Leserunde zu "Drachenbanner" von Rebecca Gablé

Die Waringham-Saga geht endlich weiter
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Rebecca Gablé (Autor)

Drachenbanner

Ein Waringham-Roman

England 1238: Die junge Adela of Waringham und Bedric, Sohn einer leibeigenen Bauernfamilie, sind zusammen aufgewachsen. Während Adela als Hofdame zur Schwester des Königs geschickt und später mit einem Ritter verheiratet wird, schuftet Bedric auf den Feldern von Waringham - dem Elend der Leibeigenschaft und der Willkür von Adelas Bruder ausgeliefert. Als die Situation unerträglich wird, flieht er, nicht ahnend, dass Adela von ihm schwanger ist. In London begegnet Bedric Simon de Montfort, dem charismatischen Schwager des Königs. Als 1258 Seuchen und Missernten über das Land ziehen, bricht ein Krieg aus, der eine neue Zeit einläutet. Doch Bedric und Adela haben einander nie vergessen ...


Timing der Leserunde

  1. Bewerben 15.08.2022 - 04.09.2022
  2. Lesen 12.09.2022 - 23.10.2022
  3. Rezensieren 24.10.2022 - 06.11.2022

Bereits beendet

Schlagworte

Waringham Saga Epos sieben Drachenbanner neuer Roman Das Lächeln der Fortuna Die Hüter der Rose Das Spiel der Könige Der dunkle Thron Der Palast der Meere Teufelskrone Simon de Montfort Leibeigenschaft Hörige Reform Robin of Waringham Freiheit Historische Romane

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Abschnitt 5, KW 41, Seite 618 bis 746, inkl. Kapitel "Waringham, Mai 1264"

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Sorko

Mitglied seit 18.04.2017

Worte sind die mächtigste Droge, welche die Menschheit benutzt. - J. R. Kipling

Veröffentlicht am 10.10.2022 um 00:00 Uhr

Die Lusignans haben in der Burg der Bischöfe von Winchester Unterschlupf gefunden, wo sie nun von Lord Simon und seinem Gefolge belagert werden. Auch Bedric ist dabei, und es gelingt ihm tatsächlich, Guillaume de Lusignan mit zwei gezielten Bogenschüssen leiden zu lassen. Das tat gut. Simon handelt mit den Lusignans ihren Rückzug nach Frankreich aus, wobei sie, wie ich finde, noch sehr gut weggekommen sind. Das hatten sie in meinen Augen gar nicht verdient.
Sein Sohn Harry soll ihnen folgen, um ihren Abzug sicherzustellen. Bedric möchte im Gegenzug für Unterricht im Bogenschießen von Sy den Schwertkampf lernen. Vielleicht braucht er das noch irgendwann...

Dann springen wir einen Monat weiter und nach Wales. Adela und Bedric sind zusammen dort und erleben eine wunderschöne Zeit im Hause von Lady Angharad. Endlich können sie für ein Weilchen unbeschwert zusammen sein, frei und ohne die Zwänge ihres englischen Lebens. Ach, könnte es doch nur für immer so bleiben...
Adela bringt in Wales ihre Tochter zur Welt, Eleanor genannt Nell. Die Geburt verläuft dieses Mal ohne große Probleme.
Angharad ist eine schrullige Dame, sie hält sich einen Zoo zuhause und ist außerdem die Tante von Llewelyn, dem Fürsten von Wales. Der wäre bereit, ein Bündnis mit Montfort einzugehen, wenn der ihm seine Tochter zur Frau gibt.

Bedrics Idee war es, die kleine Nell zu Bertha und ihrer Familie in Waringham zu geben. Sie soll als Tochter der Familie Schmied aufwachsen. Gute Idee. Weniger gut die Nachricht über das Ende von ihrer Mutter Eldrida. Raymond hatte Vetter Oswin brutal misshandelt, Eldrida ging dazwischen und griff Raymond an. Der hat sie daraufhin erstochen. Bedric bekräftigt für sich selbst einmal mehr, dass er Raymond töten wird.

In Westminster kam es im Parlament 1259 zu weiteren Reformen. Offenbar enthielten sie auch eine Bestimmung, dass Leibeigene bei Gerichtsverfahren wie Freie behandelt werden sollten. Was Bedric sehr freute, hatte doch Lord Simon sein Versprechen gehalten.

In den vier Jahren, die nun übersprungen werden, ist in England einiges passiert. Henry reiste Ende 1259 nach Frankreich und unterzeichnete den Vertrag von Paris, der den Frieden zwischen England und Frankreich besiegelte. Die Gebietsansprüche wurden geregelt, und Henry verzichtete für alle Zeiten auf die Normandie. Er musste vor Louis IX. niederknien und ihm den Lehnseid leisten, was er auch tat. Da sich seine Rückreise nach England verzögerte, sollte das Parlament Anfang Februar seiner Ansicht nach ausfallen. Lord Simon war anderer Ansicht und berief das Parlament ein. Prinz Edward stand auf der Seite Montforts, weil er mit dem Vertrag von Paris nicht einverstanden war. Allerdings versöhnte er sich kurze Zeite später wieder mit seinem Vater. 1260 reiste er mit zwei Söhnen von Montfort nach Frankreich und nahm dort an Ritterturnieren teil.

Henry versuchte, gegen die Provisions vorzugehen. Seine Frau unterstützte ihn dabei. Der Papst, an den sich Henry gewandt hatte, stellte ihm 1260 die Urkunde aus, dass er als König nicht mehr an die Bestimmungen von Oxford gebunden war. Henry ersetzte den Justiziar und ernannte neue Sheriffs. Das führte dazu, dass sich einige Barone, die inzwischen auf seine Seite gewechselt waren, wieder von ihm abwandten. In der Folge konnte der König mit einigen Lords Kompromisse erzielen, was wieder einige auf seine Seite zog. Lord Simon war mit den Kompromissen nicht einverstanden und setzte sich nach Frankreich ab.

1262 erklärte Henry mit Unterstützung des neuen Papstes Urban die Provisions of Oxford für ungültig. Er drohte denjenigen Haftstrafen an, die sich weiter auf sie beriefen. Und er holte Guillaume de Lusignan nach England zurück. Im Sommer reiste Henry nach Frankreich und klagte Lord Simon bei König Louis an. Montfort war ja auch ein Vasall des französischen Königs. Doch Louis wollte Montfort nicht verurteilen, er versuchte zu vermitteln, was jedoch nicht gelang.
Montfort kehrte nach England zurück, ebenso Henry, der nach einer Krankheit noch geschwächt war. Die Lords in England waren zerstritten, es gab schon kleinere Gefechte und ein hin und her der Gefolgschaften von King Henry und Lord Simon.

Rob ist inzwischen als Knappe in Prinz Edwards Diensten, und er ist auch sein Fan. In Waringham wird erkennbar, dass Raymond ebenfalls auf Edwards Seite steht. Im Gegensatz zu Joshua, Roger und Bedric. Ida hat zwei Söhne bekommen, was Bedric sehr beruhigt, denn dadurch wird Rob nicht der Earl of Waringham werden müssen.
In London hat sich der König in den Tower zurück gezogen, weil er sich dort sicher fühlt. Und dort beweist Edward, dass er sich nun gegen Montfort gestellt hat. Und er beweist, dass er gefährlich ist, denn seine Strategie, Zwietracht unter den rebellischen Baronen zu säen, ist ziemlich genial, wenn auch ziemlich hinterlistig. Kaltschnäuzig und unverfroren war sein Raubzug bei den Templern, wo er nicht nur die Kronjuwelen stahl, die er ja wohl sowieso geerbt hätte, sondern gleich alle Juwelen. Und das ganze Gold noch dazu. Verständlich, dass das den Londonern nicht gefiel. Darunter leiden musste die Königin, die mit einigen Hofdamen auf einem Boot einen Ausflug machen wollte (sie wollte wohl zu Edward nach Windsor). Sie kam nicht weit. Dank dem Eingreifen von Bürgermeister FitzThomas konnte Schlimmeres verhindert werden. Der fürchtet trotzdem die Vergeltung von Edward.

Wenig später muss Henry die Provisions wieder für gültig erklären, denn Lord Simon hat die Londoner und etliche Barone hinter sich vereint. Aber Edward gibt nicht auf, er sät Zwietracht und kann einige Barone wieder hinter sich bringen. Adela und Roger treffen sich mit Onkel Gui, der ihnen erklärt, warum er zu Henry steht. Es kommt in Westminster zu einem dramatischen Zwischenfall mit Raymond, der Ida und ihre zwei Söhne nach Waringham holen will. Offenbar hatte Ray die beiden Kinder misshandelt, obwohl er ja angeblich Kinder mag. Und Idas Mann kann er auch nicht leiden, obwohl er ihn doch ausgesucht hat.
Raymond rastet völlig aus, er wirft Lord Simon offen Verrat vor. Auch mit Bedric gerät er wieder aneinander, aber der geht gelassen damit um. Zum Glück kann er Adela und Roger holen, um Raymond und die Situation zu beruhigen. Doch Ray hatte erwähnt, dass Simon Frieden mit Llewelyn in Wales schließen will. Das kostet den Lord wieder einen Verbündeten, denn Mortimer und Maud haben kein Verständnis für dieses Vorgehen und wenden sich der Königsseite zu.

In Kenilworth wäre es dann fast passiert, dass Joshua seine Frau mit Bedric erwischt hätte. Im letzten Moment kann Bedric sich mit einem Hechtsprung durchs Fenster nach draußen retten. Allerdings hat er seinen Handschuh vergessen.
Schlechte Nachrichten erreichen Lord Simon, von Roger Mortimers brutalem Vorgehen in Wales, das sich gegen Llewelyn und Simon richtet. Montfort bricht etwas später mit einer kleine Truppe Richtung Süden auf, er will über London nach Dover, das von Henry belagert wird. Da er zu wenig Leute hat, will er in London Verstärkung anheuern. Doch der König hat die Belagerung von Dover aufgegeben und zieht ebenfalls Richtung London. Auch Edward ist mit seinen Truppen nicht weit entfernt. Möglicherweise haben sie von Montforts Plänen gehört und wollen ihn stellen. In London verweigern zunächst einige königstreue Bürger Lord Simon den Eintritt in die Stadt. Bedric gelingt es, unbemerkt hinein zu kommen, er kannte die Mauer und ihre Lücken ja noch aus seiner Zeit als Arbeiter. Er weckt FitzThomas, und mit seiner Hilfe werden die Stadttore gerade noch rechtzeitig geöffnet. Bedric erfährt, dass Jacob gerade verstorben ist.

Vor den Stadttoren trifft Simon auf Henry, und er einigt sich mit ihm gegen den Willen von Prinz Edward: Louis von Frankreich soll vermitteln. Edward ist stinksauer, er hätte Montfort gern sofort einen Kopf kürzer gemacht. Doch er beugt sich dem Willen seines Vaters.
Die Vermittlung durch Louis scheitert, Simon gelangt nicht nach Frankreich weil er vom Pferd fällt und danach nicht mehr reisefähig ist. Er schickt zwar Vertreter, aber Louis stellt sich hinter Henry und gegen die Provisions, die er bisher immer befürwortet hatte. Adela vermutet eine Agitation der Königin hinter den Sinneswandel von Louis, da dessen Frau die Schwester von Aliénor ist.

Am Ende des Abschnitts versucht Bedric in Waringham unter den Dorfbewohnern Unterstützer (Bogenschützen) für Simon zu rekrutieren, der in Lewes im Süden festsitzt. Er hatte in London Verstärkung bekommen, aber die königlichen Truppen sind noch deutlich überlegen.

Wieder ein spannender Abschnitt mit viel historischem Geschehen. Henry bleibt ein unglücklicher König, und Edward zeigt seine gefährliche Seite. Lord Simon ist ein guter Anführer, hat aber starke Gegner (Edward, die oft wankelmütigen Barone, auf die nicht unbedingt Verlass ist, die Traditionen seiner Zeit).
In der fiktiven Story konnten immer noch alle Geheimnisse gewahrt bleiben. Was erstaunlich ist, denn wie Benjamin Franklin einst sagte: „Zwei können ein Geheimnis bewahren, wenn drei von ihnen tot sind.“ Hier sind es sieben Geheimnisträger: Adela, Bedric, Eleanor, Roger, Joshua, Bertha und Matt. Mal sehen, wie lange das noch gut geht...
Der Showdown zwischen Bedric und Raymond steht noch aus. Und wie wird es mit Rob weitergehen, der ja auf der Seite von Edward steht? Ich bin sehr gespannt auf den letzten Abschnitt.

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Michael_B_M

Mitglied seit 10.09.2020

All that we see or seem Is but a dream within a dream. - Edgar Allan Poe

Veröffentlicht am 10.10.2022 um 00:01 Uhr

LA5 war für meinen Geschmack eine großartige Fortsetzung von LA4 und in der zweiten Hälfte des Buches hat RG bislang nun alles erfüllt, was ich mir von einem ihrer Historischen Romane erwarte. Wir erleben nun wirklich viele historische Details, wunderbar verknüpft mit einer fiktiven Geschichte.

Waren Guillaume de Lusignan und seine Brüder im letzten Abschnitt noch auf der Flucht, werden sie nun von Simon & Co. in Winchester belagert. Allerdings haben die Belagerer so ziemlich alles zu Hause vergessen, was man zum Belagern braucht. Diätpläne und Erfahrungen zum Fasten werden erst einmal unter den gegnerischen Parteien ausgetauscht und während Mortimer mit seinen markanten Segelohren lieber Blut fließen sehen möchte, ist Joshua da bescheidener. Ein Attentat auf Simon schlägt fehl und als Bedric das dann alles zu bunt wird, nimmt er Pfeil und Bogen und tackert aus beeindruckender Distanz erst die rechte, dann die linke Hand Guillaumes am Fensterrahmen fest. Ein Pfeil für genau dazwischen hätte meines Erachtens bei Guillaume auch nichts geschadet. Am Ende werden die Lusignans, wie beim oberen Management von Großkonzernen üblich, mit einer Zahlung in Lottogewinnhöhe verabschiedet und sollen England verlassen. Beim anschließenden Geschäftsdinner der Lusignans werden die Gäste zum Dank dann nochmals nett bewirtet, allerdings wird den Gästen vermutlich noch ein wenig Gift untergejubelt.

Bedric ist mittlerweile in Wales auf dienstlicher Fortbildung zum Bogenbau und auf Promotion-Tour für sein Start-Up „Bögen - Made in England“ und die hochschwangere Adela überbringt bei dieser Gelegenheit ihre geheime Nachricht an Llewelyn ap Gruffydd (welch ein unaussprechlicher Name). Beim vertraulichen Gespräch bekommt Bedric Appetit auf ein durchgebratenes Füchslein, das aber seinerseits Appetit auf Bedrics Daumen bekommt und hinein beißt; klar wenn der zum Belüften den Handschuh schon mal aus hat - Fuchsbandwurm und Tollwut hatte der Kleine zum Glück ja nicht. Als Sicherheit für eine Zusammenarbeit fordert Llewelyn von den Montforts deren halbjährige Tochter zur Verlobung. Da gab es eben auch jede Menge Misstrauen wegen Altlasten zwischen den ap Gruffydds und Maud/Mortimer einerseits und Eleanors Vater John andererseits. Niemals wird mir die Szene aus „Teufelskrone“ aus dem Kopf gehen, als John in Nottingham die 28 walisischen Geiseln erhängen ließ. Und, ich möchte es nicht verschweigen, auch die Anhänger von gutem Sex zwischen Adela und Bedric kommen vermutlich auf ihre Kosten.

Zurück in Waringham wird Nell, die Tochter von Adela und Bedric bei Bertha und Matt als Ziehkind untergebracht. Aufgrund des Schaufeldaumens erübrigt sich ein Vaterschaftstest, aber Bertha errät natürlich ebenso wer Nells Mutter ist. Eldrida ist mittlerweile tot, getötet durch Raymonds Hand – Einzelheiten zu diesem grausamen Tod möchte ich hier aussparen, möchte aber bewundernd herausheben, dass Eldrida eine sehr, sehr mutige Frau war. Bedrics Entschluss steht damit fest: „Ich werde dich töten, Raymond“ - hoffen wir, dass es so auch kommen mag. Es gibt aber noch weitere News: „Lady Ida hat Zwillinge zur Welt gebracht, zwei kerngesunde Jungen“, womit die Nachfolge im Hause Waringham geklärt sein dürfte.

In Westminster Abbey tagt wieder einmal das Parlament und auch Edward scheint nun auf Reformkurs … allerdings nur kurzzeitig, wie sich noch herausstellen wird. Es wird verkündet, dass nun alle Freien aber auch die Unfreien Rechte bekommen sollen – ein Erfolg Simons, aber genau genommen war es ja Bedrics Vorschlag gewesen.

Nach einem Zeitsprung von weiteren 4 Jahren werden auf Waringham die Pros und Cons zu Prinz Edward heftig diskutiert und die Familie scheint gespalten, es zeichnet sich aber ab, dass Rob im Gegensatz zu Joshua ein Fan von Edward ist und ja auch zu dessen Knappen zählt. Adela hat viel von Eleanor gelernt und beendet den Streit mit einem scharfen: „Schluss!“
Wie erwartet, hatte der Frieden zwischen der Krone und den Montfortianer nur kurz gehalten, Henry hatte den Reformprozess zum Erliegen kommen lassen und Simon war nach Frankreich gegangen. Rob erfährt, dass Nell Bedrics Tochter ist, ohne allerdings zu wissen, dass er selbst Bedrics Sohn ist. Jedoch führen die beiden ein intensives Gespräch über Royalisten und Montfortianer und stehen dabei auf unterschiedlichen Seiten.

In Kenilworth wird Simons Heer gerüstet, mit dem er einmal mehr gegen Henry und Edward ziehen wird, um sie an ihren Eid zu erinnern und ein letztes unbeschwertes Tauziehen findet statt und in London erleben wir einen Kurzauftritt von Jocelyn FitzHugh, der Rob eine scheuert, dafür aber einen Anschiss von Edward bekommt. Im Kreise von König Henry, Königin Aliénor, Richard of Cornwall, Edward & Co. wird beraten, was nun am Klügsten sei. Edward kommt die zündende Idee: Zwietracht unter den Feinden säen, indem man den Marcher Lords vom Bündnis zwischen Simon und Llewelyn sowie von Simons Bereicherung „seiner Brut“ berichtet. Zur Finanzierung seiner Pläne raubt er noch kurz von den Templern Aliénors (zum Glück nicht Henrys) Kronjuwelen und auch sonst noch reichlich Beute. Aliénor hat anschließend trotz der feindseligen Stimmung der Bürger Londons gegen die Royals die verrückte Idee zu einem Bootsausflug, doch als sie erkannt wird, wird sie beleidigt und von der London Bridge aus mit allerlei Unrat beworfen bis schließlich ein Schweinedarm-Collier ihren Hals ziert und FitzThomas Einhalt gebieten muss. Viel unglücklicher ist Henry aber darüber, dass Papst Urban sein Angebot zum Verkauf der sizilianischen Krone für Prinz Nr. 2, Edmund, zurückzieht „Was soll der arme Edmund denn nun machen ohne Krone?“ - ja, der arme Junge ist wirklich nicht zu beneiden. Henry muss Prinz Nr. 1, Edward, dies allerdings vorlesen, da dieser offensichtlich den Latein-Unterricht geschwänzt hat.

In Westminster wird zwischen Onkel Gui, Adela und Roger noch diskutiert, warum Henry ein schwacher König sei, als kurz darauf Raymond in Bestform bei den Montforts einfällt und seine Tochter und Enkel sucht, die er zuvor mit der Rute verdroschen hatte. Schwiegersohn Osmund de Cantilupe weigert sich entschieden mit der Familie zurück nach Waringham zukehren und Raymond sät erfolgreich oben erwähnte Zwietracht: Naschkatze Maud und Segelohren-Mortimer sind außer sich vor Verärgerung und wechseln ins gegnerische Lager. Es kommt schließlich zur Auseinandersetzung zwischen Bedric und Raymond, bei dem Raymond aber den kürzeren zieht. Das hat mir richtig gut gefallen.

Dann wären Bedric und Adela in Kenilworth fast noch in flagranti beim „Pflügen und Rammbock-Spielen“ erwischt worden, da Joshua viel zu früh und ohne vorherige SMS- oder WhatsApp-Ankündigung von der Vigil nach Hause kommt, aber der nackte Bedric springt mit einem tollkühnen Hechtsprung durchs Fenster und Adela versteckt den vergessenen Handschuh. Weitere schlechte Nachrichten besagen, dass Segelohren-Mortimer in Simons Landgütern eingefallen sei; Harry belagerte hingegen Dover, tat sich dann aber mit Edward zusammen und ritt Simons Mannen entgegen, die ihrerseits nun aber Richtung London ziehen, wo sie unerwartet vor verschlossenen Toren standen und die Wache zuruft: „ Du kommscht hier net rein“. Bedric eilt aber via Boot und rennend zu FitzThomas, der die Londoner Bewohner aktiviert, die fast allesamt Montfortianer sind und sich Henry entgegenstellen (ohne Bedric wäre historisch also alles ganz anders ausgegangen). Wie immer wurde es herzzerreißend, als wir erfahren, dass Jacob kurz zuvor das Bewusstsein verloren hatte und inzwischen leider gestorben war. Trotz militärischer Überlegenheit greift Henry die Bürger von London nicht an und schlägt stattdessen vor, dass Simon und er den Disput dem König von Frankreich vortragen, da sie beide in gleicher Weise verwandtschaftlich und freundschaftlich mit diesem verbunden sind. Ein hervorragender Vorschlag, vor allem, weil sich insgeheim die jeweils etwaige benachteiligte Seite ohnehin nicht daran halten möchte. Zu guter Letzt führt Bedric in Waringham noch eine Tombola durch, bei der 30 Bögen inkl. Pfeilen und Gratis-Aufenthalte in Simon Montforts Heer verlost werden, Proviant und Sold muss allerdings jeder selbst stellen.

Viele Fragen bleiben noch offen und es geht nun super spannend in den finalen LA6. „Drachenbanner“ hatte ein wenig zäh begonnen, hat sich mittlerweile aber wahrlich zu einem Blockbuster und Pageturner entwickelt. Ich erwarte nun ein hochspannendes und temporeiches Finale. Let‘s go to the final.

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Sorko

Mitglied seit 18.04.2017

Worte sind die mächtigste Droge, welche die Menschheit benutzt. - J. R. Kipling

Veröffentlicht am 10.10.2022 um 00:10 Uhr

Zitat von Michael_B_M

Ein Pfeil für genau dazwischen hätte meines Erachtens bei Guillaume auch nichts geschadet.


Zwischen die Hände ins Holz? Das wäre doch Pfeilvergeudung gewesen.




Zitat von Michael_B_M

Beim anschließenden Geschäftsdinner der Lusignans werden die Gäste zum Dank dann nochmals nett bewirtet, allerdings wird den Gästen vermutlich noch ein wenig Gift untergejubelt.


Das hätten sie meiner Ansicht nach auch vermuten müssen. Die meisten haben ja auch nicht viel zu sich genommen. Die gierigen haben sich das wohl selbst zuzuschreiben...

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Michael_B_M

Mitglied seit 10.09.2020

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Veröffentlicht am 10.10.2022 um 00:18 Uhr

Zitat von Sorko

Das hätten sie meiner Ansicht nach auch vermuten müssen. Die meisten haben ja auch nicht viel zu sich genommen. Die gierigen haben sich das wohl selbst zuzuschreiben...



Da man den Lusignans ohnehin nicht trauen konnte, hätte man das in der Tat vermuten können.

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Sorko

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Veröffentlicht am 10.10.2022 um 00:22 Uhr

Zitat von Michael_B_M

Da man den Lusignans ohnehin nicht trauen konnte, hätte man das in der Tat vermuten können.


Ich finde wirklich, die sind viel zu gut weggekommen. Sollen nach Hause fahren und kriegen dafür noch reichlich Kohle. Und die Verbrechen, die sie begangen haben, sind vergessen. Man hätte sie doch wenigstens ein bisschen verprügeln können... (Diese meine Meinung ist natürlich nur inoffiziell)

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Michael_B_M

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Veröffentlicht am 10.10.2022 um 00:25 Uhr

Sorko schrieb am 10.10.2022 um 00:22 Uhr

Zitat von Michael_B_M

Da man den Lusignans ohnehin nicht trauen konnte, hätte man das in der Tat vermuten können.


Ich finde wirklich, die sind viel zu gut weggekommen. Sollen nach Hause fahren und kriegen dafür noch reichlich Kohle. Und die Verbrechen, die sie begangen haben, sind vergessen. Man hätte sie doch wenigstens ein bisschen verprügeln können... (Diese meine Meinung ist natürlich nur inoffiziell)

Ich stimme dir komplett zu .... inoffiziell natürlich.

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Sorko

Mitglied seit 18.04.2017

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Veröffentlicht am 10.10.2022 um 00:38 Uhr

Zitat von Michael_B_M

raubt er noch kurz von den Templern Aliénors (zum Glück nicht Henrys) Kronjuwelen


Die von Henry hat er doch schon längst geraubt...

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Sonnenblumenkerne

Mitglied seit 06.08.2020

Erst zu Ende lesen, dann werten.

Veröffentlicht am 10.10.2022 um 06:14 Uhr

Dass Eleanor, die Tochter von Adela und Bedric bei Bertha unterkommt, ist eine wirklich schöne Lösung. So ist sie im Endeffekt bei ihrer Familie und in Waringham, dem Zuhause ihrer Eltern. Vorallem für Bedric ist es daher auch möglich sie ab und an zu sehen.

Beldrida wurde von Raymond getötet, irgendwie war das abzusehen. Aber eigentlich hätte es nichts mehr gebraucht, um den Hass von Bedric auf Raymond zu schüren?! Man sieht aber, dass Bedric nicht weit vom Stamm fällt, denn auch Beldrida ist eine Frau, die sich gegen Ungerechtigkeit stellt und für ihre Meinung einsteht. Ihren Ausraster konnte ich auf jeden Fall nachvollziehen.

Sehr traurig, dass Oswin dennoch gestorben ist. Das wäre sicherlich auch Bedric damals passiert, hätte Adela ihn nicht befreit.
Jetzt wird es auch politisch interessant, da die Provisions das Land spalten. Zwei Lager tun sich auf: Die Montfortianer und die Royalisten. Bei beiden ist klar, warum sie ihre jeweiligen Ansichten vertreten.
Warum extra beschrieben wurde, dass Edward den Tempel ausraubt, konnte ich nicht so ganz nachvollziehen. Klar, der König war in ständiger Geldnot und Krieg ist teuer, aber irgendwie fand ich die Szene trotzdem überflüssig. Da hätte mir auch ein Satz dazu gereicht.

Königin Alienor wird mit faulem Gemüse und Gedärmen beworfen, so wird der Klinch weiter vorangetrieben. Ich fand es ziemlich unfair, dass die Königin für die Entscheidungen ihres Mannes büßen musste, nur weil Henry für die Londoner nicht erreichbar ist. Zuletzt müssen alle dafür büßen.
Jacob stirbt, aber das musste sein, damit Fitzthomas „frei“ ist. Ich kenne die historischen Hintergründe nicht, aber könnte mir vorstellen, dass er ebenso in den Krieg zieht.
Mortimer hat Simon den Rücken gekehrt. Da sieht man, wie schnell nach einem hitzköpfigen Gespräch aus Verbündeten Feinde werden können.

Die Schlussszene hat mir wirklich gut gefallen. Bedric ruft die Waringhamer dazu auf mit ihm und Simon für die Provisions zu kämpfen. Die Leute aus seiner Heimat bedeuten Bedric etwas, drum fand ich es sehr schön, als sich die Stimmen erhoben.

Mich wundert übrigens, wie Adela und Bedric es schaffen sich so oft heimlich zu treffen. Dann auch noch in ihren Gemächern und auch in Bedrics Haus. Definitiv werden die beiden noch inflagranti erwischt.

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kiranight2016

Mitglied seit 04.10.2016

Eintauchen in fremde Welten und die Zeit für einen Augenblick vergessen... :)

Veröffentlicht am 10.10.2022 um 09:42 Uhr

In diesem Abschnitt hat mir die Beschreibung der politischen Entwicklungen und Auseinandersetzungen sehr gut gefallen. Ich konnte es sehr gut nachvollziehen, obwohl ich in der englischen Geschichte nicht so gut bewandert bin und ehrlich gesagt hat es mich mal wieder erschreckt, wie wankelmütig die Lords teilweise sind.

Simon de Montfort kämpft unermüdlich für die Durchsetzung der Provisions und die Situation, als die „Ordinance of the Magnates“ verkündet wurden und damit Freie und Unfreie vor dem Gesetz die gleichen Rechte eingeräumt wurden, hat mich tief beeindruckt. Das zeigt mir, dass Simon de Montfort tatsächlich nicht nur ein Mann der Worte, sondern auch einer der Tat ist. Dass sich sowohl der König als auch viele Barone und Lords nicht an ihre Eide halten, war ja schon vorauszusehen.
Aber es wird auch immer wieder deutlich, dass Henry ein verweichlichter König war. Als ich die Szene mit der Absage der sizilianischen Krone gelesen habe und Henry wieder mal geheult hat, war ich sogar leicht angewidert. Ganz anders ist da Edward. Wie wir schon im letzten Abschnitt erkannt haben, ist dieser ganz anders als sein Vater – er ist schlau und weiß, wie er seine Macht/seinen Einfluss einsetzen muss, um Zwietracht zu säen, was ihm natürlich auch gelingt.
Da war wohl auch Simon nicht ganz so schlau, mit dem Waliser Lord hinter dem Rücken der anderen Vertragsverhandlungen anzuberaumen. Ein bisschen habe ich das ganze schon verstanden, dass da üble Geschichten gelaufen sind, aber ist es nicht traurig, dass diese Vergangenheit immer wieder hervorgeholt wird und somit einem vielleicht besseren England im Wege stehen? Bei Maud und Mortimer hat es ja wunderbar funktioniert.
Sehr spannend fand ich auch nochmal den Hinweis auf den Zusammenhalt der Königsfamilie wie es ja nicht immer der Fall war in der Geschichte. So würde Edward seinen Vater wohl nie stürzen, obwohl er genau weiß, dass er nicht unbedingt der beste König ist. Sondern er stellt sich schützend vor seinen Vater.

Sehr „amüsant“ fand ich die Szene, als Bedric Guillaume Lusignan die Hände durchbohrt hat. Da habe ich tatsächlich ein bisschen Schadenfreude empfunden. Aber dass die Lords dann im Anschluss ein Festmahl mit den Lusignan genossen haben, habe ich ehrlich gesagt nicht ganz nachvollziehen können. War bei diesen Menschen nicht eigentlich klar, dass die nichts Gutes im Sinne haben?

Was mich in diesem Abschnitt gestört hat, waren die immer mal wieder – für mich völlig zusammenhanglos – eingestreuten Sexszenen zwischen Adela und Bedric. Ja, es soll uns wohl vermitteln, dass sie ihr Verhältnis fröhlich fortsetzen, aber diese Information hätte ich nicht gebraucht, denn das ist wohl allen klar. Mir sind diese Szenen auch einfach zu plump leider. Außerdem könnte ich mir die Haare raufen, wie leichtsinnig die beiden sind.
Auch, dass Bedric die kleine Nell – mit dem Schaufeldaumen – so einfach auf dem Schoß hat, während er mit seinem Sohn Rob – mit dem Schaufeldaumen – spricht. Wie leicht könnte da ein Zusammenhang hergestellt werden. Das geht mir nicht in den Kopf!!!

Nun bin ich am Ende dieses Abschnitts natürlich gespannt, wie es mit den Bogenschützen aus Waringham im letzten Teil weitergeht. Ich hoffe, dass einige von ihnen zurückkehren werden.

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kiranight2016

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Veröffentlicht am 10.10.2022 um 09:45 Uhr

Zitat von Michael_B_M

und in der zweiten Hälfte des Buches hat RG bislang nun alles erfüllt, was ich mir von einem ihrer Historischen Romane erwarte. Wir erleben nun wirklich viele historische Details, wunderbar verknüpft mit einer fiktiven Geschichte.



Da kann ich nur zustimmen. Der zweite Teil des Buches ist wirklich dahingehend viel besser gelungen.