Leserunde zu "Das Erbe der Rosenthals" von Armando Lucas Correa

Zwei Mädchen. Zwei Schicksale. Eine gemeinsame Hoffnung
Cover-Bild Das Erbe der Rosenthals
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Armando Lucas Correa (Autor)

Das Erbe der Rosenthals

Roman

Ute Leibmann (Übersetzer)

1939 muss die elfjährige Hannah mit ihrer Familie aus Berlin fliehen, denn sie ist Jüdin. Ein Schiff soll sie nach Kuba bringen, doch nur die Wenigsten dürfen die St. Louis dort verlassen. Auch Hannahs Familie wird auseinandergerissen.
2014 sucht die elfjährige Anna nach den Wurzeln ihres bei 9/11 verstorbenen Vaters. Ein Brief ihrer Großtante enthält Fotos und erste Hinweise. Doch erst als sie zusammen mit ihrer Mutter von New York nach Kuba reist, kommt sie der Geschichte ihrer Familie wirklich nahe ...

Was bedeutet es, auf der Flucht zu sein, seine Heimat zu verlieren, die Liebsten? Einfühlsam und sprachgewaltig erzählt Armando Lucas Correa die Geschichte zweier Mädchen, die zwei Kontinente und mehr als sechs Jahrzehnte trennen, die aber so vieles verbindet: die Liebe zu ihren Vätern, ihr Überlebenswille, die Hoffnung.

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 13.11.2017 - 03.12.2017
  2. Lesen 18.12.2017 - 07.01.2018
  3. Rezensieren 08.01.2018 - 21.01.2018

Bereits beendet

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 08.01.2018

Weit hinaus über das Meer

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und die Ozeane geht es im Jahr 1939 für die elfjährige Hannah Rosenthal. Man kann es sich schon denken: dies ist mitnichten eine Vergnügungsreise, nein, ganz im Gegenteil: sie und ihre Eltern sind Juden, ...

und die Ozeane geht es im Jahr 1939 für die elfjährige Hannah Rosenthal. Man kann es sich schon denken: dies ist mitnichten eine Vergnügungsreise, nein, ganz im Gegenteil: sie und ihre Eltern sind Juden, die vor dem nationalsozialistischen Regime in Deutschland fliehen. Doch Ende der Dreißiger Jahre ist die Welle der fliehenden Juden so riesig, dass viele Staaten keine Flüchtlinge mehr aufnehmen, egal, wie verzweifelt deren Situation ist.

Kuba ist das Land, auf das die Familie Rosenthal ihre Hoffnungen setzt und ihre Reise mit dem Schiff St. Louis basiert auf realen Begebenheiten: dieses Schiff, das mit Hunderten von Flüchtenden Kuba ansteuerte, gab es wirklich.

Um die Ahnungen der Interessierten nicht über Gebühr zu strapazieren: das Schicksal der St. Louis und auch der Familie Rosenthal ist ein tragisches. Familien werden getrennt, Freunde sowieso und auch der Staat Kuba kommt in diesem Buch nicht gut weg - unter den unterschiedlichen Regierungen, kann man erlesen, war das Leben dort für viele - gerade auch für Fremde - kein Leichtes.

Im Roman werden verschiedene Stationen im Leben von Hannah beschrieben: das Leben in Berlin und dessen abruptes Ende, die Fahrt mit der St. Louis und verschiedene Passagen ihres Lebens auf Kuba. Und es gibt eine Parallelgeschichte - die des Mädchens Anna in New York. Wie sich das wohl zusammenfügt?

Ein bemerkenswertes Buch, das gleichwohl seine Schwächen hatte, fand ich jedenfalls. Für mich stellten die frühen Jahre - die Flucht aus Berlin, die Reise der Familie Rosenthal auf der St. Louis eindeutig den stärkeren Part dar - die Zeit in Kuba wirkte dann zerfasert und teilweise nicht ausreichend erläutert. Ganz so, als konnte oder durfte der Autor nicht zu viel schreiben. Dennoch habe ich den Roman sehr gerne gelesen, wobei mich vor allem die angehängten Erläuterungen über das wahre Schicksal des Schiffes St. Louis und seines Kapitäns sehr faszinierten.

Ein Roman, den ich jedem ans Herz lege, der das tragische Schicksal der Juden in der Zeit des Nationalsozialismus in all seinen Facetten erfassen will. Hier wird ein weiterer Baustein dazu geliefert!

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Veröffentlicht am 08.01.2018

Außergewöhnlich und sehr bewegend

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Klappentext:

1939 muss die elfjährige Hannah mit ihrer Familie aus Berlin fliehen, denn sie ist Jüdin. Ein Schiff soll sie nach Kuba bringen, doch nur die Wenigsten dürfen die St. Louis dort verlassen. ...

Klappentext:

1939 muss die elfjährige Hannah mit ihrer Familie aus Berlin fliehen, denn sie ist Jüdin. Ein Schiff soll sie nach Kuba bringen, doch nur die Wenigsten dürfen die St. Louis dort verlassen. Auch Hannahs Familie wird auseinandergerissen.
2014 sucht die elfjährige Anna nach den Wurzeln ihres bei 9/11 verstorbenen Vaters. Ein Brief ihrer Großtante enthält Fotos und erste Hinweise. Doch erst als sie zusammen mit ihrer Mutter von New York nach Kuba reist, kommt sie der Geschichte ihrer Familie wirklich nahe.

Die Geschichte wird immer aus zwei Perspektiven und in unterschiedlichen Zeiten erzählt. Einmal aus der Sicht von Anna die im Jahre 2014 auf die Suche nach Ihrem Vater ist und aus der Sicht von Hannah, die man einmal von klein auf kennen lernt. Ihre Geschichte, wie sie in Berlin wohnt, wie sich die Lage dort verändert und wie es den Juden geht, wird aus Ihrer Sicht erzählt. Die Überfahrt nach Kuba beinhaltet auch eine Menge ergreifender Ereignisse. Sie muss dann mit Ihrer Muttrr alleine nach Kuba und Ihren Vater und Ihren Freund Leo zurück auf der St. Louis lassen.
Ab da wird dann Hannahs Geschichte weiter erzählt, bis zur Gegenwart. In der Zeit ist Anna und Ihre Mutter dann auch schon bei Ihr.
Die Geschichte der Rosenthals ist eine unglaublich traurige Geschichte. Der Autor lässt die Charaktere sehr echt wirken und man kann sich alles sehr gut vorstellen. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig.
Am Ende wird nochmal die echte Situation der St. Louis erzählt und danach bekommt man Bilder zu sehen von der St. Louis und der Passagiere. Die Liste mit den ganzen Unterschriften hat mich sehr berührt. Damit hatte ich nicht gerechnet, dass nochmal so reale Eindrücke und Fotos am Ende zu sehen sind. Das war eine Überraschung, die unter die Haut ging. Für mich ist das Buch in dem Moment zum Leben erweckt. Ganz toll gemacht Herr Armando Lucas Correa!

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Veröffentlicht am 08.01.2018

Emotional und Bewegend- Das Erbe der Rosenthals

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Klappentext:

1939 muss die elfjährige Hannah mit ihrer Familie aus Berlin fliehen, denn sie ist Jüdin. Ein Schiff soll sie nach Kuba bringen, doch nur die Wenigsten dürfen die St. Louis dort verlassen. ...

Klappentext:

1939 muss die elfjährige Hannah mit ihrer Familie aus Berlin fliehen, denn sie ist Jüdin. Ein Schiff soll sie nach Kuba bringen, doch nur die Wenigsten dürfen die St. Louis dort verlassen. Auch Hannahs Familie wird auseinandergerissen.
2014 sucht die elfjährige Anna nach den Wurzeln ihres bei 9/11 verstorbenen Vaters. Ein Brief ihrer Großtante enthält Fotos und erste Hinweise. Doch erst als sie zusammen mit ihrer Mutter von New York nach Kuba reist, kommt sie der Geschichte ihrer Familie wirklich nahe.

Was bedeutet es, auf der Flucht zu sein, seine Heimat zu verlieren, die Liebsten? Einfühlsam und sprachgewaltig erzählt Armando Lucas Correa die Geschichte zweier Mädchen, die zwei Kontinente und mehr als sechs Jahrzehnte trennen, die aber so vieles verbindet: die Liebe zu ihren Vätern, ihr Überlebenswille, die Hoffnung.

Autor:

Armando Lucas Correa lebt in Manhatten und arbeitete dort als Herausgeber eines wichtigen Magazines der spanischen Gemeinschaft in den USA.

Inhalt:

Hannah muss mit ihrer Familie aus Deutschland fliehen, das sie Juden sind. So wollen nach New York, doch sie kommen niemals dort an.

Anna lebt mit ihrer Mutter in New York und hat ihren Vater bei 9/11 verloren und möchte nun endlich wissen woher sie kommt.
Sie besuchen Hannah in Kuba, da sie die Großtante von ihrem Vater war und ihn groß gezogen hat.

Erster Satz:

Ich war knapp 12, als ich mir vornahm, meine Eltern umzubringen.

Meine Meinung:

Der Grund warum ich mich für die Leserunde angemeldet habe ist, dass das Buch zu einem Teil am Anfang des zweiten Weltkrieges spielt. Und da mein Opa im zweiten Weltkrieg war und mir heute noch davon erzählt. Ja mein Opa hat ein stolzes Alter von 93 Jahre.
Das Buch hat deshalb auch sofort meine Interesse geweckt und ich hab mich dann umso mehr gefreut als ich es von der Lesejury zugeschickt bekommen habe.

Das Cover finde ich sehr ansprechend. Das junge Mädchen, dessen Rückseite man sieht mit einem Koffer in der Hand, an der Reeling eines Schiffes und aufs Meer schaut. Man weiß als Leser sofort das es Hannah, und dadurch das man ihr Gesicht nicht sieht, kann man als Leser trotzdem noch seine Fantasy spielen lassen.

Der Schreibstil des Autors ist sehr flüssig zu lesen und ich konnte das Buch irgendwann nicht mehr aus der Hand legen.
Mich hat die Geschichte von Anna und Hannah, sehr gefesselt und auch sehr berührt.

Die beiden Mädchen waren mir auch auf Anhieb sehr sympathisch. Als erstes lernen wir Hannah kennen, als sie noch ein elfjähriges Mädchen ist. Sie bekommt deutlich zu spüren, dass sie gemieden und gehasst wird, nur weil sie Jüdin ist.
Auch lernt man ihren besten Freund kennen, der sie später verraten hat. Die beiden stromen zusammen durch Berlin.
Was wirklich ein bisschen Paradox ist, das Hannah auf diesen Streifzügen fotografiert worden ist und am nächsten Tag, als deutsches Mädchen bezeichnet worden ist in der Zeitung. Da merkt man erstmal, wie die Menschen früher gedacht haben. Nur weil Hannah Jüdin hat, war sie keine Deutsche mehr.

Etwas später lernen wir Anna kennen. Anna hat sehr früh ihren Vater verloren und hat sogut wie keine Erinnerung mehr an ihn. Ihre Mutter zerbricht fast daran, und irgendwann kümmert Anna sich um sie.
Die Mutter, erwacht erst wieder zum Leben, als ein Brief von der Großtante Hannah kommt, und die zwei zu sich einlädt.

Der Hauptteil des Buches, ist die Schifffahrt von Berlin nach Kuba. Den die Rosenthals fliehen.
Doch an Kuba angekommen Platz der Traum, von der Freiheit. Den Kuba nimmt die Flüchtlinge plötzlich nicht mehr auf. Hannah und ihre Mutter haben Glück und können an Land. Doch der Vater muss wieder zurück nach Deutschland.
Die Mutter fängt an Kuba zu hassen und möchte aber erst nach New York, wenn der Vater nachkommt, was aber nie passieren wird.

Ich finde es wirklich schrecklich lesen zu müssen, wie man damals mit der Hoffnung der Menschen gespielt hat und man sie dann trotzdem in ihr Verderben fahren lies.
Auch wurde es in Kuba nicht besser, den wie in Berlin zuvor die Juden verfolgt worden sind, wurden die Kuba die Zeugen Jehovas verfolgt.
Ich finde es wirklich schrecklich, das man früher die Menschen auf ihre Religon reduziert hat.
Und heute ist es nicht viel besser, heute wird nur auf das Äußere geachtet, dabei ist es doch egal ob jemand Jude oder Moslem ist oder ob jemand schwarz ist oder weiß. Mensch ist schließlich Mensch!

Ich finde die Geschichte von Hannah sehr bewegend und es tut mir immer sehr leid zu sehen, was sie in so jungen Jahren mit erleben musste und doch ist sie eine sehr starke Frau.

Ich finde es auch super, das sie Anna ihre Geschichte anvertraut und ihr auch etwas über ihren Vater erzählen kann und der Autor, hat wirklich super die Geschichte der beiden Frauen verbunden und das finde ich sehr bewegend.
Ich hoffe das noch einiges von dem Autor kommen wird und ich werde es auch definitiv lesen.

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Veröffentlicht am 08.01.2018

Ergreifend

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Das Erbe der Rosenthals:
Der Debütroman von Armando Lucas Correra ist erst am 21.12.2017 in deutscher Sprache erschienen und wurde aus dem englischen „The German Girl“ von Ute Leibmann übersetzt.
Meine ...

Das Erbe der Rosenthals:
Der Debütroman von Armando Lucas Correra ist erst am 21.12.2017 in deutscher Sprache erschienen und wurde aus dem englischen „The German Girl“ von Ute Leibmann übersetzt.
Meine persönlichen Eindrücke:
Das Buchcover gefällt mir sehr gut, es spiegelt Aufbruch, Heimatlosigkeit und Verlorenheit wider.
Das Buch ist den Passagieren der St. Luis gewidmet und basiert auf der wahren Geschichte jüdischer Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Kuba. Trotz gültiger Papiere durften im Frühjahr 1939 nur 29 von den 937 Passagieren nach Kuba einreisen.
Auf 432 lässt mich der Autor teilhaben an der Geschichte zweier Mädchen: Hannah, auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft und Anna auf der Suche nach der Vergangenheit.
Die Handlung beginnt 1939 mit dem Leben und der Flucht von Hannah Rosenthal in der NS-Zeit und wechselt sich in zwei Erzählperspektiven ab mit der Geschichte von Anna Rosen, die im Jahr 2014 auf der Spurensuche nach ihrem Vater mit Hannahs Lebensgeschichte konfrontiert wird. Ihre beiden Schicksale werden am Ende zu einer gemeinsamen Geschichte.
Das Buch ist flüssig und in einer lebhaften, bildlichen Sprache geschrieben. Es hat mich von Anfang an gefesselt.
Die Charaktere sind authentisch und lebhaft beschrieben, so dass ich schnell eintauchen konnte in die Straßen von Berlin, wo die 11-jährige Hannah mit ihrem Freund Leo die immer schlimmer ausartende Entwicklung der Nationalsozialisten und die Judenverfolgung hautnah miterleben müssen.
Hannahs Vater Max gelingt es schließlich für seine Familie, sowie für Leo und Leos Vater die rettende Passage auf dem Schiff St. Louis Richtung Kuba zu ergattern, mit der Hoffnung, von Kuba aus weiter nach New York zu gelangen.
Die einst so angesehene und wohlhabende Familie Rosenthal lässt alles in Deutschland zurück und scheint den Gräueltaten des NS Regimes entfliehen zu können.
Doch von den 938 Passagieren dürfen letztendlich nur 29 nach Kuba einreisen, darunter Hannah und ihre schwangere Mutter Alma. Max, Leo und sein Vater müssen zurück nach Europa in eine ungewisse Zukunft.
Werden sich Hannah und ihr Vater jemals wiedersehen? Wird Leo seine Hannah eines Tages wiederfinden?
Die Familie Rosenthal scheint unter einem nicht enden wollenden Fluch zu stehen und Hannah und ihre Mutter müssen auf Kuba ihren Weg finden.
Sie erleben mit der kubanischen Revolution wieder ein Religionsverbot, Verfolgung und die Verarmung der Bevölkerung. Auf Kuba scheint sich die Geschichte in einer ähnlichen Weise zu wiederholen.
Hannahs Lebensgeschichte erfährt neue Hoffnung, als sie von ihrer Nichte Anna Rosen erfährt.
Annas Geschichte spielt im Jahr 2014 in New York, wo sie auf Spurensuche nach ihrem am 9.Sept 2001 verstorbenen Vater ist.
Eines Tages erhält Anna einen Brief von ihrer alten Tante Hannah, die Annas Vater auf Kuba aufgezogen hat, nachdem seine Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen waren. Anna reist daraufhin mit ihrer Mutter nach Kuba um ihre Tante kennenzulernen und mehr über ihren Vater zu erfahren. In Kuba lernt Anna die tragische Geschichte der Familie Rosen / Rosenthal kennen.
Dieser letzte Abschnitt des Buches zieht sich ein wenig in die Länge, spiegelt aber auch die triste Lebenssituation auf Kuba wieder.
Fazit:
Armando Lucas Correa versteht es den Leser mit einer lebendigen und bildhaften Schreibweise mitten ins Herz zu treffen. Als Leser bin ich hautnah dabei, mittendrin im Geschehen.
Ständig meint man, es gibt noch Hoffnung, dann bangt man wieder mit der Familie und ist letztendlich sehr ergriffen, sehr aufgewühlt und betroffen von den Ereignissen.
Historische Fakten werden geschickt in den Roman eingebaut, so dass die fiktiven Geschichten authentisch wirken. Man meint, sie könnten sich tatsächlich genauso zugetragen haben.
Die Fotos der Passagiere auf der St. Louis findet man im Anhang des Buches und sie geben den Romancharakteren Gesichter.
Ich kann Euch eine absolute Leseempfehlung aussprechen für ein sehr gelungenes, spannendes und ergreifendes Buch.

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Veröffentlicht am 08.01.2018

Interessante Erzähl-Perspektive!

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Der Roman behandelt thematisch die Judenverfolgung während der Zeit des sogenannten 'Dritten Reiches'.

Aber aus der Perspektive eines Kindes.

Nämlich aus der Perspektive von Hannah. Ich habe das, ehrlich ...

Der Roman behandelt thematisch die Judenverfolgung während der Zeit des sogenannten 'Dritten Reiches'.

Aber aus der Perspektive eines Kindes.

Nämlich aus der Perspektive von Hannah. Ich habe das, ehrlich gesagt, nicht erwartet. Also die Perspektiven, nicht die Thematik. Die Thematik ist ja, soweit ich weiß, ein recht beliebtes Thema unter Autoren. Jedenfalls habe ich schon viele Romane in der Richtung gesehen und auch gelesen. Das Erbe der Rosenthals behandelt aber nicht nur einen Erzählstrang, sondern zwei und das macht es wieder zu etwas, das ich über alles liebe - einem Familienepos.

1939 muss die elfjährige Hannah mit ihrer Familie aus Berlin fliehen, denn sie ist Jüdin. Ein Schiff soll sie nach Kuba bringen, doch nur die Wenigsten dürfen die St. Louis dort verlassen. Auch Hannahs Familie wird auseinandergerissen.

2014 sucht die elfjährige Anna nach den Wurzeln ihres bei 9/11 verstorbenen Vaters. Ein Brief ihrer Großtante enthält Fotos und erste Hinweise. Doch erst als sie zusammen mit ihrer Mutter von New York nach Kuba reist, kommt sie der Geschichte ihrer Familie wirklich nahe.

Was bedeutet es, auf der Flucht zu sein, seine Heimat zu verlieren, die Liebsten? Einfühlsam und sprachgewaltig erzählt Armando Lucas Correa die Geschichte zweier Mädchen, die zwei Kontinente und mehr als sechs Jahrzehnte trennen, die aber so vieles verbindet: die Liebe zu ihren Vätern, ihr Überlebenswille, die Hoffnung.



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Die Perspektive. Bisher habe ich noch kein Buch aus der Perspektive eines Kindes zum Thema "Holocaust" gelesen. (Ja, ihr habt richtig gehört. Ich habe nie 'Der Junge im gestreiften Pyjama' oder 'Die Bücherdiebin' gelesen. Und Anne Frank zählt für mich eher zu den Teenies.)
Die Flucht. Ich habe die Flucht gemocht, weil sie mich an 'Als die Liebe endlich war' erinnert hatte. Dort geht es nämlich auch nicht um das Leben als Jude während der Diktatur, sondern um die Flucht und den Weg an sich.
Realitätsnah. Hier wird nicht viel mit Fantasie herumgespielt, sondern knallharte Fakten aufgezeigt, die sonst eigentlich im normalen Schulunterricht keine Erwähnung finden. Vor allem die Erfahrungen außerhalb Deutschlands, die man als Jude machen musste, waren wirklich sehr gut recherchiert. (Guckt mich nicht so an! Natürlich habe ich nachgeschaut, ob das alles stimmt. Schließlich will ich wissen, ob das, was ich lese, auch wirklich wahr ist.)
Der Schreibstil bzw. die Übersetzung. Da wir ja fast immer mit Übersetzungen zu tun haben, lässt sich eigentlich nicht viel über den Schreibstil des Autors sagen. Deswegen urteile ich einfach mal über die Übersetzung. Ich fand sie flüssig und habe keine Fehler gefunden. Man hat sich einer sehr bildgewaltigen Sprache bedient, die an manchen Stellen stark zwischen emotionell und teilnahmslos schwankte. Ich hatte so wie so das Gefühl, dass Hannahs Parts eher in die Richtung distanziert (vielleicht aufgrund dem zeitlichen Bezug?) und Annas eher in die Richtung emotionell ging (evtl. wieder möglicher temporaler Bezug?).
Die Charaktere. Die Charaktere haben mir wirklich in der Hinsicht gefallen, dass sie recht individuell und jeder für sich auf seine eigene Art und Weise durch waren. Manche waren psychisch wirklich nicht mehr auf voller Höhe, was das Lesen sehr interessant gestaltet hat. Aber seien wir mal ehrlich: Wer hätte noch alle Tassen beisammen, wenn er von einer Horde fanatischer Irrer gejagt worden wäre? Eben. Niemand.


Dislikes

Einige Passagen haben sich wirklich gezogen wie Kaugummi. Ich weiß nicht, woran es genau lag. Vielleicht an der Übersetzung? Oder vielleicht waren ein paar Informationen zu viel des historischen Inputs? Ich kann es wirklich nicht benennen, aber leider bleibt mein Eindruck: Einige Stellen waren zum Einschlafen.
Ich weiß nicht, ob es wirklich ein Dislike ist, aber die schreibstiltechnischen Unterschiede zwischen Hannah und Anna fand ich doch etwas... ja... nervig. Ich hätte gern etwas mehr Einheitliches gehabt, wenn ihr versteht, was ich meine. Es war jetzt nicht wirklich schlecht oder hat die Qualität der Geschichte gemindert, aber mich hat es doch etwas gestört. Aber vielleicht ist das hier auch nur Meckern auf höchstem Niveau.
Die Gedanken und Ausdrucksweisen mancher - vor allem kindlichen - Charakteren ist doch etwas fragwürdig und raubt die Authentizität. Kinder denken wie Erwachsene und andersherum. Ich fand das an einigen Stellen wirklich komisch, habe mir da aber nichts weiter gedacht. Es waren eben flüchtige Momente, die auch nicht so tragisch viel an der Story mitgewirkt hatten.


Aufgrund der Perspektive war der Roman schon etwas besonderes für mich. Das Erbe der Rosenthals hatte zwar einige gesprungene Ecken und Kanten, war aber dennoch eine durchaus lesenswerte und vor allem informative Lektüre. Ich würde diesen Roman niemandem empfehlen, der gerade auf ein Buch für zwischendurch aus ist, da die Geschichte dann doch etwas anspruchsvoller ist, als sie zu Anfang scheinen möchte.

Der Autor geht vernünftig und gut recherchiert an die grundsätzliche Thematik heran. An dieser Stelle muss gesagt werden, dass viele Autoren kritische Themen falsch anfassen ( wie bspw. Picoult mit Große kleine Schritte, wo sie alle Weiße als Rassisten betitelt und Rassismus als eine angeborene Krankheit darstellt, die wirklich und nur alle Weißen befällt. Und das direkt nach der Geburt an. Wir komme also quasi als Rassisten auf die Welt. Nett, oder?) und somit eigentlich meilenweit von ihrer eigentlichen Intention abschlittern. Nicht so Correa. Aufgrund seiner guten und ausführlichen Recherche macht er das Thema nicht nur faktisch sondern auch realistisch greifbar. Hier wurden keine Fakten alternativisiert sondern die Wahrheit knallhart ausgesprochen.

Was mir persönlich als keiner Bonus auch noch gefallen hat, war der Anhang, wo Fotos und Quellen gezeigt wurden. So etwas liebe ich, weil ich mich persönlich für Geschichte enorm interessiere.

Ich verbleibe aufgrund der genannten Punkte deshalb mit vier Sternen, denn einige Stellen hätte man noch ein wenig mehr ausarbeiten können.

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