Leserunde zu "Drachenbanner" von Rebecca Gablé

Die Waringham-Saga geht endlich weiter
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Rebecca Gablé (Autor)

Drachenbanner

Ein Waringham-Roman

England 1238: Die junge Adela of Waringham und Bedric, Sohn einer leibeigenen Bauernfamilie, sind zusammen aufgewachsen. Während Adela als Hofdame zur Schwester des Königs geschickt und später mit einem Ritter verheiratet wird, schuftet Bedric auf den Feldern von Waringham - dem Elend der Leibeigenschaft und der Willkür von Adelas Bruder ausgeliefert. Als die Situation unerträglich wird, flieht er, nicht ahnend, dass Adela von ihm schwanger ist. In London begegnet Bedric Simon de Montfort, dem charismatischen Schwager des Königs. Als 1258 Seuchen und Missernten über das Land ziehen, bricht ein Krieg aus, der eine neue Zeit einläutet. Doch Bedric und Adela haben einander nie vergessen ...


Timing der Leserunde

  1. Bewerben 15.08.2022 - 04.09.2022
  2. Lesen 12.09.2022 - 23.10.2022
  3. Rezensieren 24.10.2022 - 06.11.2022

Bereits beendet

Schlagworte

Waringham Saga Epos sieben Drachenbanner neuer Roman Das Lächeln der Fortuna Die Hüter der Rose Das Spiel der Könige Der dunkle Thron Der Palast der Meere Teufelskrone Simon de Montfort Leibeigenschaft Hörige Reform Robin of Waringham Freiheit Historische Romane

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Abschnitt 4, KW 40, Seite 466 bis 617, inkl. Kapitel "Oxford, Juni 1258"

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Sorko

Mitglied seit 18.04.2017

Worte sind die mächtigste Droge, welche die Menschheit benutzt. - J. R. Kipling

Veröffentlicht am 03.10.2022 um 00:00 Uhr

Eine kleine und unvollständige Zusammenfassung der historischen Ereignisse in den Jahren zwischen 1248 und 1258. Manche werden in Abschnitt 4 noch rückblickend erwähnt, andere nicht.

Ein Zeitsprung von 10 Jahren, in denen historisch viel passiert ist. Simon de Montfort war in der Gascogne ziemlich erfolgreich dabei, die englische Herrschaft, vor allem gegen Kastilien, zu schützen. Allerdings geriet er dabei in Geldnot, und aus England kam kein Nachschub. Weder an Geld noch an Soldaten. Henry war selbst in Geldnot, seine hohen Adligen (wie die Lusignans) wollte er nicht belasten, der Druck auf den niederen Adel, die Kaufleute und die Bürger wurde verstärkt. Henry wies die Sheriffs an, um jeden Preis Geldmittel für die Krone zu besorgen. Das führte auch zu gewalttätigen Ausuferungen, wie sie in diesem Abschnitt für Waringham beschrieben werden.

Adlige aus der Gascogne beschwerten sich bei Henry über Lord Simons Verhalten ihnen gegenüber, der musste sich 1251 in England einer Verhandlung stellen, in der ihm Hochverrat vorgeworfen wurde. In dieser Verhandlung soll er dem König sehr selbstbewusst die Stirn geboten haben. Das hat dem König weniger, den Lords aber um so besser gefallen, er wurde freigesprochen. Sein mutiges Auftreten trug sicher mit dazu bei, dass er später zum Anführer der Rebellen wurde.

Von 1252 bis 1255 zog Montfort sich in die Gascogne zurück, während Henry sich in England immer unbeliebter machte. Er bevorzugte die französischen Lusignans, was dem englischen Adel überhaupt nicht gefiel. Er wollte das Königreich Sizilien, das noch den Staufern gehörte, für seinen zweiten Sohn Edmund gewinnen.

Von 1253 bis 1255 war Henry selbst mit einem Heer in die Gascogne gereist, um Unruhen entgegen zu wirken. Nicht er selbst, sondern sein Heer, das mit Rittern der Lusignans verstärkt wurde.

1254 wurde der Thronfolger Edward(15) mit Eleanor von Kastilien(13) verheiratet, was die Grenzen im Süden vorerst sicherte.
1254 bot Papst Innozenz Henry das Königreich Sizilien an (nachdem einige andere Fürsten vorher abgelehnt hatten). Dort regierte Manfred, ein unehelicher Sohn von Friedrich II., den wollte der Papst weg haben. Henry nahm an und musste versprechen, schnellstmöglich Sizilien zu erobern.
Doch Henry, wen wundert's, fehlte das Geld für diese Unternehmung. Nach dem Tod von Innozenz kam Papst Alexander dran, der versuchte zunächst, sich mit Manfred zu einigen. Nachdem das scheiterte, bot er Henry erneut Sizilien an. Henry nahm erneut an. Allerdings verlangte der Papst zusätzliche Zahlungen, was Innozenz vorher nicht getan hatte. Nun brauchte Henry noch mehr Geld, denn er wollte Sizilien unbedingt für Edmund.

Nachdem Montfort wieder in England war, wurde er 1257 zum Anführer der Barone. Diese sahen in den Sizilien-Plänen von Henry und der brutalen Geldbeschaffung durch seine französischen Vasallen, allen voran den Lusignans, eine Gefahr für England. So kam es zum Widerstand im Parlament, vor dem wir jetzt stehen.

Zur Einordnung der Ursachen für das schlechte Wetter 1258 und die Missernten gibt es eine Erklärung, die vielleicht zunächst überraschend erscheint: Der Vulkan war schuld.

1257 brach der Samalas auf der Insel Lombok (heute Indonesien, der Vulkan hat seinen eigenen Ausbruch aber nicht überlebt) aus.
Es war einer der gewaltigsten Vulkanausbrüche der letzten 7000 Jahre. Und es war tatsächlich so, dass sich auf dem ganzen Planeten ein dunkler Schleier über den Himmel legte, der die Sonneneinstrahlung behinderte. Es folgte ein warmer Winter, ein sehr kalter Sommer mit viel Regen und danach ein kalter und langer Winter. 1258 war ein „Jahr ohne Sommer“. Die Missernten und Hungersnöte gab es nicht nur in England. Allein in London starben 1258 zwischen 15000 und 20000 Menschen am Hunger. Die Seuche kam dann noch dazu.

Schaut mal hier rein, gut und verständlich erklärt:

https://www.youtube.com/watch?v=huD09oRJMxo

(die Adresse muss vollständig in die Adresszeile des Browsers eingegeben werden. Hat mit dem vollständigen Link einfügen hier irgendwie nicht geklappt.)

In unserer Geschichte wussten die handelnden Akteure (außer Berit vielleicht) natürlich nichts vom Vulkanausbruch und den damit einhergehenden Klimafolgen. Und selbst wenn sie es gewusst hätten, hätte ihnen dieses Wissen vermutlich auch nicht geholfen...

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Sorko

Mitglied seit 18.04.2017

Worte sind die mächtigste Droge, welche die Menschheit benutzt. - J. R. Kipling

Veröffentlicht am 03.10.2022 um 00:00 Uhr

Nun zu Abschnitt 4:
Sehr eindrucksvoll beschrieben, das Elend und die Not der Menschen, als Bedric in die Stadt reitet, um den vier jungen Edelleuten die Geburt des ersten Montfort-Mädchens zu verkünden und anschließend FitzThomas und Jacob zu besuchen. Letzterer erkennt ihn offenbar wieder. Doch Bedric kann nicht bleiben.

In Waringham sind nun auch die Geldeintreiber unterwegs. Raymond wird vom Sheriff noch einigermaßen höflich behandelt, aber er kann nichts mehr geben. Sagt er zumindest. Danach versuchen es die Eintreiber im Dorf, um aus den Leibeigenen auch noch den letzten Penny heraus zu pressen. Dabei gehen sie ziemlich brutal vor, allen voran Guy de Lusignan, der selbst vor Folter nicht zurückschreckt. Die Szenen sind hart, aber es hat sich wohl wirklich so zugetragen in den Grafschaften. Einige der Eintreiber sollen sehr brutal vorgegangen sein. Solche Maßnahmen machen einen König nicht beliebt beim Volk.
Sehr mutig von Bedric, dass er eingreift, obwohl er als Freier in seinem Dorf nicht mehr so viele Freunde hat. Dabei gerät er mit Guy Lusignan aneinander und erneut in Lebensgefahr.

Der Mord am Steward von Waringham war unfassbar. Und ich dachte, Raymond wäre schon recht böse, aber dieser Guy Lusignan ist noch viel schlimmer. Der kann tun, was er will, denn er steht in der Gunst des Königs. Und der König will unbedingt Sizilien. Ich fühlte mich an ein trotziges Kind erinnert, das wütend mit dem Fuß aufstampft und schreit: „Ich will aber Sizilien haben!!“ Zu dieser Zeit wurde Henry zum Tyrannen, kein Wunder dass viele englische Barone das nicht hinnehmen wollten.

Die Missernten führten zu Hungersnöten, zusätzlich wurden die Menschen von der Seuche bedroht, die Barone verloren Einnahmen, die einfachen Leute ihr Leben. Und der König wollte Geld, das es gar nicht gab. Jedenfalls nicht bei denen, denen die Sheriffs es wegnehmen wollten. Einige, wie die Lusignans, litten keine Not. Die Korruption blühte natürlich auch. Wo die 50 Schiffsladungen mit dem dringend benötigten Getreide aus Deutschland wohl abgeblieben sind?

Bedric hat ein Häuschen in Kenilworth, Wohnung und Werkstatt in einem. Dort fertigt er seine Edelbögen an. Außerdem gibt er bezahlten Unterricht im Bogenschießen. Und dort lässt er sich vom Handschuhmacher jährlich zwei linke Handschuhe anfertigen. Der linke Handschuh ist wohl so etwas wie sein Markenzeichen, aber ich denke, er dient schon zur Verdeckung seines Daumens. Sicherheitshalber.

Eleanor und Adela schleichen sich im Mai auf die Staubgalerie in Westminster Hall, die ihnen von Gui of Waringham gezeigt wird. Dort können sie den Parlamentstag belauschen und bekommen mit, wie sieben edle Ritter einen eindrucksvollen Auftritt hinlegen. Starke Szene im Kopfkino.

In Waringham war der kleine Richard verstorben, so dass Raymond um den Fortbestand seiner Familie als Oberhaupt der Grafschaft fürchtet. Da muss nun Ida herhalten, der das gar nicht recht ist. Ray befiehlt ihre Heirat mit Osmund de Cantilupe, obwohl sie ja eigentlich ins Kloster gehen sollte und wollte. Adela überredet Ida schließlich sehr geschickt, so dass diese der Hochzeit zustimmt.

Adela reitet zu Berit ins Dorf und besorgt sich ein nicht ganz ungefährliches Mittel zur Abtreibung ihres Babys. Sie ist von Bedric erneut schwanger, kann es dieses Mal aber ihrem Mann Joshua nicht unterschieben. Er würde merken, dass es nicht von ihm ist. Bedric greift im letzten Moment ein und verhindert, dass Adela das Mittel schluckt. Er will sich etwas einfallen lassen, doch der rettende Einfall scheint dann etwas später von Prinzessin Eleanor zu kommen. Die hat Adelas Schwangerschaft erkannt, und Adela gesteht ihr nun alles. Anscheinend hat die Prinzessin auch schon geahnt, wie es um Joshua und Roger steht. So wie es aussieht, plant Eleanor Adelas Entsendung nach Wales, wo sie, wie ich vermute, ihr Kind heimlich zur Welt bringen soll. Was dann mit dem Baby geschehen soll, ist noch unklar, aber so bliebe ihre Schwangerschaft (und Geburt) von ihrem Mann wohl unbemerkt.

Vorher besuchen Adela und Eleanor noch die Königin. Die ist, was Sizilien betrifft, genau so verbohrt wie ihr Mann, aber sie mag die Lusignans auch nicht. Deshalb soll sie ihren Sohn Edward überreden, dass der seinen Widerstand gegen die Provisions of Oxford aufgibt, dann könne man die Lusignans los werden. Das scheint zu funktionieren. Der 24er Rat, dem auch die Lusignans angehörten, wird ersetzt durch den 15er Rat, dem kein Lusignan mehr angehört. Dieser Rat besetzt die mächtigen Positionen von Kanzler und Justiziar, die vor dem Rat Rechenschaft ablegen müssen. Das Parlament tagt drei Mal im Jahr zu festen Terminen, und der König kann ohne Rat und Parlament keine wichtigen Entscheidungen mehr eigenmächtig durchsetzen. Sehr wichtig war die Bestimmung, dass der 15er Rat den Staatshaushalt, also auch die Steuereinnahmen, zu verwalten hatte.

Der König war weitgehend entmachtet. Nur widerstrebend hat Henry das akzeptiert. Und Edward hat das, vermutlich auch nur widerstrebend, unterstützt. Vorerst.
Die Lusignans verloren ihre Burgen und Ländereien in England, sicher auch nur widerstrebend. Nach dem Parlament flohen sie, und die Lords machten sich an die Verfolgung.

Wieder ein sehr spannender Abschnitt, der wichtige Aspekte der englischen Entwicklung beleuchtet. Die Provisions of Oxford werden oft als erste Verfassung Englands betrachtet. Die Auseinandersetzungen im Parlament hat die Autorin recht anschaulich beschrieben.
Adela und Bedric treffen sich gelegentlich und konnten ihre Beziehung bisher erfolgreich verbergen. Ich bin gespannt, wie das nun mit der zweiten Schwangerschaft von Adela weitergeht.

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Michael_B_M

Mitglied seit 10.09.2020

All that we see or seem Is but a dream within a dream. - Edgar Allan Poe

Veröffentlicht am 03.10.2022 um 00:01 Uhr

Sehen wir mal von Zufällen und dem historisch leider übergroßen Zeitsprung ab, war LA4 nun einer, der meine Erwartungen in einen Historischen Roman von RG voll und ganz erfüllt hat. Er beginnt mit einem Zitat von König Henry III., das besser gewählt hätte nicht sein können (siehe meine Lieblingszitate zu LA4). Ferner arbeitet der LA hervorragend die stete Entwicklung von Simon und Edward zu großen historischen Persönlichkeiten heraus.

Eleanors und Simons Kinder von einst sind mittlerweile (fast) erwachsen geworden: Amaury bereitet sich auf seine Priesterweihe vor und sein Tutor ist, wer hätte es gedacht, Roger. Bedric ist im Hause Montfort so eine Art „Mädchen für alles“ und soll in London, wo Hungersnot und Seuche grassieren, den Rest von Simons Rasselbande einsammeln. Kurz erfahren wir, dass Lady Amabel und Lord Yvain inzwischen leider gestorben sind und in Waringham beerdigt wurden. Die Rasselbande treibt sich im Rotlichtviertel herum, Harry und Sy vergnügen sich dort zusammen mit Henry d’Almain und Prinz Edward mit Würfeln und Huren. Edward stellt die Frage, die uns alle in der LR bewegt, nach Bedrics linkem Handschuh. Aber der sagt nichts Hilfreiches dazu. In einer Rückblende erfahren wir, dass Bedric 5 der letzten 10 Jahre damit verbracht hatte, zusammen mit Simon & Co. die Gascogne für König Henry zurück zu erobern. Und zur Belohnung hatte Henry dann wegen grausamer Tyrannei und Verrats Simon vor Gericht gestellt. Die Lords, die über Simon richten sollten, hatten ihn jedoch freigesprochen und Henry stand wie immer als Vollpfosten da. Henry plagten zudem wieder einmal arge Geldnöte, weil er bekanntermaßen zu viel bauen ließ und nun wollte er auch noch für Edmund vom Papst das Königreich Sizilien kaufen. Nun gut, die Staufer waren halt trotzdem noch da, aber „so what my dear, my 2nd son needs a crown as well“. Simons Jungs brettern schließlich PS-stark nach Hause, während Bedric bei FitzThomas vorbeischaut. Einmal mehr war es ein hoch emotionaler Moment, als Jacob Bedric den Ball zurollt und Bedric ihm seinen letzten Apfelkrapfen gibt.

Bei den Montfords wird das erste Töchterchen gefeiert und der 6-jährige Richard zerlegt Guillaume de Lusignan – nicht wirklich, sondern leider nur eine ihm nachempfundene Strohpuppe. Rob entwickelt sich immer mehr zum Schachmeister und zeigt dabei `Bedrics‘ Lächeln, aber Adela befürchtet, dass letzteres ja vielleicht mal jemand erkennen könnte – ich übrigens auch. Und während sie sich nach weiteren Kindern sehnt, schnippt Edward den Hunden aufgespießten Braten vom Teller seiner Ritter zu und alle schwärmen: „Er hat einfach alles, was es braucht um König zu sein. Und alles, was Henry fehlt.“ Sicherlich kommen noch einige weitere Eigenschaften zum Bratenschnippen hinzu.

Fulk Payferer ist ein Drecksack. Okay, genau genommen ist er der Sheriff von Kent. Als er aus Raymond kein Geld mehr heraus pressen kann, da Hunger und Seuche auch auf dem Land grassieren, drückt er ihm ein Murdrum aufs Auge. Ein was? - Ja, das ist so ein Bußgeld, das man ausspricht wenn die Kassen des Königs leer sind und der lokale Grundherr den Mörder eines Freien nicht schnappen kann. „Gequirlte Sche$%&, von mir kriegst du gar nix!“ entgegnet ihm Raymond, da es ja gar keinen Mord gab. Ganz in der Nähe besucht Bedric seine Mutter und widerspricht ihr, dass er kein reicher Schnösel sei, sondern lediglich ein Startup für „Bögen - Made in England“ gegründet hat. Auf dem Weg zum Stelldichein mit Adela trifft er am Feenbaum Rob und es folgt ein bewegendes Vater-Sohn-Gespräch, bei dem der Vater weiß, das der Sohn der Sohn ist, der Sohn allerdings nicht, dass der Vater der Vater ist. Er bringt Rob sicher nach Hause und anschließend gibt‘s dann „Fifty Shades of Grey“ mit Adela und Bedric. So viele intime Details über die beiden hätte es für meinen Geschmack nicht gebraucht, aber in Historischen Romanen scheint sich dies ja etabliert zu haben.
Bedric reitet noch ein wenig durch Waringham Forest (!) und dann ins Dorf und trifft dort besagten Payferer, der mit Hilfe von Guillaume de Lusignan nun das Geld aus den armen Leuten pressen will und diese aufs Übelste quält. Die beiden haben jedoch nicht mit Marvels Superheld Bedric gerechnet, der zunächst die Pferde der beiden stiehlt und dann Guillaume und seine Mannen mit kühnen Frechheiten so lange in Schacht hält, bis Teile des Waringham-Clans zur Rettung eintreffen. Raymond und Mary sind allerdings nicht dabei, die müssen erst einmal den Tod ihres Sohnes verkraften. Hier hat Raymond nun wahrlich gezeigt, dass er durchaus Gefühle hat.

Per Boot kehren Simon & Co. dann nach London zurück und treffen auf ein Einhorn (?), Hunger, Seuche und schließlich FitzThomas, der ihnen erklärt, dass von den fünfzig Schiffen mit Getreide aus „Deutschland“ (what?) nichts auch nur irgendwo angekommen sei. Klar, wer sich das unter den Nagel gerissen hat: die Gebrüder Lusignan.
In Westminster Hall möchte Henry die Lords und Barons im Parlament überzeugen, für seine Sizilienpläne zu stimmen, aber irgendwie schafft er es nicht, selbst mit einem „Aber ich bin der König!“, richtig zu Wort zu kommen - irgendwie drollig. Und in Hinterzimmern des Bischofspalasts wird im kleinen Kreis um Simon (auch seine Söhne werden gehört) beschlossen: Die Lusignans müssen weg!

Zurück in Kenilworth lernen wir die neuen Goldpennies kennen mit der u.a. zwei neue linke Lederhandschuhe (ja hört das Rätsel denn nie auf) bezahlt werden können, sonst aber eigentlich nichts, und bekommen eine Besichtigungstour durch Bedrics Bogenmanufaktur, wo jeder, der möchte, kontemplativ mitbasteln und Plätzchen essen darf. Alle sind sich einmal mehr einig: „Wir brauchen Edward im Boot.“ - Nur wie?

Aber dafür gibt‘s ja schließlich Eleanor und Adela, die dank Onkel Guis Hilfe auf der Staubgalerie einer Parlamentssitzung beiwohnen. Simon und die sieben ... 🧝 ... Verbündeten machen dort klar, dass es Reformen braucht, die Henry stark einschränken und nach hitzigen Wortgefechten wird auch das Siegel herbeigeschafft.
In Waringham wird Ida nun aus dem Kloster geholt und von Raymond zwecks Arterhalt mit Cantilupe verheiratet und Adela wird klar: Roger betrügt Adela, Adela betrügt Joshua, Joshua betrügt Adela - was für ein Teufelskreis. Sie reitet dementsprechend wie der Teufel zur lokalen Hexe ihrer Wahl und bekommt dank Guis verordnetem (Pferde-)Rezept Abtreibungstropfen, aber bevor sie eingeflößt werden, kommt, hoppla, gerade noch rechtzeitig Bedric (auf den ist halt Verlass) vorbei, Mutter und Kind werden gerettet und en passant kommen wir dem Handschuhgeheimnis ein Stückchen näher.
Final tagt in Oxford nochmals das Parlament für eine Woche und nachdem Simon seinen Neffen Edward sowie Eleanor und Adela Königin Aliénor bequatscht haben, stimmt der größte Teil den Provisions of Oxford, einer Erweiterung der altbekannten Magna Carta, zu. Hierdurch wurde dem König nun auch noch ein Kronrat vor die Nase gesetzt. Um „die militärische und finanzielle Notlage abzuwenden, fielen alle Burgen, Ländereien und sonstigen Besitztümer an die Krone zurück, die an Vasallen vergeben wurden, die keine gebürtigen Engländer sind.“ Dies schloss Simon und die Lusignans ein, woraufhin letztere nach hitziger Debatte flohen und Simon & Co. die Verfolgung aufnehmen; sogar der kleine Guy darf mit, mit Bedric als Beschützer an seiner Seite. Äußerst interessant, dass Eleanor im Hintergrund mal wieder Strippenzieherin war und auch so ziemlich alles weiß, z.B. dass Robert und Joshua die Nächte miteinander verbringen und Adela schwanger ist: „Rotwein?“ - „Nö!“ - „Rosenwasser?“ - „Wenn‘s sein muss!“ - „Schwanger?“ - „Ja!“ - „Von Joshua?“ - „Nein!“ - „Also?“ - „Bedric!“ - „Ahhh ... ein Prachtxemplar! One-night stand?“ - „Nein, Jugendliebe!“ - „Ohh ...“ Und zur Vertuschung will Eleanor Adela dann nach Wales schicken. Das habe ich nicht so ganz kapiert, denn Adela wird ja auch in Wales weiterhin schwanger sein und je nach dem wie lange sie dort bleiben wird, bestenfalls mit einem Kind zurückkommen und dann das Fremdgehen Joshua beichten müssen. Schau‘n wa mal.

Und somit endet dann ein grandioser und der für mich bislang mit Abstand beste Teil aus „Drachenbanner“.

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Sorko

Mitglied seit 18.04.2017

Worte sind die mächtigste Droge, welche die Menschheit benutzt. - J. R. Kipling

Veröffentlicht am 03.10.2022 um 00:14 Uhr

Als Schachspieler musste ich stutzen, als ich die Beschreibung des „Schachmatt“ las. (Buch S. 488 f.) Das scheint mir so nur schwer möglich zu sein, jedenfalls nach heutigen Regeln. Und so sehr geändert haben sich die Regeln eigentlich nicht. Wenn der schwarze Läufer wegzieht, um seinen Turm zu decken, und anschließend die weiße Dame auf das Feld zieht, das eben noch der schwarze Läufer belegt hatte, kann es kein Matt sein. Denn der schwarze Läufer könnte zurückziehen und die weiße Dame schlagen. Ein Abzugschach kann es auch nicht sein, denn dann müsste der schwarze König schon vorher im Schach gestanden haben. Es gibt aber tatsächlich eine Stellung, in der es so hinkommen könnte, allerdings ist die reichlich konstruiert, denn es müsste im Zug vorher der schwarze König bereits ins Schach gesetzt worden sein. Dann wäre aber auch klar gewesen, dass es hier nicht um die Deckung des Turms geht, sondern dass das Matt von Schwarz unmittelbar bevorsteht.
So wie beschrieben ist es sehr, sehr zweifelhaft. Ist aber für die Geschichte nicht weiter von Bedeutung.

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Michael_B_M

Mitglied seit 10.09.2020

All that we see or seem Is but a dream within a dream. - Edgar Allan Poe

Veröffentlicht am 03.10.2022 um 00:19 Uhr

Sorko schrieb am 03.10.2022 um 00:14 Uhr

Als Schachspieler musste ich stutzen, als ich die Beschreibung des „Schachmatt“ las. (Buch S. 488 f.) Das scheint mir so nur schwer möglich zu sein, jedenfalls nach heutigen Regeln. Und so sehr geändert haben sich die Regeln eigentlich nicht. Wenn der schwarze Läufer wegzieht, um seinen Turm zu decken, und anschließend die weiße Dame auf das Feld zieht, das eben noch der schwarze Läufer belegt hatte, kann es kein Matt sein. Denn der schwarze Läufer könnte zurückziehen und die weiße Dame schlagen. Ein Abzugschach kann es auch nicht sein, denn dann müsste der schwarze König schon vorher im Schach gestanden haben. Es gibt aber tatsächlich eine Stellung, in der es so hinkommen könnte, allerdings ist die reichlich konstruiert, denn es müsste im Zug vorher der schwarze König bereits ins Schach gesetzt worden sein. Dann wäre aber auch klar gewesen, dass es hier nicht um die Deckung des Turms geht, sondern dass das Matt von Schwarz unmittelbar bevorsteht.
So wie beschrieben ist es sehr, sehr zweifelhaft. Ist aber für die Geschichte nicht weiter von Bedeutung.

Aber was, wenn der schwarze Springer auf B6 gezogen würde und der weiße Turm auf A3? - Dann wäre es vermutlich schon Schachmatt!

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Michael_B_M

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All that we see or seem Is but a dream within a dream. - Edgar Allan Poe

Veröffentlicht am 03.10.2022 um 00:28 Uhr

Noch was: Wenn man deinen link anklickt, kommt folgende Meldung:
YouTube is not currently available on this device.

Wenn man aber den link kopiert und im browser einfügt, klappt alles. Das Video schaue ich mir morgen mal an.

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Sorko

Mitglied seit 18.04.2017

Worte sind die mächtigste Droge, welche die Menschheit benutzt. - J. R. Kipling

Veröffentlicht am 03.10.2022 um 00:35 Uhr

Zitat von Michael_B_M

Noch was: Wenn man deinen link anklickt, kommt folgende Meldung:
YouTube is not currently available on this device.



Hab ich gesehen. Ich krieg den vollen Text als Link hier nicht rein. Auf meinem PC funktioniert es, hier immer nur die erste Hälfte. Hab ich aber inzwischen reingeschrieben.

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Sorko

Mitglied seit 18.04.2017

Worte sind die mächtigste Droge, welche die Menschheit benutzt. - J. R. Kipling

Veröffentlicht am 03.10.2022 um 00:37 Uhr

Zitat von Michael_B_M

Aber was, wenn der schwarze Springer auf B6 gezogen würde und der weiße Turm auf A3?


Nein, die funktionierende Stellung ist etwas anders. Bei Interesse schicke ich dir gern die Daten. Wie es im Buch steht, kann es eigentlich nicht funktionieren...

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Michael_B_M

Mitglied seit 10.09.2020

All that we see or seem Is but a dream within a dream. - Edgar Allan Poe

Veröffentlicht am 03.10.2022 um 00:43 Uhr

Sorko schrieb am 03.10.2022 um 00:37 Uhr

Zitat von Michael_B_M

Aber was, wenn der schwarze Springer auf B6 gezogen würde und der weiße Turm auf A3?


Nein, die funktionierende Stellung ist etwas anders. Bei Interesse schicke ich dir gern die Daten. Wie es im Buch steht, kann es eigentlich nicht funktionieren...

Ich glaube dir das auf's Wort.

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Sorko

Mitglied seit 18.04.2017

Worte sind die mächtigste Droge, welche die Menschheit benutzt. - J. R. Kipling

Veröffentlicht am 03.10.2022 um 00:49 Uhr

Zitat von Michael_B_M

Adela und Bedric. So viele intime Details über die beiden hätte es für meinen Geschmack nicht gebraucht


Da spricht aus dir wohl die pure Eifersucht...