Leserunde zu "Die Optimierer" von Theresa Hannig

Die perfekte Gesellschaft - der größte Albtraum?
Cover-Bild Die Optimierer
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Mit Autoren-Begleitung
Theresa Hannig (Autor)

Die Optimierer

Roman

MEHRFACH PREISGEKRÖNT! Ausgezeichnet mit dem Stefan-Lübbe-Preis 2016 und dem Seraph 2018 für das beste Debüt.

Im Jahr 2052 hat sich die Bundesrepublik Europa vom Rest der Welt abgeschottet. Hochentwickelte Roboter sorgen für Wohlstand und Sicherheit in der sogenannten Optimalwohlökonomie. Hier werden alle Bürger von der Agentur für Lebensberatung rund um die Uhr überwacht, um für jeden Einzelnen den perfekten Platz in der Gesellschaft zu finden.

Samson Freitag ist Lebensberater im Staatsdienst und ein glühender Verfechter des Systems. Doch als er kurz vor seiner Beförderung beschuldigt wird, eine falsche Beratung erteilt zu haben, gerät er in einen Abwärtsstrudel, dem er nicht mehr entkommen kann. Das System legt alles daran, ihn zu optimieren ... ob er will oder nicht.


Mehr zu Theresa Hannig auf ihrer Homepage: www.theresahannig.de

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 30.10.2017 - 19.11.2017
  2. Lesen 04.12.2017 - 24.12.2017
  3. Rezensieren 25.12.2017 - 07.01.2018

Bereits beendet

Schlagworte

Dystopie Raumschiffe Postapokalypse Raumschiff Thriller Zukunftsroman Heliosphere Scifi Weltraum Roboter Weltraumabenteuer Sci Fi High Tech Zeitreise überwachungsstaat überwachung angenehm Zukunft Wohlfahrtsölonomie Wohlfahrt Weltbild Utopie Technologie Technik Szenario System Staatsdienst Sicherheit Seraph Science Fiction Romane Science Fiction Politik Philosophie Perfekte Welt Nahe Zukunft Manipulation Lebensstandard Lebensberater Gesellschaftsroman Gesellschaft Europa Deutschland Debütroman Bundesrepublik Arbeit Agentur

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 02.01.2018

Die Zukunft - Zwischen Gut und Böse

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Cover
In gedruckter Form ist das Cover gelb und sehr futuristisch. Ich bin ein typischer Cover Leser. Wenn mir ein Cover zusagt, dann muss ich schauen und lesen. So auch in diesem Fall. Es passt auf jeden ...

Cover
In gedruckter Form ist das Cover gelb und sehr futuristisch. Ich bin ein typischer Cover Leser. Wenn mir ein Cover zusagt, dann muss ich schauen und lesen. So auch in diesem Fall. Es passt auf jeden Fall zur Story.

Die Handlung
Wir schreiben das Jahr 2052 und sind mitten in München. Samson Freitag ist Lebensberater. Zu vergleichen ist dies ein wenig mit den Berufsberatern in der heutigen Zeit, nur dass ein Lebensberater tatsächlich bestimmen kann, in welchen Beruf man kommt. Es geht nämlich nicht mehr nur darum Geld zu verdienen. Im Jahr 2052 geht es darum mit dem gewählten Beruf glücklich zu werden. Eine Bestimmung zu finden. Samson kann mithilfe einer im Auge befindlichen Linse alle Daten über seine Kunden abrufen. Diese sind in der Zukunft sehr umfangreich. Alles, wirklich alles wird gespeichert und überwacht. Wo wir sind, was wir lesen, was wir essen und womit wir uns beschäftigen. Die Behörde weiß alles und so ist es für einen Lebensberater ziemlich einfach eine Wahl zu treffen, wo der jeweilige Kunde hinpassen wird.

Samson ist glücklich mit seinem Leben und seiner Berufswahl. Er scheint erfolgreich zu sein, bis zu dem Tag an dem er Martina beraten soll. Die Junge Frau scheint auf den ersten Blick ein Fall von dem heutigen Hartz 4 zu sein. Für die Zukunft bedeutet dies, dass sie ihre Grundsicherung bekommt und sonst den ganzen Tag daheim bleiben darf. Eine gute Wahl wie Samson findet, Leider entsteht dadurch eine Kette unglücklicher Ereignisse, die dazu führen, dass Samson an dem System eines Optimierungswohlstandes zweifelt.

Denn Martina ist gar nicht glücklich mit der Wahl und begeht Selbstmord. Samson fängt an dem System zu zweifeln und erinnert sich an einen Politiker, den er beraten hat. Er zweifelt ob auch hier seine Beratung falsch war. Und währen alles um ihn herum zerfällt, seine Freundin ihn verlässt und Samson immer mehr im sozialen System abrutscht, wird dem Leser klar, was die absolute Kontrolle bedeutet: nämlich das freies Handeln nicht mehr möglich ist.

Meine Meinung

Ich habe das Buch verschlungen. Es war gut zu lesen und sehr flüssig. Die Leserunde war mit Autorenbegleitung und die Autorin kommt sehr nett und authentisch rüber.

Die Überlegungen für die Zukunft waren gut durchdacht. Viele Technologien kann man sich tatsächlich in so naher Zukunft vorstellen und sind ja auch bereits schon fertig. Autonome Autos, Linsen die man als Navi benutzt, die Kontrolle über unser Leben (siehe Facebook). Gleichzeitig beschreit Theresa Hannig ein München, das zwar futuristisch ist, aber gleichzeitig am alten festhält. Viele Sachen kommen einem bekannt vor als Münchner.

Alles in allem fand ich das Buch sehr gut gelungen. Es regt zum Nachdenken an. Über das eigene Verhalten im Internet, das Urteilen über andere Menschen und vor allem welche Freiheiten man eigentlich hat.

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Veröffentlicht am 02.01.2018

Zukunftsvision? gruselige Vorstellung

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Samson ist ein Vorzeigebürger und lebt getreu nach dem Motto: "jeder an seinen Platz". Dies ist auch seine Arbeit, jeden den optimalen Platz zuzuweisen. Voll überzeugt, immer das richtige zu tun, ist er ...

Samson ist ein Vorzeigebürger und lebt getreu nach dem Motto: "jeder an seinen Platz". Dies ist auch seine Arbeit, jeden den optimalen Platz zuzuweisen. Voll überzeugt, immer das richtige zu tun, ist er diesem System mit Haut und Haaren verschrieben. Bis zu diesem einen Tag, der sein bisheriges Leben komplett auf den Kopf stellt. Plötzlich sieht sich Samson mit der Situation konfrontiert, dass das System nun ihn "optimieren"will. So lernt er auch die Kehrseite des Systems kennen.


Ich finde Theresa Hannig ist hier ein super toller Debütroman gelungen. Die Themen die sie aufgreift sind für mich leider nur allzu denkbar Szenarien. Alleine die Idee, dass jeder eine Linse im Auge hat, mit der er telefonieren, e-mails verschicken, im Internet unterwegs sein kann, ist durchaus denkbar. Aber diese Linse kann eben auch den Status und Aufenthaltsort jedes Menschens in der Gesallschaft anzeigen. Für mich eine absolute Horrorvorstellung.

Sehr gekonnt spielt Theresa Hanning mit den Ängsten der Leser und ich finde, es ist ihr unheimlich gut gelungen dieses beklemmende Gefühl, welches eine solche "Optimierungsgesellschaft" hervorbringen kann zu vermitteln.
Samson Entwicklung war für mich gut nachvollziebar und ich muss sagen, das Ende hat mich überrascht.
Es bleiben am Ende ein paar Kleinigkeiten ungeklärt, was mich aber persönlich nicht weiter gestört hat.

Ein Roman der zum nachdenken anregt. Wollen wir uns wirklich immer mehr auf die Technik verlassen? Bleibt da nicht die Humanität auf der Strecke? Wollen wir wirklich in einer Gesellschaft leben, wo jeder nur " an sich denkt?

Fazit:
Ein sehr gelungener Debütroman, der mitreißend, spanennd und aufrüttelnd ist.

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Veröffentlicht am 28.12.2017

Die Optimierer

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Die EU, so wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Staaten haben ihre Koalitionen aufgelöst und sich neue Verbündete gesucht. Krisen und Konflikte, die uns in der Gegenwart betreffen, haben die Länder ...

Die EU, so wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Staaten haben ihre Koalitionen aufgelöst und sich neue Verbündete gesucht. Krisen und Konflikte, die uns in der Gegenwart betreffen, haben die Länder gespalten und für die Errichtung von Mauern und einem neuen Wertesystem gesorgt. Alles und jeder wird seitdem kontrolliert und muss sich optimal in die Gesellschaft einfügen. Auch Roboter sind keine Seltenheit mehr. In allen Lebensbereichen kommen diese zum Einsatz und nehmen Menschen einiges an Arbeit ab. Vom Roboter, der den Verkehr kontrolliert, zum Haushaltsroboter bis hin zur Roboter-Bedienung in einem Restaurant oder einer Bar ist die Maschine vertreten. Ihr menschliches Aussehen und ihr programmiertes menschliches Handeln sind so gut umgesetzt, dass die Roboter problemlos in den Alltag integriert sind.

Einen weiteren einschneidenden Fortschritt stellt die Kontaktlinse dar, welche jeder Mensch fast ununterbrochen und vorzugsweise im linken Auge trägt. Diese Linse hat das Smartphone und jegliche andere Kommunikationsmittel in die Schranken verwiesen. Durch die Linse sieht der Mensch die aktuellsten News und Meldungen, ruft seine Emails ab, führt Telefonate, schaut Filme und sieht jegliche Informationen zu seinen Mitmenschen und sich selbst. Hier wird dem „Vorzeigemenschen“ auch sein derzeitiges Sozialpunktekonto angezeigt, welches erheblich zu der jeweiligen sozialen Stellung beiträgt. Je mehr Punkte gesammelt worden sind, desto angesehener ist man, erhält einen entsprechend ranghohen Job oder hat die Möglichkeit befördert zu werden und ist ein gern gesehenes Mitglied der Gesellschaft.

Damit jeder seinen Platz in der Gesellschaft im Jahr 2052 findet, werden Lebensberater eingesetzt. Diese sollen die Interessen und mögliche Vorlieben der Menschen erfassen, beurteilen und ihnen einen Arbeitsplatz und somit auch einen Platz in der Optimalwohlökonomie zuweisen. Samson Freitag ist einer dieser Lebensberater, die ihrem Job sehr gewissenhaft nachgehen. Für ihn gibt es nichts besseres als den vorherrschenden Zusammenschluss der Staaten, die komplette Überwachung und die damit verbundene gewaltlose und von jeglicher Kriminalität entbundene Gesellschaft. Recht und Ordnung haben die Oberhand gewonnen, Roboter erleichtern und die Kontaktlinse bereichert das Leben - dies ist für Samson zu einer Selbstverständlichkeit geworden.

Aufgrund einer Aneinanderreihung sehr unglücklicher Umstände zieht Samson von einen Tag auf den Anderen das Interesse der Ordnungshüter auf sich und sein Sozialpunktekonto schrumpft auf ein Minimum. Irritiert und schier verzweifelt versucht Samson die Maschinerie, die ihn in den Abgrund reißt, mit allen Mitteln aufzuhalten und bemerkt hierbei, dass das scheinbar so perfekte System Fehler und Schlupflöcher aufweist. Die Optimalwohlökonomie bröckelt hinter ihrer Fassade gewaltig und scheut nicht davor zurück alle diejenigen, die sie anzweifeln oder Ungereimtheiten aufdecken wollen, zu beseitigen.

Die Autorin hat ein höchst interessantes Buch geschrieben, welches nicht nur explosives Diskussionsmaterial bietet, sondern auch den Leser dazu animiert sich intensiv mit Zukunftsszenarien auseinander zu setzen, da diese auch nicht allzu abwegig erscheinen. Die im Buch beschriebene Zukunft und damit verbundene Optimalwohlökonomie spielt nicht erst im Jahr 2145, sondern in greifbarer Nähe, die wir im besten Falle alle noch miterleben werden. Dies lässt womöglich den Leser noch ein wenig mehr schaudern, da bestimmte Ansätze der Optimalgesellschaft jetzt schon zu erkennen sind und der Fortschritt in den Bereichen Kommunikation, Fortbewegung und Maschinenwesen unaufhaltsam und rasant voranschreitet.
Das Buch besticht durch einen klaren Schreibstil, einen fesselnden Handlungsstrang und einen Hauptprotagonisten, der ein Empfinden von Mitleid, Unverständnis und trotzdem einen Hauch von Sympathie im Leser weckt. Lediglich das Ende fand ich ein wenig zu überhastet niedergeschrieben. Wäre hier die ein oder andere Szene entschleunigt dargestellt worden, hätte das Buch, zu dem es wahrscheinlich einen zweiten Teil geben wird, ein „rundes“ Ende gefunden.

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Veröffentlicht am 26.12.2017

Die Geschichte eines Absturzes

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„Jeder an seinem Platz, Samson!“ – So oder so ähnlich wird Samson Freitag regelmäßig von seinen Mitmenschen in der unabhängigen Bundesrepublik Europa begrüßt. Wir treffen Samson im Jahre 2052 auf dem Weg ...

„Jeder an seinem Platz, Samson!“ – So oder so ähnlich wird Samson Freitag regelmäßig von seinen Mitmenschen in der unabhängigen Bundesrepublik Europa begrüßt. Wir treffen Samson im Jahre 2052 auf dem Weg zu einem Arbeitseinsatz, der sein Leben ganz entschieden verändern wird: In seiner Funktion als Lebensberater besucht er eine junge Frau, um mit ihr ihre optimalen Einsatzbe-dingungen in der Gesellschaft auszuloten und sie einem geeigneten Beruf zuzuteilen. Als er die junge, aus seiner Sicht völlig perspektiv- und für die Optimalwohlökonomie seiner Zeit auch völlig wertlose Martina in die zwangsweise, lebenslange Arbeitslosigkeit (Kontemplation) schickt, bricht für sie eine Welt zusammen. Daraufhin erleben wir den Absturz eines zuvor gut in das System inte-grierten, euphorischen Lebensberaters, der sich in seiner Welt aus Zwangsvegetarismus, Komplett-Überwachung durch elektromische Kontaktlinsen und überzeugend menschenähnlichen Robotern kaum mehr zurechtzufinden vermag.

Samsons Geschichte ist die Geschichte eines Absturzes, einer „Verwandlung“ – ähnlich jener, die Kafka seinen Gregor Samsa durchleben ließ. Es ist aber auch die Geschichte einer Gesellschaft, die von unserer nur scheinbar weit entfernt ist. In einer Zeit der unsere körperlichen Vitalfunktionen überwachenden Smart-Watches, der großen Datenkraken wie Facebook und Google und in einer Zeit, in der man sich mit der künstlichen Intelligenz seines Smartphones alias Siri über komplexe Sachverhalte austauschen kann, erscheint Theresa Hannigs Vision von der Welt im Jahre 2052 gar nicht mal so fernliegend.

Die Autorin springt mit ihrem Buch auf einen Zug auf, der schon seit einigen Jahren sehr erfolgreich ist und die Leserinnen und Leser am Puls der Zeit berührt. Jedoch ist diese Dystopie, sofern man sie denn so klassifizieren mag, anders als jene, in denen ein verzweifeltes, junges Mädchen gegen ein absolut überzogen grausames und realitätsfernes System der Unterdrückung kämpft. In die „Opti-mierer“ ist stattdessen eine stärkere Anlehnung an George Orwells Original „1984“ zu erkennen und ich sehe Parallelen zu dem erst kürzlich verfilmtem Roman „The Circle“. Dadurch erlangt Sams-ons Geschichte eine Authentizität und eine Glaubwürdigkeit, die einzigartig und beeindruckend ist und die mich als Leserin erschrocken und nachdenklich zurücklässt.

Theresa Hannig hat mit „Die Optimierer“ ein wertvolles Buch geschrieben, das uns allen zu denken geben sollte und sich meiner Meinung nach auch hervorragend für eine Schullektüre eignet. Der Diskussionsstoff, der aus kontroversen Fragen um Zwangsvegetarismus, autonomes Fahren, ver-pflichtende Lebensberatung und verpflichtendes Sterben mit 85 hervorgeht, prädestiniert dieses Buch für hitzige Auseinandersetzungen.

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Veröffentlicht am 26.12.2017

Wie perfekt kann ein System werden?

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Cover:
Das Cover sticht natürlich durch die gelb-schwarze Gestaltung sofort ins Auge. Zu Beginn konnte ich keine wirkliche Verbindung zum Inhalt herstellen, wobei mich das Cover aber sofort an Pixel erinnert ...

Cover:
Das Cover sticht natürlich durch die gelb-schwarze Gestaltung sofort ins Auge. Zu Beginn konnte ich keine wirkliche Verbindung zum Inhalt herstellen, wobei mich das Cover aber sofort an Pixel erinnert hat, die zu der digitalisierten Welt von 2052 passen.
Nachdem ich nun das Buch gelesen habe und somit die offizielle Grußformel der Bundesrepublik Europa (kurz BEU) „Jeder an seinem Platz“ kenne, liegt es nahe das Cover mit Tetris zu vergleichen, wo jedes Steinchen an den Platz gelegt wird, wo es am besten rein passt.

Inhalt:
Bei diesem Buch fällt es mir mal wieder sehr schwer den Inhalt widerzugeben, ohne dabei wichtige Details zu verraten.
Die Geschichte dreht sich um Samson Freitag, der in der BEU im Jahr 2052 als Lebensberater tätig und von dem System der Optimalwohlgesellschaft überzeugt ist. Als Lebensberater hat Samson die Aufgabe seinen Kunden den perfekten Platz in der Gesellschaft zuzuordnen. Dass dieser nicht immer im Interesse der Kunden sein muss, zeigt die Beratung, die ihn letztendlich in den sozialen Abgrund reist. Ein Ereignis folgt dem nächsten, sodass Samson einen rapiden Verlust seiner Sozialpunkte (je mehr Punkte, desto höher das Ansehen) verzeichnet und die Schattenseiten des Systems kennen lernt. Dementsprechend ist es nur logisch, dass sich bei Samson Zweifel bilden.
Insgesamt fand ich den Protagonisten nicht sympathisch, auch nicht nach seiner Wandlung. Mir hatte das zu sehr den Beigeschmack, dass er sich erst Gedanken gemacht hat, als es ihm selbst schlecht ging und solange es ihm gut ging, hat ihn nicht interessiert, dass dies bei anderen Menschen anders sein könnte. Mit diesem Hintergrund war mir die Wandlung dann auch zu plötzlich, es ging nahezu ohne Zwischenschritte von „alles ist super“ zum genauen Gegenteil.
Hinsichtlich des Aufbaus kann man die ersten 100 Seiten als sehr ausführliche Einleitung betrachten, die bei einem Buch mit knapp 300 Seiten auf den ersten Blick zu lang wirken kann. Sie ist aber erforderlich um das System der BEU mit all seinen Funktionen und Regeln zu verstehen. Zwar fehlt hier noch etwas die Spannung im klassischen Sinne, durch die kreierte Welt wird man aber so zum Nachdenken motiviert, dass dies nicht stört. Im Folgenden nimmt durch die Ereignisse in Samsons Leben dann auch die Spannung zu, bis hin zu dem auflösenden Ende. Einige Sachen waren vorherzusehen, andere waren eine echte Überraschung, die ich so niemals vermutet hätte.

Fazit:
Das Buch „Die Optimierer“ entspricht nicht meinem üblichen Beuteschema, dennoch konnte es mich überzeugen – oder gerade deswegen. Die Welt die Theresa Hannig geschaffen hat, liegt nicht nur zeitlich sehr nah an unserer jetzigen. Viele Dinge in der BEU gehen auf Ursachen aus der heutigen Zeit zurück, dementsprechend macht man sich während des Lesens viele Gedanken über unsere Umwelt und wohin sie sich entwickeln wird.
In diesem Zusammenhang stört mich aber das Ende. Während die ersten 2/3 sehr nah an unserer jetzigen Welt sind, schreit das Ende zu sehr nach Sci-Fi. In sich ist das Ende, wie auch die ganze Handlung, schlüssig und die Auflösung macht Sinn. Mich stört aber dieser Wechsel enorm, da er für mich einen Bruch in der Nachricht hinter dem Buch darstellt. Zwar gibt das Ende Antworten auf alle Fragen die während dem Lesen aufkamen, wirft gleichzeitig aber auch neue auf und der zweite Teil wurde bereits angekündigt. Meines Erachtens wäre dieser nicht notwendig und die Geschichte wirkt nach dem ersten Teil schon als wäre sie beendet. Durch die neu aufgeworfenen Fragen bin ich einerseits neugierig auf den Nachfolger, habe andererseits aber Angst, dass die Story dadurch nur unnötig in die Länge gezogen wird. Vermutlich werden dann Klappentext und Leseprobe entscheiden ob ich weiterlese.
Für den ersten Teil „Die Optimierer“ kann ich aber auf jeden Fall eine Leseempfehlung aussprechen. Allerdings sollte man hier keine allzu große Spannung erwarten, denn die Stärke des Buches ist definitiv, dass es zum Nachdenken anregt. Durch die Kürze ist es einfach und schnell zu lesen und lohnt sich somit, obwohl mich das Ende nicht überzeugen konnte. Wie bereits erwähnt, ist es trotz des Kritikpunktes aber stimmig, sodass man über diesen hinwegsehen kann.

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