Leben ist? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein solcher Tratsch, der sich ja auch scheinbar immer wiederholt, nicht unter das “gewöhnliche Volk” gerät.
3. Auf Seite 271 spricht Hades auf dem Wintermarkt mit einem Gyrosverkäufer der Persephone stolz erzählt, dass seine Familie das beste Gyros in ganz Olympus verkauft und das schon seit mehreren Generationen. Jaja! Ihr Ahnenbaum geht zurück bis nach Griechenland, zu einem Chefkoch, der Cäsar höchstpersönlich bediente.
Wie auch immer das wirklich passen soll…
4. Die Wortwahl in dem Buch ist dann teilweise doch sehr dürftig. Und ich rede hier nicht von dem typischen SM-Slang mit Sir oder Meister. In der Geschichte wird einmal eine Frau mit “die schwarze” und eine andere Frau mit den Worten “die weiße” beschrieben. Ich weiß nicht, inwieweit das angebracht ist- ich bin dann doch drüber gestolpert. Und nein, ich denke nicht, dass das an der Übersetzung liegt, weil es im Original auch nicht schmeichelhafter klingt. Da ist es nämlich:

"The Black Women who appears from between (...)"
&
"(...) she's a happy, middle-age white woman who could(...)


5. Etabliert nicht einen charaktertreibenden Grund, wenn ihr eh nie vorhabt den aufzulösen. Mehrfach, mehrfach(!) wurde uns ins Gesicht gedrückt, dass Zeus Hades Eltern umgebracht hat. Es scheint ein Schlüsselmoment zwischen den beiden zu sein, auf den alles hinausläuft, aber was genau es damit auf sich hat, wird nicht aufgelöst! Wir wissen nur, dass Hades Eltern bei einem Feuer umgekommen sind und ich glaube, dass die Mutter nicht sterben sollte. Himmel! Hades spricht es mehrfach an, Hermes hackt darauf rum! Gott, sogar Zeus spricht im “grande Finale” darüber, gibt ein wenig mehr Infos und stirbt dann einfach, ohne dass wir eine full conclusion haben! “Ja, aber so ist das manchmal, dass man nicht weiß was in wirklichkeit passiert ist.” Das ist das schön: Bücher sind nicht die Realität und es gibt viele Beispiele, wieso zu viel Realismus in Büchern nicht gut ist!
In diesem Fall: es ist unbefriedigend die ganze Zeit was auf die Nase gebunden zu kriegen und am Ende wird es nicht aufgelöst. Daumen hoch.

Fazit
Wer ein modernes Retelling des Mythos um Hades und Persephone erwartet, sollte die Finger davon lassen. Bis auf die Namen hat dieses Buch nämlich gar nichts mit dem griechischen Original zu tun.
Dazu sollte man sich auch nicht von der Bezeichnung “Fantasy-Romance” in die Irre führen lassen, da es weder ein Fantasy- noch ein herkömmliches Romance-Buch ist. Das Buch gehört in die “Dark Romance” Schublade und man muss auch damit rechnen, wenn man das Buch liest.
Aber daneben punktet das Buch mit so ziemlich gar nichts:
Der Plott ist langweilig, vorhersehbar und hat keine vernünftige Auflösung des eigenen Konfliktes.
Die Charaktere gehen einem relativ schnell auf die Nerven, bleiben nicht in ihren eigenen Charakterzügen und haben nichts mit ihren Vorlagen aus der griechischen Mythologie zu tun.
Die “Liebesbeziehung” ist an den Haaren herbeigezogen.
Spannung wird durch Smut, Sex und SM immer wieder unterbrochen.
Wenn das aber trotzdem nach einem Buch klingt, das euch interessiert, kann ich euch nur sehr viel Spaß mit dem Buch wünschen.

Für mich bekommt das Buch 0,5 von 5 Sterne und ich werde garantiert kein weiteres Buch dieser Reihe lesen.
Danke, dass ihr bis hierhin gelesen habt!

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