Leserunde zu "Drachenbanner" von Rebecca Gablé

Die Waringham-Saga geht endlich weiter
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Rebecca Gablé (Autor)

Drachenbanner

Ein Waringham-Roman

England 1238: Die junge Adela of Waringham und Bedric, Sohn einer leibeigenen Bauernfamilie, sind zusammen aufgewachsen. Während Adela als Hofdame zur Schwester des Königs geschickt und später mit einem Ritter verheiratet wird, schuftet Bedric auf den Feldern von Waringham - dem Elend der Leibeigenschaft und der Willkür von Adelas Bruder ausgeliefert. Als die Situation unerträglich wird, flieht er, nicht ahnend, dass Adela von ihm schwanger ist. In London begegnet Bedric Simon de Montfort, dem charismatischen Schwager des Königs. Als 1258 Seuchen und Missernten über das Land ziehen, bricht ein Krieg aus, der eine neue Zeit einläutet. Doch Bedric und Adela haben einander nie vergessen ...


Timing der Leserunde

  1. Bewerben 15.08.2022 - 04.09.2022
  2. Lesen 12.09.2022 - 23.10.2022
  3. Rezensieren 24.10.2022 - 06.11.2022

Bereits beendet

Schlagworte

Waringham Saga Epos sieben Drachenbanner neuer Roman Das Lächeln der Fortuna Die Hüter der Rose Das Spiel der Könige Der dunkle Thron Der Palast der Meere Teufelskrone Simon de Montfort Leibeigenschaft Hörige Reform Robin of Waringham Freiheit Historische Romane

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 01.11.2022

Adela und Bedric und ihr abenteuerliches Leben

1

Klapptext
England 1238: Die junge Adela of Waringham und Bedric, Sohn einer leibeigenen Bauernfamilie, sind zusammen aufgewachsen.
Während Adela als Hofdame zur Schwester des Königs geschickt und später ...

Klapptext
England 1238: Die junge Adela of Waringham und Bedric, Sohn einer leibeigenen Bauernfamilie, sind zusammen aufgewachsen.
Während Adela als Hofdame zur Schwester des Königs geschickt und später mit einem Ritter verheiratet wird, schuftet Bedric auf den Feldern von Waringham - dem Elend der Leibeigenschaft und der Willkür von Adelas Bruder ausgeliefert.
Als die Situation unerträglich wird, flieht er, nicht ahnend, dass Adela von ihm schwanger ist. In London begegnet Bedric Simon de Montfort, dem charismatischen Schwager des Königs.
Als 1258 Seuchen und Missernten über das Land ziehen, bricht ein Krieg aus, der eine neue Zeit einläutet. Doch Bedric und Adela haben einander nie vergessen ...


Eigene Meinung

Das Buchcover von „Drachenbanner“ ist sehr schlicht gestaltet, trotzdem sticht einem das Cover sofort ins Auge.
Durch das Buchcover wird man sofort neugierig, was es mit dem „Drachenbanner“ auf sich hat.
Ich liebe den Schreibstil von Rebecca Gablé. Rebecca Gablé schafft es wie keine andere Autorin, Fiction mit der Realität zu verknüpfen. Wenn man so liest, muss man sich jedes Mal in Gedächtnis rufen, wer real und wer erfunden ist. Außerdem schafft sie es super, die fiktiven Personen mit den realen zu verbinden. Die Protagonisten sind sehr gut & individuell gestaltet.
Adela of Waringham ist eine meiner Lieblingsfiguren. Adela ist ein süßes & aufgeschlossenes Mädchen. Sie ist mit Bedric aufgewachsen und die beiden verlieben sich ineinander, allerdings wissen beide, dass sie nie zusammen sein können. Allerdings machen beide das Beste daraus.
Adela heiratet Joshua of Meriden, ein sehr höflicher junger Mann. Er ist nicht der Richtige für Adela, da Joshua leider auf Männer steht.

Bedric ist ein netter junger Mann, der aus Waringham flüchten muss, da er Lord Waringham bestohlen hat und ihm das Leben zur Hölle machen würde. So erlangt er nach Jahr und Tag die Freiheit und auf seinem weiteren Weg begegnet er tollen Menschen. Er erlebt so einige Abenteuer im „Dienst“ von Simon de Montfort.

Lord Waringham, ist ein richtiges Scheusal und macht das Leben seiner Leibeigenen zur Hölle. Allerdings ist er nicht ein komplettes Scheusal, denn in Anwesenheit seiner Frau und seiner Kinder ist er richtig süß und lieb und hört sogar sehr auf seine Frau. Allerdings stirbt Lord Waringham in einer Schlacht durch Bedric´s Hand, es trauert nicht wirklich einer um ihn.

Joshua of Meriden ist ein sehr gut aussehender junger Mann, der mit Adela verheiratet wird. Allerdings hat der eine Affäre mit Adelas Bruder Roger. Trotzdem schätzt er Adela sehr und auch Adela schätzt Joshua sehr und irgendwie führen die beiden eine sehr harmonische Ehe.

Ich halte mich jetzt nur mit den fiktiven Protagonisten auf, da die meisten Charaktere reale Menschen waren und man deswegen viel von den Charakteren nachlesen kann.
Jedes Mal, wenn ich eines der Waringham Bücher lese, habe ich das Gefühl, mitten in diesem Jahr zu stehen und würde gerne diesen Personen begegnen. Allerdings hat dieses tolle Buch nicht nur Vorteile, sondern leider auch ein paar kleine Schwachstellen. Bis zur Mitte des Buches gibt es leider nicht allzu viel historischen Hintergrund und die Zufälle häufen sich.
Zeitsprünge von zehn Jahren gab es, auch indem sehr viel Historisches passiert ist. Hieraus hätte Rebecca Gablé sehr viel mehr machen können.

Fazit
Drachenbanner ist ein super toller historischer Roman, der auch außerhalb der Waringham Saga gelesen werden kann, so wie jeder Teil der Waringham Saga. Die kleinen Nachteile des Buches geben den Lesespaß keinen Abbruch. Drachenbanner ist wirklich ein toller historischer Roman, den wirklich jeder lesen kann.

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Veröffentlicht am 25.10.2022

Auch der siebte Waringham-Band ist lesenswert

2

England 13. Jahrhundert: Der Leibeigene Bedric und die Adelige Adela of Waringham wurden am selben Tag geboren, Bedrics Mutter Eldrida war Adelas Amme, so dass die beiden die ersten Jahre gemeinsam verbracht ...

England 13. Jahrhundert: Der Leibeigene Bedric und die Adelige Adela of Waringham wurden am selben Tag geboren, Bedrics Mutter Eldrida war Adelas Amme, so dass die beiden die ersten Jahre gemeinsam verbracht haben. Daraus ist eine tiefe Freundschaft entstanden, die auch anhält, nachdem Eldrida und Bedric wieder die Burg verlassen.

Bedric ist 14 Jahre alt, als sein Vater durch einen Unfall stirbt. Seine Hoffnung, dessen Scholle nun selbst bewirtschaften zu können, zerschlägt sich, da Raymond of Waringham in Vertretung seines erkrankten Vaters die Entscheidung fällt, dass Bedric noch zu jung dafür ist und seine Mutter erneut heiraten muss. Raymond, Adelas Bruder, ist ein schwieriger Mensch und nicht gut auf Bedric zu sprechen.

Adela wird ungefähr zur selben Zeit Hofdame bei Eleanor Plantagenet, der Schwester König Henrys III, Tochter des „teuflischen“ John, und seit kurzem Ehefrau Simon de Montfort.s

Der bereits siebte Band der Waringham-Reihe hat erstmalig einen Protagonisten, der nicht dem Adel zuzurechnen ist, sondern als Leibeigener der Waringhams geboren wurde. Als Leibeigener hat man nahezu keine Rechte, gehört im wahrsten Sinne des Wortes seiner Herrschaft. „Der Leibeigene ist ein Ding ohne Rechte, nichts weiter als ein Besitzstück seines Herrn“ (Richard FitzNigel), das Eingangszitat des ersten Teils (insgesamt gibt es vier Teile) sagt schon sehr viel darüber aus. Für Bedric und seine Familie bedeutet das einiges Leid. Es ist aber auch interessant die Geschichte (in doppeltem Wortsinn) einmal aus dieser Perspektive zu erleben.

Mit Adela begibt man sich als Leser an das andere Ende der Hierarchie, dort steht König Henry III. Als Hofdame seiner Schwester kommt Adela und damit auch der/die Leser:in ihm sehr nahe, hier erleben wir dann auch die historischen Hintergründe jener Zeit, wie etwa Henrys zügelloses Auspressen der Bevölkerung für seine eigenen Bedürfnisse, und das sogar während einer langen Phase, in der Ernten ausbleiben, und das Volk hungert und an Seuchen stirbt. Eine große Rolle spielt hier auch Eleanors Ehemann Simon de Montfort.

Rebecca Gablés Romane leben davon, dass das persönliche Leben ihrer Protagonisten mit den historischen Ereignissen verquickt ist, und man diese so aus deren Perspektive miterleben kann. In diesem Band dauert es etwas, bis der historische Hintergrund Fahrt aufnimmt, dann jedoch ist man mitten drin. Die Protagonisten kommen einem sehr nahe. Und auch wenn man vielleicht nicht alles gut und richtig findet, was diese tun, es gibt auf jeden Fall genug, das die eigenen Emotionen anspricht. Ebenso ist das hier sehr stark auch bei der Familie Montfort der Fall, gerade auch, weil man die tatsächlichen historischen Ereignisse nicht ändern kann.

Das Ende bleibt relativ offen, was die Protagonisten angeht, so dass ich sehr hoffe, das es noch einen Anschlussband geben wird. Bis zu den Ereignissen der ersten Bände der Reihe, die ja später stattfinden, ist noch genug Zeit, ein weiterer Band davor also möglich.

Wie es sich für einen guten historischen Roman gehört, und von einem solchen kann man bei der Autorin ausgehen, gibt es wieder einige Extras. Neben einem lesenswerten Nachwort gibt es ein Personenverzeichnis mit Kennzeichnung der historischen Personen und eine Karte. Sehr gut gefallen haben mir auch die zum jeweiligen Teil passenden Illustrationen.

Ich habe auch Band 7 wieder sehr gerne gelesen, es ist einfach immer wieder schön, nach Waringham zu kommen. Er bringt einem die historischen Geschehnisse der Jahre 1238 bis 1265 durch das persönliche Erleben seiner Protagonisten nahe und gleichzeitig spannende und interessante Lesestunden. Sehr gerne empfehle ich ihn daher weiter.

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Veröffentlicht am 24.10.2022

Die Rebellion der Barone

4

Die Geschichte von der Lady und dem Lord. Und damit meine ich keineswegs die Protagonisten der fiktiven Story, sondern die historischen Persönlichkeiten Lady Eleanor von England und Lord Simon de Montfort, ...

Die Geschichte von der Lady und dem Lord. Und damit meine ich keineswegs die Protagonisten der fiktiven Story, sondern die historischen Persönlichkeiten Lady Eleanor von England und Lord Simon de Montfort, dem 6. Earl of Leicester. Die Geschehnisse um diese beiden schillernden Figuren stehlen der fiktiven Geschichte um Adela und Bedric ein wenig die Show, was natürlich auch an den ereignisreichen Jahren von 1238 bis 1265 liegt, in die uns dieses Buch entführt.

Rebecca Gablé versteht es sehr gut, mit einer bildhaften und ausdrucksstarken Sprache das Mittelalter in England dem Leser näher zu bringen. Wir tauchen ein in eine Welt voller Abhängigkeiten und Ungerechtigkeiten, die wir uns heute kaum noch vorstellen können. Die Autorin lässt uns das schwere Schicksal der Leibeigenen miterleben, zu denen auch Bedric gehört, der für den Earl of Waringham auf seinen Feldern schuften muss. Auf der Burg hat Adela, Bedrics Milchschwester, ein sehr viel angenehmeres Leben, ist sie doch die Tochter des Earls. Bedrics Mutter hat einst ihren Sohn und Adela gestillt, weil Adelas Mutter das nicht konnte. Die beiden Kinder sind bis zu ihrem siebten Lebensjahr zusammen aufgewachsen, erst dann musste Bedric zu seiner Familie zurück, um seinem Vater auf den Feldern zu helfen. Doch die Verbindung der beiden ist etwas Besonderes, sie treffen sich heimlich und verstehen sich auch ohne Worte.

Als Bedrics Vater durch einen Unfall ums Leben kommt, wird es für den Jungen noch schwerer. Er leidet nicht nur unter der harten Arbeit, sondern auch unter der Missgunst von Raymond, Adelas Bruder, dem ältesten Sohn des alten Earls. Als Adela dann zum Hof von Prinzessin Eleanor, der Schwester von König Henry III., geschickt wird, um dort als Hofdame zu dienen, verliert Bedric seine engste Vertraute. Als etwas später die Situation für ihn unerträglich wird, flieht er aus Waringham. In London trifft er auf Simon de Montfort, eine Begegnung, die sein Leben verändert.

Eingewoben in die und teilweise etwas überlagert von den historischen Ereignissen um Simon den Montforts Kampf gegen die Übermacht der Krone und die Einführung der Provisions of Oxford ist es dennoch eine interessante und auch spannende Geschichte um die beiden Milchgeschwister, die zusammen sein wollen, aber nicht zusammen sein dürfen. Wie das ausgeht, mag jeder Leser selbst herausfinden.

Mir hat das Buch an sich gut gefallen, allerdings fand ich die Zeitsprünge von einmal sieben und einmal zehn Jahren zu groß. Da werden aus Kindern von einer Seite auf die nächste Erwachsene, da sind Dinge geschehen, die der Leser dann nur tröpfchenweise nachgereicht bekommt. Da fehlt einfach etwas. Es wäre meiner Ansicht nach für die fiktive Geschichte besser gewesen, wenn das Buch ein paar Seiten mehr gehabt hätte. Man wäre näher dran geblieben an der Entwicklung, das hätte ich mir bei den großen Zeitsprüngen schon gewünscht.
Positiv habe ich empfunden, dass man als Leser schon fast gezwungen wird, sich etwas näher mit den Ereignissen jener Zeit zu befassen. Nicht umsonst gelten die Provisions of Oxford als Grundstein des englischen Parlamentarismus und Simon den Montfort als mutiger Streiter für ein besseres England. Der Lord und die Lady waren respektable und starke Persönlichkeiten, die nicht in Vergessenheit geraten sollten.

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Veröffentlicht am 24.10.2022

Eintauchen in die Welt von Waringham

4

Drachenbanner ist ein historischer Roman gemischt mit viel Fiktion, um die teilhabenden Charaktere besser begreifen zu können. Geschichtlich geht es um den Kampf der Montfortianer, angeführt von Simon ...

Drachenbanner ist ein historischer Roman gemischt mit viel Fiktion, um die teilhabenden Charaktere besser begreifen zu können. Geschichtlich geht es um den Kampf der Montfortianer, angeführt von Simon de Montfort, die die Provisions, sprich mehr Rechte für Unfreie, durchsetzen möchten und den Royalisten, angeführt durch König Henry, in Vertretung durch dessen Sohn Edward.
Eine große Rolle spielt dabei auch die heimliche Liebesbeziehung der adeligen Lady Adela mit Bedric, welcher sich vom Leibeigenen zum freien Mann hocharbeiten konnte.
Bedric zieht schließlich auch mit Simon in den Krieg und wir erfahren viel aus seiner Sichtweise.
Rebecca Gablé schafft es mit ihrer einnehmenden Schreibweise viel Spannung aufzubauen und Geschichte lebendig zu machen. Die Beschreibungen der Figuren und Orte sind so dargestellt, dass man denkt dabei zu sein.
Die Charaktere wachsen einem stets ans Herz und machen eine breite Entwicklung durch. Als Leser wächst man mit den Figuren mit, da man diese schon oft in ihrer Kindheit/Jugend zu begleiten beginnt.
Die teils größeren Zeitsprünge im Roman haben mich persönlich nicht gestört, da es sonst unmöglich wäre die Zeitspanne in einem Buch zu erzählen. Mit rund 920 Seiten hat Drachenbanner eine gute Länge.
Die Mischung zwischen geschichtlichen Fakten und fiktiver Unterhaltung passte für mich sehr gut.
Auch befindet sich am Anfang des Buches eine Karte und am Ende erklärt Rebecca Gablé in einem Nachwort nochmals, was tatsächlich geschah und was von ihr erfunden wurde.
Drachenbanner erhält von mir eine absolute Empfehlung und lässt mich zufrieden zurück.

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Veröffentlicht am 24.10.2022

Ein fulminanter "echter Gablé" über einen bedeutenden Abschnitt englischer Geschichte

15

Steht man inmitten einer Gemäldesammlung vor großartigen Bildern, kann man oftmals bereits auf den allerersten Blick erkennen, von welchem der herausragenden Künstler das Werk geschaffen wurde, ganz gleich, ...

Steht man inmitten einer Gemäldesammlung vor großartigen Bildern, kann man oftmals bereits auf den allerersten Blick erkennen, von welchem der herausragenden Künstler das Werk geschaffen wurde, ganz gleich, ob es beispielsweise ein Dürer, Rembrandt, Michelangelo oder Leonardo da Vinci ist. Bei historischen Romanen verhält es sich ganz ähnlich, hier wird allerdings zumeist Rebecca Gablé als das Maß der Dinge gesehen, insbesondere mit ihrer grandiosen Waringham-Saga oder der ebenso großartigen Helmsby-Serie. Der aktuelle Roman "Drachenbanner", der nunmehr 7. Waringham-Band, ist der unmittelbare Nachfolger von „Teufelskrone“ und – sofort erkennbar – in jeglicher Hinsicht, vom beeindruckenden Cover angefangen, über den Schreibstiel der Autorin bis hin zur gründlichen Recherche, ganz ohne Zweifel ein „echter Gablé“. Während „Teufelskrone“ sich mit Richard Löwenherz und dem teuflischen John Ohneland aus dem Hause der Plantagenets sowie der Magna Charta beschäftigte, ordnet sich „Drachenbanner“ geschichtlich nahtlos bei Johns ältestem Sohn, König Henry III. und dessen Sohn Edward sowie Johns jüngster Tochter Prinzessin Eleanor und ihrem historisch nicht gerade unbedeutenden Ehemann Simon de Montfort ein und umspannt den wichtigen Zeitraum der englischen Geschichte von 1238 bis 1265.

Der Bogen der fiktiven Handlung wird rund um Adela und Bedric erzählt und erinnert so ganz vage an sanft adaptierte Züge aus Shakespeares „Romeo und Julia“. Die beiden sind von Beginn an große Sympathieträger: Sie - von adeligen Stand und ausnahmsweise weiblicher Spross der Waringhams (Amabel und Yvain aus der „Teufelskrone“ haben übrigens auch kurze Gastauftritte), er - ein kerniger Naturbursche mit losem Mundwerk aus einer Leibeigenenfamilie. Die beiden sind am gleichen Tag geboren und Milchgeschwister, da Bedrics Mutter auch Adelas Amme war, und unzertrennlich, … bis zu jenem Tag, als Adela an den Hof von Prinzessin Eleanor entsandt und wenig später mit dem Adeligen Joshua of Meriden verheiratet wird. Adela und Eleanor verbinden vielerlei Eigenschaften und imponieren dem Leser durch ihren starken Charakter, ihr Selbstbewusstsein, ihre liebevolle und direkte Art und einen strategisch enorm weitsichtigen Blick, der vor allem bei Eleanor, geradezu zum Strippenziehen im Hintergrund verleitet. Bedric hingegen muss sich nach dem Tod seines Vaters mühevoll mit der Rolle des Leibeigenen herumschlagen, um Mutter Eldrida und Schwester Bertha kümmern, von seinem Stiefvater Wigot und Adelas ältestem Bruder Raymond drangsalieren lassen und beschäftigt sich mit dem Bogenbau und -schießen.
Allerlei Strapazen stehen den beiden und ihrer Liebe noch bevor und die Autorin investiert dieses Mal zu Beginn des Buches sehr viel Zeit in die fiktive Geschichte, in welche der Leser durch das behutsame Nahebringen aller Protagonisten mühelos hinein findet. Im Laufe des Buches rücken wir immer näher an die tatsächlichen historischen Geschehnisse dieser Epoche heran und wie immer gelingt es Rebecca Gablé die facettenreichen Charaktere sowohl ihrer fiktiven wie auch der geschichtsträchtigen Protagonisten so lebensnah und echt zu zeichnen und so geschickt miteinander zu verweben, dass der Leser das authentische Gefühl bekommt, dass die Fiktiven tatsächlich im Umfeld der Historischen gelebt haben und der Leser mittendrin den Protagonisten über die Schultern schaut. Überaus viel wird dem Leser auf den 928 Seiten des Buches geboten: vom Leben des einfachen armen Volkes, welches trotz Hungersnot und Seuche von seinem verschwenderisch bauwütigen aber schwachen König, der obendrein noch das Königreich Sizilien vom Papst für seinen Sohn Edmund kaufen und erobern möchte, extrem ausgepresst wird, über einen realen Blick auf beispielsweise das mittelalterliche London, den Provisions of Oxford, die jedem Menschen, auch den Leibeigenen Rechte verleihen sollen, dem zweiten Krieg der Barone, der Schlacht von Lewes, Simon de Montfort’s Parlament (dem Vorläufer des späteren House of Commons), bis hin zur finalen, schicksalsträchtigen Schlacht von Evesham mit all ihrer tragischen Konsequenzen. Und die fiktiven Charaktere um Adela und Bedric sind dabei zusammen mit dem Leser stets beeindruckend und zum Greifen nah in der historischen Kulisse mit dabei.

Darüber hinaus bringt die Autorin dem Leser viele geschichtlich bedeutende Persönlichkeiten jener Zeit nahe (neben den bereits oben genannten u.a. Richard of Cornwall, Henry d’Almain, Guillaume und Aymer de Lusignan, Thomas FitzThomas, Llewelyn ap Gruffydd), allesamt festgehalten im umfangreichen Personenregister. Zusätzlich zum - wie immer - flüssigen, emotional mitreißenden und ausdrucksstarken Schreibstil, gesellt sich dieses Mal auch eine überaus humorige Komponente hinzu und zu Beginn/Ende der einzelnen Abschnitte des Buches findet man wunderbare Zitate und Zeichnungen und zum Auffinden der jeweiligen Orte des Geschehens, sogar eine Karte über das relevante Gebiet von England und Wales. Ganz ohne Zweifel ist „Drachenbanner“ ein ganz großartiger Historischer Roman, der mit Gewissheit zu den besten dieses Genres zählt. Dennoch weißt er ein paar kleinere Schwächen auf. Auch wenn sich das Buch kontinuierlich steigert und spätestens in der zweiten Hälfte alle Erwartungen an einen „echten Gable“ voll und ganz erfüllt, kann das erste Drittel durchaus als ein klein wenig schleppend und zu sehr auf die fiktive Handlung konzentriert empfunden werden, die zudem immer mal wieder von flagranten Zufällen geprägt ist. In diesem Teil hätte Rebecca Gablé die historischen Details vielleicht bereits früher im Buch miteinbeziehen und mit der fiktiven Geschichte vernetzen können und die Zeitsprünge von jeweils vielen Jahren, in denen durchaus wichtige und interessante historische Ereignisse ausgespart wurden, etwas kleiner halten können. All das soll aber die große Qualität, einer von der riesigen Leserschaft und Fangemeinde der Autorin sehnsuchtsvoll erwarteten, großartigen Fortsetzung der Waringham-Saga, in keiner Weise schmälern. Ein beeindruckendes Nachwort mit zusätzlichen geschichtlichen Informationen und einer Einordnung des Geschehens runden das Bild eines faszinierenden historischen Romans ab.

Fazit: Unterm Strich hat Rebecca Gablé mit „Drachenbanner“ einen großartigen, lange ersehnten Waringham-Roman vorgelegt, bei dem fiktive wie auch historische Charaktere wunderbar herausgearbeitet wurden und der durch seine detailgenaue Recherche, historische Nähe und einen großartigen Schreibstil besticht. Wie bei allen Romanen dieser Serie, ist auch dieser in sich abgeschlossen und lässt sich vollkommen unabhängig von den übrigen lesen. Im Vergleich zu den meisten anderen Romanen dieses Genres würde ich ihn als herausragend bezeichnen, unter den zahlreichen Büchern der Autorin selbst würde ich es allerdings nicht unbedingt als das aller-stärkste ihrer Werke ansehen. Sein etwas offenes Ende hingegen schreit förmlich nach einer Fortsetzung, zeitlich hin zum ursprünglichen Beginn der Serie „Das Lächeln der Fortuna“. Für Anhänger des guten historischen Romans, die es genießen, das Leben einer ganzen Generation mit seiner gesamten Palette an Emotionen, Dramen, Liebe und Tod, Auseinandersetzungen Arm-Reich und sehr viel Tiefgang, eingebettet in einen umfangreichen geschichtlichen Hintergrund, mitverfolgen zu dürfen, stellt „Drachenbanner“ ein absolutes Muss dar - für echte Waringham-Fans ohnehin. Mit großer Spannung und Vorfreude sehne ich mich bereits jetzt nach dem nächsten großartigen Roman aus der Feder Rebecca Gablés.

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