Leserunde zu "Drachenbanner" von Rebecca Gablé

Die Waringham-Saga geht endlich weiter
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Rebecca Gablé (Autor)

Drachenbanner

Ein Waringham-Roman

England 1238: Die junge Adela of Waringham und Bedric, Sohn einer leibeigenen Bauernfamilie, sind zusammen aufgewachsen. Während Adela als Hofdame zur Schwester des Königs geschickt und später mit einem Ritter verheiratet wird, schuftet Bedric auf den Feldern von Waringham - dem Elend der Leibeigenschaft und der Willkür von Adelas Bruder ausgeliefert. Als die Situation unerträglich wird, flieht er, nicht ahnend, dass Adela von ihm schwanger ist. In London begegnet Bedric Simon de Montfort, dem charismatischen Schwager des Königs. Als 1258 Seuchen und Missernten über das Land ziehen, bricht ein Krieg aus, der eine neue Zeit einläutet. Doch Bedric und Adela haben einander nie vergessen ...


Timing der Leserunde

  1. Bewerben 15.08.2022 - 04.09.2022
  2. Lesen 12.09.2022 - 23.10.2022
  3. Rezensieren 24.10.2022 - 06.11.2022

Bereits beendet

Schlagworte

Waringham Saga Epos sieben Drachenbanner neuer Roman Das Lächeln der Fortuna Die Hüter der Rose Das Spiel der Könige Der dunkle Thron Der Palast der Meere Teufelskrone Simon de Montfort Leibeigenschaft Hörige Reform Robin of Waringham Freiheit Historische Romane

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Abschnitt 3, KW 39, Seite 306 bis 465, inkl. Kapitel "London, Juni 1248"

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Michael_B_M

Mitglied seit 10.09.2020

All that we see or seem Is but a dream within a dream. - Edgar Allan Poe

Veröffentlicht am 01.10.2022 um 12:53 Uhr

Zitat von Karin1910

Aber wenn Du z.B. weißt, dass sich jemand in der Halbzeitpause immer eine Bratwurst kauft, ist es schon leichter ihn zu finden, indem man sich in der Nähe des Imbisstandes umsieht. (Obwohl dort das Gedränge sogar besonders groß ist.)
Bedric stand immerhin in der Nähe des "Kebapstandes", als er entdeckt wurde. Dass er nach der Zeit im Kerker und der Flucht hungrig sein würde, konnte Raymond sich ausrechnen. Vielleicht tauschen die Adeligen ja auch Tipps untereinander aus, wo man entlaufene Leibeigene am ehesten findet ....
Außerdem wissen wir nicht, wie lange Raymond schon auf der Suche war, bevor er Bedric erspäht hat.



Ich sehe uns beide nun einfach mal als Österreichisch-Deutsches-Ermittlerduo an, das in dieser Frage noch im Wald steht, aber den Fall offensichtlich unbedingt aufdecken möchte und Ermittlungen zum Fall aufnimmt (wie beim Tatort oder was ähnlichem).

Und der deutsche Kommissar könnte dann beispielsweise gerade nochmals kurz sein Unterlippe kneten und der österreichischen Oberkommissarin entgegnen: "Ja, da ist echt was dran, Karin .. im Falle von der Bratwurst zur Halbzeit könnte man es sicherlich weiter einschränken. Allerdings gibt es auch im Stadion (je nach Größe) sagen wir mal mindestens 5-10 Möglichkeiten eine Bratwurst zu kaufen, die alle außer Sichtweite voneinander liegen (im London des 13. Jahrhunderts vermutlich ähnlich viele Stände mit Esswaren in der Hafengegend). Und in Bedrics Fall gab es ja gar keine Halbzeitpause, er konnte also jederzeit zum Döneressen in London ankommen, gestern, heute, morgen, ... - je nachdem, wie lange die Flucht dauert und wenn denn überhaupt London sein Ziel war, er hätte ja auch Rochester, Oxford oder Odiham von Waringham aus ansteuern können. Raymond hätte dann schon vor ihm da sein und auf ihn warten müssen und zwischen den einzelnen Dönerbuden auch noch hin und her pendeln müssen. Raymond hätte zwar sein Personal verteilen können, aber ER selbst war es ja, der ihn entdeckt hat. Und woher wusste er nun auch noch, dass Bedric auf Döner steht und nicht lieber Karotten in einem Garten ausgräbt und was Vegetarisches isst oder möglicherweise einem Händler unterwegs ein Huhn klaut oder abkauft und brät. Bedric ist ein Naturbursche und ich gehe davon aus, er könnte sich problemlos ein kleines Feuerchen machen und sich das Huhn grillen.
Und warum wartet Mr. Waringham ab, bis Bedric seinen Döner gekauft hat, diesen hungrig und sehnsuchtsvoll anschaut, den Mund öffnet und erst kurz bevor er die Zähne in den Döner schlagen kann, ruft Raymond: "Da ist er." Der hätte doch wohl keine Zeit verschwenden wollen und hätte ihn mit seinen Leuten gleich festgenommen. Hach, so viele ungelöste Fragen auf die ich mir noch keinen Reim machen kann. Wir sollten unbedingt dran bleiben an diesem Fall."

Bitte dies nicht zu ernst nehmen. Ich gestehe komplett ein, dass es weitaus schlimmere Zufälle im Buch gibt.


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Michael_B_M

Mitglied seit 10.09.2020

All that we see or seem Is but a dream within a dream. - Edgar Allan Poe

Veröffentlicht am 01.10.2022 um 13:02 Uhr

Zitat von Karin1910

Ist mir in dieser Fülle bei Rebecca Gable auch noch nicht aufgefallen.
Beispielsweise habe ich vor zwei Monaten nochmal "Teufelskrone" gelesen, da kann ich mich jetzt zwar an ein paar Zufälle erinnern, aber bei weitem nicht so viele. Ein paar Zufälle gibt es natürlich in jedem Roman (und im richtigen Leben ja auch).



Geht mir ganz genau so. Auch ich habe Teufelskrone in keiner LR gelesen, sondern erst vor einigen Monaten und auch ich habe eine gewisse Anzahl von Zufällen in Erinnerung, aber bei weitem nicht in dieser Fülle wie hier.

Zitat von moni2506

Ich glaube tatsächlich, das war schon immer so und mittlerweile haben wir so viele historische Romane gelesen, dass uns das mehr auffällt. Ich bin total mäkelig geworden was historische Romane angeht. Gerade Familiensagas sind alle fast ausnahmslos nach dem selben Schema gestrickt. Ich lese mittlerweile tatsächlich kaum noch historische Romane, sondern lese derzeit vermehrt Science-Fiction. Es sind immer noch Zeitreisen, allerdings vermehrt in die Zukunft.



Aber auch Moni hat recht, dass wir allesamt ziemlich sensibilisiert sind durchs viele Lesen von Historischen Romanen. Und je stärker wir darauf achten, umso mehr fällt's uns halt auch auf. Ich kann mittlerweile auch nur einen historischen Roman lesen oder maximal zwei (richtig gute hinsichtlich Recherche, fiktiver und historischer Geschichte) hintereinander, bevor ich zu einem Thriller oder einem Science Fiction wechseln muss. Sonst wird es einfach zu eintönig.

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SotsiaalneKeskkond

Mitglied seit 08.04.2021

It smells like vanilla and cigarettes and rum

Veröffentlicht am 02.10.2022 um 16:20 Uhr

Michael_B_M schrieb am 26.09.2022 um 09:30 Uhr

Zitat von moni2506

Ich bin da irgendwie eher auf Seite der Raymond-Versteher. Roger, Lord Yvain, seine Mutter sind ja immer diejenigen, die sich in ihn hineinzuversetzen versuchen und seine Sichtweise zu verstehen.



Ich hingegen bin grundsätzlich immer auf Adelas Seite, sie ist schlichtweg toll mit allen Stärken und Schwächen.

Ich muss euch beiden teilweise zustimmen und teilweise widersprechen. Denn auf ich wirkt es so, als ob Raymond und Adela beide in komplett konträren Denkweisen unterwegs sind, es ihnen aber auch am Einfühlvermögen mangelt, den jeweils anderen auch nur verstehen zu wollen.

Insofern kann ich von beiden die Motivation und Handlungsweise nachvollziehen, auch wenn mir aus Sicht des 21. Jahrhunderts das Handeln Adelas durchwegs sympathischer ist.

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SotsiaalneKeskkond

Mitglied seit 08.04.2021

It smells like vanilla and cigarettes and rum

Veröffentlicht am 02.10.2022 um 17:28 Uhr

Offen gestanden bin ich wenig überrascht, dass Lord Richard verstorben ist und nun der Freikauf Bedrichs wenig Erfolg hatte. Nachdem am Ende des letzten Leseabschnitts die Aussicht darauf bestanden hat, dass Bedric ein Leben als Freier beginnen wird können, war klar, wie und wo es zur Eskalation kommen wird.
Dumm finde ich es nur, dass sich Bedric sos ehr von seinen Gefühlen leiten hat lassen, sodass er Raymond den wohl besten Grund gibt, ihm das Leben nun endgültig zu machen.
Überrascht hat mich aber umso mehr, wie offen Adela damit umgeht, dass Bedric ihr Schützling ist und sie ihm zur Flucht verholfen hat, und auch, dass Joshua dabei so sehr hinter ihr steht. Damit beweist sie einmal mehr, welch bemerkenswerte Frau sie ist.

Lady Amabel war dann aber auch wirklich die Letzte mit der ich nach Bedrics Flucht gerechnet hätte, da sie bis jetzt nur in wenigen Sätzen angeschnitten wurde. Schön aber, dass das Geheimnis gelüftet ist, wohin Lord Yvain die ganze Zeit hinverschwindet. dafür ergibt sich aber die neue Frage danach, was hinter dem Bruch von Lady Amabel und dem Rest des Waringham-Clans steckt.

Besonders schön zu lesen war der Umgang Bedrics mit Jacob. Das beweist wieder einmal, dass er tiefer in einen Menschen hineinblicken kann, als andere. Auch ist sein Pflegedienst für ihn ein wahrer Glücksgriff, da er ihm Tür und Tor dazu öffnet, exakt ein Jahr und einen Tag in der Stadt zu verstecken, da er für FitztThomas eine enorme Erleichterung ist. Dennoch finde ich es überraschend nett von diesem Bedric eine schriftliche Bestätigung mitzugeben, die bestätigt, dass Bedric auf legalem Weg die Freiheit erlangt hat. Auch wenn Raymond sich absolut nichts um rechtliche Formalitäten scherrt. Er hat seine Rache noch nicht bekommen, und das ist das einzige, was ihn rund um Bedric interessiert, dass dieser blutet. Gut, dass Lord Simon ihn nun unter seine Fittiche nimmt, auch wenn Raymond im nächsten Leseabschnitt sicher den einen oder anderen Angriff auf Bedric starten werden wird.

Insgesamt aber wieder ein spannender Leseabschnitt.

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moni2506

Mitglied seit 02.05.2016

"I read so I can live more than one life in more than one place." Anne Tyler

Veröffentlicht am 02.10.2022 um 18:36 Uhr

Gavroche schrieb am 01.10.2022 um 11:21 Uhr

Ich habe eine zeitlang mal pausiert mit historischen Romanen und wähle inzwischen sehr bewusst aus.
Iny Lorentz geht zum Beispiel gar nicht. Einmal angelesen und zu viele Anachronusmen gefunden. Passt auf meinen Lesegeschmack gar nicht.

Ich habe mir letztens ein paar englische Bücher bestellt. Da war Historische Fantasy mit einer Artus-Saga dabei, geschrieben von Kiersten White und von Paul M. M. Cooper habe ich mir „River of Ink“ bestellt. Da geht es um einen Hofpoeten und die Macht der Sprache und der Poesie. Ich bin gespannt, ob es mir gefallen wird. Ist auf jeden Fall mal was anderes als mein übliches Beuteschema, aber beides klang irgendwie interessant.
Von Kiersten White habe ich auch schon die Conqueror-Saga gelesen. Alternative Geschichte, in der Vlad Draculea eine Frau namens Lada ist. Das war richtig gut.

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Karin1910

Mitglied seit 03.05.2016

Lesen ist Abenteuer im Kopf

Veröffentlicht am 02.10.2022 um 20:10 Uhr

Zitat von moni2506

Ich glaube tatsächlich, das war schon immer so und mittlerweile haben wir so viele historische Romane gelesen, dass uns das mehr auffällt. Ich bin total mäkelig geworden was historische Romane angeht. Gerade Familiensagas sind alle fast ausnahmslos nach dem selben Schema gestrickt. Ich lese mittlerweile tatsächlich kaum noch historische Romane, sondern lese derzeit vermehrt Science-Fiction. Es sind immer noch Zeitreisen, allerdings vermehrt in die Zukunft.



Zitat von Michael_B_M

Aber auch Moni hat recht, dass wir allesamt ziemlich sensibilisiert sind durchs viele Lesen von Historischen Romanen. Und je stärker wir darauf achten, umso mehr fällt's uns halt auch auf. Ich kann mittlerweile auch nur einen historischen Roman lesen oder maximal zwei (richtig gute hinsichtlich Recherche, fiktiver und historischer Geschichte) hintereinander, bevor ich zu einem Thriller oder einem Science Fiction wechseln muss. Sonst wird es einfach zu eintönig.



Ich wechsle auch immer zwischen verschiedenen Genres. Immer dasselbe wäre tatsächlich eintönig.

Ich denke aber nicht, dass Eure Kritikpunkte auf historische Romane beschränkt sind.
Vorhersehbare oder zu stark zufallsgetriebene Handlungen kann es in jedem Genre geben. (Ok, ich lese so gut wie keine Science Fiction, mag sein, dass das die große Ausnahme ist ...)

Aber gerade im Krimi/Thriller Bereich kommt es immer wieder vor, dass die Aufklärung eines Falles nur dem Zufall zu verdanken ist. Was ich dort noch störender finde als bei einem historischen Roman.
Ganz zu schweigen von den Liebesromanen, wo sich Held und Heldin ständig zufällig über den Weg laufen. (Wobei da zumindest jeder "selbst schuld" ist, der zu dieser Art Roman greift)

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Karin1910

Mitglied seit 03.05.2016

Lesen ist Abenteuer im Kopf

Veröffentlicht am 02.10.2022 um 20:13 Uhr

Michael_B_M schrieb am 01.10.2022 um 12:53 Uhr

Zitat von Karin1910

Aber wenn Du z.B. weißt, dass sich jemand in der Halbzeitpause immer eine Bratwurst kauft, ist es schon leichter ihn zu finden, indem man sich in der Nähe des Imbisstandes umsieht. (Obwohl dort das Gedränge sogar besonders groß ist.)
Bedric stand immerhin in der Nähe des "Kebapstandes", als er entdeckt wurde. Dass er nach der Zeit im Kerker und der Flucht hungrig sein würde, konnte Raymond sich ausrechnen. Vielleicht tauschen die Adeligen ja auch Tipps untereinander aus, wo man entlaufene Leibeigene am ehesten findet ....
Außerdem wissen wir nicht, wie lange Raymond schon auf der Suche war, bevor er Bedric erspäht hat.



Ich sehe uns beide nun einfach mal als Österreichisch-Deutsches-Ermittlerduo an, das in dieser Frage noch im Wald steht, aber den Fall offensichtlich unbedingt aufdecken möchte und Ermittlungen zum Fall aufnimmt (wie beim Tatort oder was ähnlichem).

Und der deutsche Kommissar könnte dann beispielsweise gerade nochmals kurz sein Unterlippe kneten und der österreichischen Oberkommissarin entgegnen: "Ja, da ist echt was dran, Karin .. im Falle von der Bratwurst zur Halbzeit könnte man es sicherlich weiter einschränken. Allerdings gibt es auch im Stadion (je nach Größe) sagen wir mal mindestens 5-10 Möglichkeiten eine Bratwurst zu kaufen, die alle außer Sichtweite voneinander liegen (im London des 13. Jahrhunderts vermutlich ähnlich viele Stände mit Esswaren in der Hafengegend). Und in Bedrics Fall gab es ja gar keine Halbzeitpause, er konnte also jederzeit zum Döneressen in London ankommen, gestern, heute, morgen, ... - je nachdem, wie lange die Flucht dauert und wenn denn überhaupt London sein Ziel war, er hätte ja auch Rochester, Oxford oder Odiham von Waringham aus ansteuern können. Raymond hätte dann schon vor ihm da sein und auf ihn warten müssen und zwischen den einzelnen Dönerbuden auch noch hin und her pendeln müssen. Raymond hätte zwar sein Personal verteilen können, aber ER selbst war es ja, der ihn entdeckt hat. Und woher wusste er nun auch noch, dass Bedric auf Döner steht und nicht lieber Karotten in einem Garten ausgräbt und was Vegetarisches isst oder möglicherweise einem Händler unterwegs ein Huhn klaut oder abkauft und brät. Bedric ist ein Naturbursche und ich gehe davon aus, er könnte sich problemlos ein kleines Feuerchen machen und sich das Huhn grillen.
Und warum wartet Mr. Waringham ab, bis Bedric seinen Döner gekauft hat, diesen hungrig und sehnsuchtsvoll anschaut, den Mund öffnet und erst kurz bevor er die Zähne in den Döner schlagen kann, ruft Raymond: "Da ist er." Der hätte doch wohl keine Zeit verschwenden wollen und hätte ihn mit seinen Leuten gleich festgenommen. Hach, so viele ungelöste Fragen auf die ich mir noch keinen Reim machen kann. Wir sollten unbedingt dran bleiben an diesem Fall."

Bitte dies nicht zu ernst nehmen. Ich gestehe komplett ein, dass es weitaus schlimmere Zufälle im Buch gibt.


Gut kombiniert, Herr Komissar

Ich habe leider gerade keine Zeit, genauer auf Deinen Beitrag einzugehen.

Vielleicht liegt die Lösung ja darin, dass Raymond tatsächlich ein Monster und mit dem Teufel im Bunde ist (obwohl das eher zum Vorgänger-Roman gepasst hätte)
Oder er hat die Gabe der Hellseherei von seiner Großmutter geerbt?

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Michael_B_M

Mitglied seit 10.09.2020

All that we see or seem Is but a dream within a dream. - Edgar Allan Poe

Veröffentlicht am 02.10.2022 um 20:16 Uhr

Karin1910 schrieb am 02.10.2022 um 20:13 Uhr

Gut kombiniert, Herr Komissar

Ich habe leider gerade keine Zeit, genauer auf Deinen Beitrag einzugehen.

Vielleicht liegt die Lösung ja darin, dass Raymond tatsächlich ein Monster und mit dem Teufel im Bunde ist (obwohl das eher zum Vorgänger-Roman gepasst hätte)
Oder er hat die Gabe der Hellseherei von seiner Großmutter geerbt?

Frau Oberkommisarin, ich akzeptiere jeden Ihrer Lösungsvorschläge.

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reisemalki

Mitglied seit 04.05.2016

...es geht nichts über ein spannendes und unterhaltsames Buch. Aber blättern muss man es können!

Veröffentlicht am 02.10.2022 um 21:10 Uhr

Sorko schrieb am 26.09.2022 um 00:00 Uhr

Adela hatte recht: Raymond IST ein Monster!

Es war irgendwie zu befürchten, dass der alte Lord stirbt, bevor er seine Zustimmung zu Bedrics Freikauf geben kann. Aus Sicht der Autorin verständlich, ein glatter, unproblematischer Freikauf wäre wohl zu einfach gewesen. Also musste Lord Richard ausgerechnet direkt vor dem Gerichtstag sterben. Pech für Bedric, denn Raymond will ihn wie erwartet nicht freilassen. Aber dass er so gemein ist, ihm außerdem noch das schwer verdiente Geld zu klauen, das ließ mich wirklich wütend werden.

Menschlich in hohem Grade verwerflich, rechtlich fragwürdig. Bedric hatte mit Richard vereinbart (vermutlich nicht schriftlich), dass er einen Teil des Verkaufserlöses für seine Bögen behalten durfte. Ich denke, an diese Vereinbarung ist Raymond nicht automatisch gebunden. Der beruft sich darauf, dass ein Leibeigener nichts besitzen kann. Da er selbst Besitz ist, gehört alles, was er hat, dem Herrn. Somit auch sein Geld. Allerdings wird im weiteren Verlauf der Geschichte irgendwo erwähnt, dass das unrechtmäßig sei. Auch möglich. Immerhin hat er das Geld verdient, als die Vereinbarung mit Richard galt. Es würde aber sehr schwer für Bedric sein, das auch durchzusetzen, selbst wenn er im Recht war.
Auf jeden Fall ein schwerer Schlag für Bedric. Ich habe volles Verständnis für seine handgreifliche Reaktion, auch wenn sie natürlich unklug war gegenüber seinem neuen Herrn. Nur dank seiner schnellen Reaktion überlebt der Junge, Raymond hätte ihn sonst umgebracht.

Sein Leben wäre wohl auch in Gefahr gewesen, wenn er am nächsten Tag an den Pranger gestellt worden wäre. Raymond hatte es auf ihn abgesehen. Adela rettet Bedric das Leben. Gut, dass sie auch gerade in Waringham war. Dass ihre erste gemeinsame Nacht, die schließlich zu Adelas Schwangerschaft führte, ausgerechnet im Kerker stattfand, hatte ich nicht erwartet.

Nach seiner Flucht beweist Adela einmal mehr, dass sie eine mutige junge Dame ist. Sie gibt Ray gegenüber offen zu, dass sie Bedric zur Flucht verholfen hat. Dafür muss sie ein paar Schläge einstecken, Was Joshua auf den Plan ruft. Gut, dass Roger dazu kam, er konnte die Wogen erstmal glätten.

Bedric erreicht London und schnuppert erstmals die freie und stinkige Stadtluft. Dass er kurze Zeit später gleich wieder Raymond fast in die Arme läuft, war eine Schrecksekunde beim Lesen. Eine (für uns) alte Bekannte rettet ihn im letzten Augenblick. Eine Wiederlesen mit Lady Amabel und Lord Yvain. Klar, dass die beiden Bedric nicht verraten.

Adela gesteht Joshua ihre Schwangerschaft und der ist begeistert. Nun denken alle natürlich, dass es sein Kind ist. Das kommt den beiden zugute, denn der Nachwuchs war ja längst überfällig. Es wird ein Junge, Robert/Rob, und er kommt glücklicherweise als Baby nach Adela, bis auf seinen breiten Daumen, den Bedric ja auch hat. Ich denke, nur Adelas Mutter hat das bemerkt, vielleicht ahnt sie etwas. Das werden wir noch herausfinden.

Bedric lernt duch eine Heldentat auf einer Baustelle den Alderman FitzThomas kennen. Der engagiert ihn als Betreuer seines hilfsbedürftigen Bruders Jacob. Den Rest von Jahr und Tag verbringt Bedric im Hause FitzThomas, und er kann sich glücklich schätzen, dort untergekommen zu sein, obwohl seine Pflegearbeit bei Jacob alles andere als leicht ist. Doch Bedric beweist hier, dass er Einfühlungsvermögen und Geduld hat, was ich vorher so nicht vermutet hatte. FitzThomas stellt ihm am Ende seiner Zeit ein Dokument aus, das belegt, wie lange er in seinem Hause gedient hat, und wie lange er in London war. Das erweist sich später als hilfreich.
Rührend fand ich die Szene, als Bedric den kranken Kindern in St. Giles Geschenke mitbringt. Er hat ein gutes Herz.

Von Adela erfahren wir, dass sie dichterische Fähigkeiten besitzt und die Nachfahrin einer großen Trobairitz namens Asalais ist. Lord Simon und sein Gefolge werden im Auftrag des Königs in die Gascogne aufbrechen. Bedric hat Adela nach Jahr und Tag in Westminster wiedergefunden. Und Raymond natürlich auch. Der wollte ihm auch gleich wieder ans Leben. In Gegenwart von Lord Simon konnte Bedric mit der Hilfe des Dokuments von FitzThomas beweisen, dass er tatsächlich ein Jahr und einen Tag in London war. Nun ist er frei. Aber Raymond wird sich vermutlich noch nicht geschlagen geben...
Lord Simon hat Verwendung für einen guten Bogenbauer, er bietet Bedric an, mit ihm und seinem Gefolge in die Gascogne zu reisen. Bedric sagt sofort zu, kann er doch so in der Nähe seiner großen Liebe und seines Sohnes bleiben. Es wird interessant sein zu sehen, wie Adela und Bedric mit der Situation umgehen werden.

Sehr spannend, dieser Abschnitt mit Bedrics Flucht, Adelas Schwangerschaft und der Geburt von Rob. Und nun die gemeinsame Reise – was wird in der Gascogne passieren? Zumindest Raymond wird dort wohl nicht sein. Aber er wird Bedric nicht vergessen haben und seine Leibeigenen in Waringham wohl weiter leiden lassen. Der Kampf ist noch nicht ausgestanden.
Auch die Probleme zwischen Lord Simon und seinem Schwager stehen noch im Raum. Deren Kampf steht noch bevor...

-es muss ja schließlich spannend bleiben, deshalb hat nun Raymond das Sagen, mit seinem Vater hätte sich Bedric sicherlich nicht überworfen und hätte jetzt eine eigene Bogenmanufaktur in Waringham - Romanende! - mich würde nur gerne mal interessieren, was Jacob FitzThomas wirklich als Kopfverletzung hatte. Er hat großes Glück, das seine Familie ihn so aufgenommen hat und pflegt, denn er wäre normalerweise in der Gosse gelandet und hätte dort kaum lange überlebt.
Außerdem kann es mit Simon und dem König nicht mehr lange gut gehen....

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reisemalki

Mitglied seit 04.05.2016

...es geht nichts über ein spannendes und unterhaltsames Buch. Aber blättern muss man es können!

Veröffentlicht am 02.10.2022 um 21:14 Uhr

Auch der letzte Leseabschnitt hat mich nicht enttäuscht. Das Warten auf einen neuen Waringham ist lang, aber wird nie enttäuscht werden. Es ist doch unglaublich, wie es Autoren schaffen, aus ziemlich klarer Faktenlage der Historie noch so einen Roman herauszu"kitzeln". Gut so gut die oberen 10.000 dokumentiert sind, oder auch nicht - Richards III Grab hat man unter einer Autogarage erst vor ein paar Jahren entdeckt - aber der ist ja auch auf dem SChlachtfeld irgendwo verscharrt worden. Aber die vielen Bürger der Mittelschicht und vor allen Dingen die Bauern haben ein Leben als Individuen im Dunkeln gefristet. Ich bin gespannt wie es weitergeht. Raymond hat sich als das Eckel entpuppt, welches man erwarten konnte. Bedric ist zwar nun frei und in Diensten von Simon de Montfort, aber muss immer mit den Dummheiten des Waringham Fürsten rechnen.