Veröffentlicht am 24.10.2021
Das Buchcover finde ich ansprechend gestaltet. Die links abgebildete Frau stellt wahrscheinlich die Dorfschullehrerin Helene da, an ihrer Hand ist ein Mädchen mit Schulranzen. Auch wenn das Cover eher ...
Das Buchcover finde ich ansprechend gestaltet. Die links abgebildete Frau stellt wahrscheinlich die Dorfschullehrerin Helene da, an ihrer Hand ist ein Mädchen mit Schulranzen. Auch wenn das Cover eher schlicht und mit einigem Freiraum gestaltet ist, gibt es bei genauerem Hinsehen immer mehr Details und eventuelle Hinweise auf den Inhalt des Buches zu sehen. Etwa die Vögel, die möglicherweise für Freiheit stehen oder die Frage, wer wohl das Mädchen an der Hand der Frau ist…?
Der Schreibstil von Eva Völler gefällt mir sehr gut. Es ist leicht, in die Handlung hineinzukommen. Direkt zu Beginn wird die Protagonistin Helene vorgestellt, die sich schnell als zupackende Frau mit starkem Willen entpuppt. Bald darauf lernt die angehende Dorflehrerin Helene den Dorfarzt kennen, den sie zu einer Hausgeburt begleitet. Schon bei dieser ersten Begegnung kommt mir die Frage in den Sinn, ob diese beiden eventuell später ein Paar werden, auch wenn es an dieser Stelle noch keine Anzeichen gibt, was für die Autorin spricht, da dies zu früh wäre. Mit ihrer sympathischen und zupackenden Art beruhigt Helene die älteren Kinder der werdenden Mutter und assistiert bei der Geburt des Kindes.
Nach und nach lernt die angehende Dorflehrerin weitere Dorfbewohner, darunter etwa ihre neuen Kolleg:innen kennen und es wird deutlich, dass sie eine als unbeliebt eingeschätzte Stelle angenommen wird, was die Frage aufkommen lässt, wieso sie sich dafür entschieden hat. Ohne diese Frage konkret zu formulieren, gelingt es der Autorin Spannung und den Wunsch, mehr zu erfahren, aufkommen zu lassen. Als der Grund für die Versetzung der Lehrerin, dass sie hofft, ihr Kind über die Grenze schmuggeln zu können, bekannt wird, stellen sich nur noch mehr Fragen. Wie kommt es zu dieser Situation? Was hat es mit dem Vater auf sich? Wird die Wiedervereinigung von Mutter und Tochter gelingen?
Wie ich es von Eva Völler schon aus der „Ruhrpott-Saga“ kenne, schafft sie es, tiefgründige Charaktere zu zeichnen und spannende Handlungsstränge zu entwerfen. Dabei nutzt sie personale er-/sie- Erzähler:innen, die es der lesenden Person ermöglichen, ganz nah an den Gedanken und Gefühlen der handelnden Personen zu sein. Auch wenn zu erwarten ist, dass sich eine Liebesgeschichte entwickeln wird, ist nicht davon auszugehen, dass die Handlung oberflächlich bleibt. Besonders gut gefällt mir auch die Verwendung von Platt. Dies lässt die Handlung authentisch erscheinen und ist so geschickt eingebaut, dass auch ohne Nachschlagen der Erklärungen im hinteren Buchteil verständlich ist, worum es geht.
Die Leseprobe hat es auf jeden Fall geschafft, dass ich unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht. Ich war sehr enttäuscht, als ich an ihrem Ende angekommen war. Vom Fortgang der Handlung erhoffe ich mir, mehr über die Hintergründe und Erfahrungen von Helene und ihrer Tochter zu erfahren. Außerdem wünscht sich die Romantikerin in mir, dass sich mehr als Freundschaft zwischen Helene und dem Dorfarzt Tobias entwickelt und dass irgendwann alle sich liebenden Menschen vereint werden. Das alles wird nicht ohne weiteres passieren. Vor der Protagonistin liegen viele Herausforderungen auf verschiedenen Ebenen. Sie muss sich an der völlig unterbesetzten Schule zurechtfinden und versuchen, trotz der schlechten Bedingungen das Beste für ihre Schüler:innen zu erreichen. Gleichzeitig arbeitet sie an einem Plan, ihre Tochter über die Grenze zu bekommen. Wie das alles passieren wird, ist nicht absehbar, was es umso attraktiver macht, immer weiter zu lesen.