Leserunde zu "Babel" von Rebecca F. Kuang

Ein spektakulärer Roman der preisgekrönten Autorin Rebecca F. Kuang
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Rebecca F. Kuang (Autor)

Babel

Roman - Der weltweite Bestseller über die Magie der Sprache und die Macht von Worten. Deutsche Ausgabe

Heide Franck (Übersetzer), Alexandra Jordan (Übersetzer)

»Das Aufregendste im Fantasygenre seit Harry Potter« Denis Scheck

1828. Robin Swift, den ein Cholera-Ausbruch im chinesischen Kanton als Waisenjungen zurücklässt, wird von dem geheimnisvollen Professor Lovell nach London gebracht. Dort lernt er jahrelang Latein, Altgriechisch und Chinesisch, um sich auf den Tag vorzubereiten, an dem er in das Königliche Institut für Übersetzung der Universität Oxford - auch bekannt als Babel - aufgenommen werden soll.

Oxford ist das Zentrum allen Wissens und Fortschritts in der Welt. Für Robin erfüllt sich ein Traum, an dem Ort zu studieren, der die ganze Macht des britischen Empire verkörpert.

Denn in Babel wird nicht nur Übersetzung gelehrt, sondern auch Magie. Das Silberwerk - die Kunst, die in der Übersetzung verloren gegangene Bedeutung mithilfe von verzauberten Silberbarren zu manifestieren - hat die Briten zu unvergleichlichem Einfluss gebracht. Dank dieser besonderen Magie hat das Empire große Teile der Welt kolonisiert.

Für Robin ist Oxford eine Utopie, die dem Streben nach Wissen gewidmet ist. Doch Wissen gehorcht Macht, und als chinesischer Junge, der in Großbritannien aufgewachsen ist, erkennt Robin, dass es Verrat an seinem Mutterland bedeutet, Babel zu dienen. Im Laufe seines Studiums gerät Robin zwischen Babel und den zwielichtigen Hermes-Bund, eine Organisation, die die imperiale Expansion stoppen will. Als Großbritannien einen ungerechten Krieg mit China um Silber und Opium führt, muss Robin sich für eine Seite entscheiden ...

Aber kann ein Student gegen ein Imperium bestehen?

Der spektakuläre Roman der preisgekrönten Autorin Rebecca F. Kuang über die Magie der Sprache, die Gewalt des Kolonialismus und die Opfer des Widerstands.

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 27.02.2023 - 19.03.2023
  2. Lesen 17.04.2023 - 21.05.2023
  3. Rezensieren 22.05.2023 - 04.06.2023

Bereits beendet

Schlagworte

Oxford Empire Dark Academia Kolonialismus Großbritannien UK Humor britischer Humor London Literarische Unterhaltung Magie China Kanton Übersetzung Universität Verschwörung Widerstand Kolonialreich Young Adult Fantasy KulturPass Aktion KulturPass Neil Gaiman Phantastik Fantastik phantastische Literatur British Book Awards Book of the Year Nebula-Award Fantasy Bücher

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 02.06.2023

Wo die Grenzen verschwimmen

1

Wie weit geht man, um sich für seine Ideale einzusetzen? Was ist man bereit zu verlieren?

828. Robin Swift, den ein Cholera-Ausbruch im chinesischen Kanton als Waisenjungen zurücklässt, wird von dem ...

Wie weit geht man, um sich für seine Ideale einzusetzen? Was ist man bereit zu verlieren?

828. Robin Swift, den ein Cholera-Ausbruch im chinesischen Kanton als Waisenjungen zurücklässt, wird von dem geheimnisvollen Professor Lovell nach London gebracht. Dort lernt er jahrelang Latein, Altgriechisch und Chinesisch, um sich auf den Tag vorzubereiten, an dem er in das Königliche Institut für Übersetzung der Universität Oxford - auch bekannt als Babel - aufgenommen werden soll.
Oxford ist das Zentrum allen Wissens und Fortschritts in der Welt. Für Robin erfüllt sich ein Traum, an dem Ort zu studieren, der die ganze Macht des britischen Empire verkörpert. Denn in Babel wird nicht nur Übersetzung gelehrt, sondern auch Magie. Das Silberwerk - die Kunst, die in der Übersetzung verloren gegangene Bedeutung mithilfe von verzauberten Silberbarren zu manifestieren - hat die Briten zu unvergleichlichem Einfluss gebracht. Dank dieser besonderen Magie hat das Empire große Teile der Welt kolonisiert.
Für Robin ist Oxford eine Utopie, die dem Streben nach Wissen gewidmet ist. Doch Wissen gehorcht Macht, und als chinesischer Junge, der in Großbritannien aufgewachsen ist, erkennt Robin, dass es Verrat an seinem Mutterland bedeutet, Babel zu dienen. Im Laufe seines Studiums gerät Robin zwischen Babel und den zwielichtigen Hermes-Bund, eine Organisation, die die imperiale Expansion stoppen will. Als Großbritannien einen ungerechten Krieg mit China um Silber und Opium führt, muss Robin sich für eine Seite entscheiden ...
Aber kann ein Student gegen ein Imperium bestehen?
Der spektakuläre Roman der preisgekrönten Autorin Rebecca F. Kuang über die Magie der Sprache, die Gewalt des Kolonialismus und die Opfer des Widerstands.

Ich hätte nicht gedacht, dass mich dieses Buch so schnell an sich fesseln kann. Meine Erwartungen wurden übertroffen, besonders da ich R. F. Kuangs vorherige Trilogie “Im Zeichen der Mohnblume” nicht besonders überzeugt hat.
Die Freundesgruppe, in der Robin Swift seine Heimat in Oxford findet, hat sehr interessante Dynamiken, da sich jeder Charakter sehr stark individualisiert und dadurch hervortritt. Sie haben alle andere Erfahrungen im Leben for Oxford gesammelt, wodurch die erlernten Verhaltens- und Sichtweisen, Denkmuster und Interpretation von Situationen sehr unterschiedlich sind und gerne auch mal clashen. Motive sind nicht immer klar und Charakterentwicklungen finden sich schleichend ein, was mir sehr gefällt. Es sind nicht immer die großen Momente, die einen zum Wachsen bringen, sondern auch das alltägliche Leben, mit dem man sich rumschlagen muss. Die verschiedenen Lebensrealitäten sind des schließlich, die die Gruppe zwingt, sich so zu entwickeln wie sie sich nun entwickelt.

Sprache und ihre politische Macht, ihren Einfluss auf die persönliche Wahrnehmung ist der verbindende Faden in dieser Geschichte. Man spürt die eingehende Recherche, die R. F. Kuang in ihr Werk gesteckt hat. Nach leider vielen Enttäuschungen in modernen Fantasyromanen habe ich in Babel eine außerordentliche Erzählkunst gefunden, die eine Welt produziert, die unserer nicht allzu entfernt ist.

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Veröffentlicht am 31.05.2023

Babel

1

Die Autorin R.F. Kuang hat mit „Babel“ einen (bisher) eigenständigen Fantasy- Roman geschrieben, wobei in diesem Werk die Sprache und dessen Entwicklung, aber auch die Übersetzung dieser in eine andere ...

Die Autorin R.F. Kuang hat mit „Babel“ einen (bisher) eigenständigen Fantasy- Roman geschrieben, wobei in diesem Werk die Sprache und dessen Entwicklung, aber auch die Übersetzung dieser in eine andere Sprache eine wesentliche Rolle spielen.

Klappentext:
1828. Robin Swift, den ein Cholera-Ausbruch im chinesischen Kanton als Waisenjungen zurücklässt, wird von dem geheimnisvollen Professor Lovell nach London gebracht. Dort lernt er jahrelang Latein, Altgriechisch und Chinesisch, um sich auf den Tag vorzubereiten, an dem er in das Königliche Institut für Übersetzung der Universität Oxford - auch bekannt als Babel - aufgenommen werden soll. Oxford ist das Zentrum allen Wissens und Fortschritts in der Welt. Für Robin erfüllt sich ein Traum, an dem Ort zu studieren, der die ganze Macht des britischen Empire verkörpert. Denn in Babel wird nicht nur Übersetzung gelehrt, sondern auch Magie. Das Silberwerk - die Kunst, die in der Übersetzung verloren gegangene Bedeutung mithilfe von verzauberten Silberbarren zu manifestieren - hat die Briten zu unvergleichlichem Einfluss gebracht. Dank dieser besonderen Magie hat das Empire große Teile der Welt kolonisiert. Für Robin ist Oxford eine Utopie, die dem Streben nach Wissen gewidmet ist. Doch Wissen gehorcht Macht, und als chinesischer Junge, der in Großbritannien aufgewachsen ist, erkennt Robin, dass es Verrat an seinem Mutterland bedeutet, Babel zu dienen. Im Laufe seines Studiums gerät Robin zwischen Babel und den zwielichtigen Hermes-Bund, eine Organisation, die die imperiale Expansion stoppen will. Als Großbritannien einen ungerechten Krieg mit China um Silber und Opium führt, muss Robin sich für eine Seite entscheiden...Aber kann ein Student gegen ein Imperium bestehen?

Bisher habe ich von der Autorin noch kein weiteres Werk gelesen, habe aber über „Babel“ aus dem englischsprachigen Raum bereits viele positive Resonanzen gehört. Daher war ich sehr erfreut, als eine Übersetzung angekündigt wurde und freute mich sehr auf dieses Werk. Meine Erwartungen daran waren recht hoch und dennoch wurde ich nicht enttäuscht.
Zunächst möchte ich aber anmerken, dass „Babel“ auf dem deutschsprachigen Markt falsch angepriesen wird. Die Marketing- Abteilung fand es wahrscheinlich gut, die Leser mit Schlagwörtern wie „Harry Potter“ oder „Dark Academia“ zu ködern – setzt aber vollkommen falsche Hoffnungen. Und führt nur zu Enttäuschungen, denn dieses Buch geht in eine vollkommen andere Richtung.
Der Schreibstil von Kuang fand ich sehr angenehm. Dieser ist nicht immer leicht, hat dafür aber eine wunderbare und tiefe Melodie. Auch weiß die Autorin, wie sie eine dichte Atmosphäre erschafft, sodass man als Leser mitten im Geschehen ist. Dabei werden gekonnt Bilder vor dem geistigen Auge gemalt, sodass ich das Gefühl hatte, zusammen mit den Charakteren in Oxford zu verweilen und zusammen mit ihnen Babel zu erkundigen. Das Setting konnte mich hier ebenfalls überzeugen. Eine wunderbare Stadt wird hier in einen historischen Kontext gesetzt, zeitgleich wird ein fantastischer Rahmen darum gespannt. Oftmals habe ich mich gefragt, was hier Fakten und was Fiktion ist. Hier möchte ich meinen fiktiven Hut vor der Leistung der Autorin ziehen. Ich kann nur ansatzweise nachvollziehen, wieviel Recherchearbeit und mühsame Arbeit hinter diesem Roman steht. Dieses Buch besticht durch seine Komplexität und konnte mich im positiven Sinn zum Staunen bringen. Themen wie die Übersetzung von Texten, welcher Verlust für die Sprache und dessen unterschwellige Bedeutungen damit einhergeht oder auch die Verwandtschaft und Verknüpfung der Sprachen sind hier nur ein kleiner Aspekt des Wissens, welches hier vermittelt wird. Auch die Kolonisierung und dessen Folgen stehen hier im Zentrum und spielen eine wesentliche Rolle für die Handlung. Manche interessanten Aspekte werden anhand von Fußnoten beleuchtet, dies fand ich ebenfalls sehr gelungen. Nur allzu gerne habe ich die beigefügten Karten zu Hilfe genommen, um mich besser zu orientieren – sowohl in Babel als auch in Oxford.
Positiv möchte ich auf jeden Fall auch die Charakterkonstellation und die Darstellung der Charaktere betonen. Die einzelnen Charaktere fand ich sehr gelungen und oftmals musste man die ein oder andere Person neu einsortieren. Hier wird nicht nur schwarz oder weiß gezeichnet, sondern in sehr unterschiedlichen Grautönen. Jeder Charakter hat seine Hintergründe und Beweggründe, warum er so handelt oder warum er diese Überzeugungen hat, auch wenn diese nicht immer für den Leser aus heutiger Sicht nachvollziehbar sind. Gebannt habe ich mit den Protagonisten mitgefiebert und nicht selten musste ich mir Sorgen um sie machen. Und nicht selten waren diese Sorgen auch begründet. Kein Charakter ist hier sicher und muss so einiges erleiden, sowohl seelisch als auch körperlich. Manches Seelenleiden wird dem Leser erst später bewusst, was es aber nicht ungeschehen macht. Allgemein hat mir hier die Gruppe aus den vier Protagonisten gut gefallen. Das Zusammenspiel zwischen Robin, Ramy, Letty und Victoire fand ich sehr gelungen und nicht selten habe ich die sozialen Aspekte dieser Gruppe hinterfragt. Nicht immer geht es hier harmonisch zu und manche Ansichten sind sehr unterschiedlich. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Freundschaft zwischen diesen ihre Höhen und Tiefen hat. Ich habe das Wechselspiel zwischen den Charakteren sehr genossen. Auch wenn ich sagen muss, dass mir der Protagonist Robin ein wenig zu passiv war. Er hat nicht für sich eingestanden, hatte quasi keine eigene Meinung und war eher ein Mitläufer.
Mein kleiner Kritikpunkt ist der geringe Fantasyanteil. Es gibt in „Babel“ zwar magische Silberbarren, aber hier haben mir einfach ein paar Ausführungen gefehlt. Sie werden genutzt, sind jedoch eher Alltag in dieser Welt und werden daher auch nicht wirklich ausführlich beleuchtet.
Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich das Ende. Dieses konnte mich nicht vollkommen überzeugen. Zu gerne hätte ich hier noch ein paar weitere Ausführungen gelesen, hätte nur zu gerne weitergelesen. Aber dies ist Geschmackssache und spricht eigentlich nur für die Qualität des Buches, dass ich nur zu gerne mehr gelesen hätte.

Insgesamt konnte mich R.F. Kuang mit ihrer Geschichte „Babel“ vollständig in ihren Bann ziehen. Ich habe hier jede Seite genossen. Deswegen wird dies auch nicht das einzige Werk sein, welches ich von der Autorin lesen werde. Ich bin schon auf ihre anderen Bücher gespannt. Aufgrund meiner zwei kleinen Kritikpunkte, welche aber nicht meinen Lesegenuss getrübt haben, möchte ich 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung vergeben.

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Veröffentlicht am 30.05.2023

Eine Geschichte, die einen nicht so leicht loslässt

3

Es gibt Bücher, bei denen man lacht. Bücher, bei denen man weint. Bücher, bei denen man mitfiebert. Bücher, bei denen man am liebsten in der Welt verschwinden würde und mit den Figuren befreundet sein ...

Es gibt Bücher, bei denen man lacht. Bücher, bei denen man weint. Bücher, bei denen man mitfiebert. Bücher, bei denen man am liebsten in der Welt verschwinden würde und mit den Figuren befreundet sein möchte. Und dann gibt es die Bücher, die einen nicht mehr loslassen. Bücher, die tausende Gefühle in einem lostreten. Bücher, die man nicht mehr so schnell vergisst. Babel ist für mich so ein Buch.

Die Geschichte fängt mit einem kleinen Waisenjungen an, der vor dem Nichts steht und von einem ihm unbekannten Professor nach London gebracht wird. Dort erhält er eine Ausbildung mit dem Fokus auf Sprachen, um später an die Universität in Oxford gehen und dort am Königlichen Institut für Übersetzung, bekannt unter dem Namen “Babel”, studieren zu können. Unseren Protagonisten Robin verfolgen wir von Kindesbeinen an über seine Kindheit und Jugend beim Professor und seine darauf folgende Universitätszeit. Der Dark-Academia Roman legt dabei großen Wert auf die Beschreibung von Lernprozessen, Unterrichtsstunden und füttert auch die Lesenden, in Form von Fußnoten, immer wieder mit interessanten Fakten und Informationen. Nicht selten habe ich mich beim Lesen selbst an meine Schul- und Universitätszeit erinnert. Das atmosphärische Setting an der Universität tat dabei sein Übriges. Hinzu kam die tiefgreifende Beschäftigung mit Sprache und Übersetzung. Da ich Germanistik studiere und deshalb eine große Liebe für Wörter und ihre Bedeutung in mir trage, haben mich die Erzählungen davon sehr fasziniert.

Der Schreibstil der Autorin ist intelligent, komplex und direkt. Sie verwebt reale Ereignisse so gefühlt mühelos mit ihrer fiktionalen Welt, dass ich manchmal das Gefühl hatte, all das könnte wirklich passiert sein. Selbst das Magiesystem hat sich für mich unglaublich real angefühlt. R. F. Kuang schreckt nicht davor zurück schwere Thematiken anzusprechen. Rassismus, Kolonialismus, Sexismus - all das sind Hauptbestandteile des Buches. Das macht das Buch zu einer sehr dunklen, schweren Geschichte, die man nicht einfach mal so weglesen kann. Aber genau das hat mich so sehr beeindruckt. Die Autorin nimmt kein Blatt vor den Mund und zeigt die schrecklichen Auswirkungen von Diskriminierung, vor denen man gerne, weil es als Außenstehender einfach ist, die Augen verschließt. Dabei zeigt sie an den verschiedenen Figuren im Buch, wie unterschiedlich Menschen mit solchen Dingen umgehen.

Damit komme ich auch zur, für mich, größten Stärke des Buches - die Charaktere und ihre Entwicklung. Neben Robin, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt ist, lernt man auch seine Freundinnen Letty und Victoire und seinen Freund Ramy sehr gut kennen. Sie alle haben ihre eigene Hintergrundgeschichte, ihre eigenen Motive und Antriebe. Die Charaktere sind komplex und facettenreich, sie treffen Entscheidungen, die man manchmal nicht nachvollziehen kann, sie machen Fehler und fühlen sich dadurch einfach menschlich an. Es gibt nicht nur “gut” und “schlecht”, sondern jeder Mensch hat Graustufen und das hat die Autorin fantastisch umgesetzt. Insbesondere die Charakterentwicklung von Robin ist bemerkenswert und hat mich emotional sehr bewegt. Dazu kam die Dynamik der Freundschaft der vier Hauptfiguren, von der ich unglaublich gerne gelesen habe. Zugehörigkeit spielt dabei als Motiv eine große Rolle und wie die Freundesgruppe es schafft, sich einen eigenen “Safe Space” in dieser ungerechten Welt zu schaffen.

Babel hat mich emotional fertig gemacht. Es gab Stellen an denen ich fassungslos war, Stellen an denen ich geheult habe, wie lange nicht mehr bei einem Buch. Und trotzdem hatte ich ein wohliges Gefühl, wenn ich die Freundesgruppe in ihrem Leben begleiten konnte. Auch wenn das Buch recht lang ist, hätte es für mein Empfinden teilweise noch mehr Seiten sein können. Einige Szenen oder Ereignisse sind im Gegensatz zu anderen recht schnell vonstatten gegangen, weshalb ich da gerne auch etwas mehr gelesen hätte.

Für mich bleibt Babel am Ende die Geschichte von einem Jungen, der nicht weiß wo sein Platz in der Welt ist, weil diese Welt eigentlich keinen Platz für ihn hat. Es ist eine Geschichte von Freundschaft und Zusammenhalt, wenn man niemanden sonst hat. Aber es ist auch eine Geschichte über das Finden der eigenen Identität, die Bedeutung von Heimat und Herkunft und den Mut etwas zu tun, aber auch die Angst zu versagen und alles zu verlieren, was man bisher kannte. Babel hat mich tief berührt, hat mich nachdenklich gemacht, hat mich dazu gebracht, mein eigenes Denken zu reflektieren. Babel ist schwer, es tut weh, es zeigt Ereignisse, von denen man eigentlich nichts hören will, aber von denen man hören muss, um zu verstehen und um Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. R. F. Kuang hat mit Babel einen Roman geschaffen, der sich mit gesellschaftlichen Problemen der Vergangenheit und auch der Gegenwart befasst und dabei Fragen von Rassismus, Privilegien, Diskriminierung, Macht, Recht und Unrecht und der Bedeutung von Sprache in diesen Kontexten aufwirft.

Von mir bekommt Babel 4,5 von 5 Sternen. Abzug gibt es nur, weil ich an ein paar Stellen etwas Probleme mit dem Tempo hatte und dadurch Entwicklungen nicht ganz zum Rest des Buches gepasst haben. Ansonsten kann ich lediglich eine riesige Leseempfehlung geben und hoffe, dass viele Menschen dazu greifen werden.

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Veröffentlicht am 26.05.2023

Ein unglaubliches Leseerlebnis

4

"Er hatte ein Dach über dem Kopf, drei sichere Mahlzeiten am Tag und Zugriff auf mehr Bücher, als er in seinem Leben würde lesen können. Er wusste, dass er kein Recht hatte, mehr zu verlangen." - S. 55

"Babel" ...

"Er hatte ein Dach über dem Kopf, drei sichere Mahlzeiten am Tag und Zugriff auf mehr Bücher, als er in seinem Leben würde lesen können. Er wusste, dass er kein Recht hatte, mehr zu verlangen." - S. 55

"Babel" ist eine Geschichte geschrieben aus der Sicht von Robin Swift, einem Jungen aus Kanton, der nach dem Tod seiner Familie nach England gebracht wird. Dort lernt er das Übersetzen, um für das Königliche Institut für Übersetzung der Universität Oxford (kurz Babel) zu arbeiten.
Doch lernt er viel mehr über die Ungerechtigkeiten der Welt. Er lernt über Rassismus, Sexismus. Er lernt, wie weiße Kolonialisten über Menschen wie ihn denken, und, dass er nie als vollständiges Mitglied der britischen Gesellschaft aufgenommen werden wird.
Und durch einen Zufall lernt er auch von der Rebellion. Von Hermes und von dem Gedanken, dass die Welt auch anders sein kein. Dass es auch eine moderne Welt geben kann ohne, dass diese von der Unterdrückung und Ausbeutung anderer Menschen lebt.

""Ich will leben", sagte sie. "Und ich will es gut haben, und ich will sie überleben. Ich will eine Zukunft."" - S. 710

"Babel" war wirklich unglaublich zu lesen. Es war humorvoll, interessant, spannend und ging extrem vielseitig und gefühlvoll auf Themen wie Kolonialismus und Rassismus ein. Und damit meine ich, dass beides sehr deutlich dargestellt wurde. So deutlich, dass man sich vor dessen Wahrheit nicht verstecken und es als elementaren Teil und großes Hindernis in dieser Welt wahrnehmen musste. Und als weiße Deutsche kann ich nur sagen: was für ein Glück.

Zusammen mit Robin und seinen Freunden den Abgründen entgegenzusehen, die sich durch eine so intolerante Gesellschaft entwickelt haben, war augenöffnend und hat einem auch einen anderen Blick auf das ermöglicht, was auch heute noch Realität ist.

Besonders die lehrreichen und teilweise humorvollen Fußnoten der Autorin haben dem ganzen dann auch nochmal einen Hut aufgesetzt.

Doch in dem Buch ging es nicht nur um Politisches sondern auch sehr viel um Sprache und ihre Wunder. Man hat viel darüber gelernt, wie Sprachen sich entwickeln, wie unterschiedliche Kulturen und Sprachen ein komplett anderes Bild auf die Welt erzeugen können. Und man lernt, dass es keine perfekte Übersetzung gibt.
Daraus folgte dann auch das Magiesystem des Buches. Dieses war subtil, aber so allgegenwärtig in die Geschichte eingebaut, dass man zeitweise gedacht hat, dass es solche Silberbarren damals tatsächlich gegeben hat. Es war wirklich extrem glaubhaft dargestellt!

Und dann ging es auch noch um die Charaktere - um Robin und seine Freunde. Und um ihre Entwicklung über die Jahre.
Und hier ist der einzige Punkt in diesem Buch, wo die Geschichte aus meiner Sicht etwas zu kurz gekommen ist. Nichts Extremes, aber leider wurde vor allem in Bezug auf die Gruppendynamik unverhältnismäßig viel "Tell" betrieben. Aus dem Satz "Show Don't Tell" geht ja bereits hervor, dass man den Lesern nicht sagen soll, wie es den Protagonisten geht, sondern es anhand deren Körpersprache und Aktionen zeigen soll. Macht man das nicht oder nicht genug, dann leidet die Beziehung, die der Leser zu den Charakteren aufbauen kann, darunter. Dies ist hier leider stellenweise passiert.

DENNOCH muss ich unbedingt betonen, dass das mein Leseerlebnis nur marginal beeinflusst hat. Generell war ich voll in der Geschichte versunken und habe zum Ende des Buches auch die ein oder andere Träne vergossen. Es war durchaus emotional für mich und auch wenn derzeit wohl keine Fortsetzung geplant ist, hoffe ich, dass wir zumindest mehr Geschichten aus diesem Universum zu lesen bekommen werden.

In der Zwischenzeit überlege ich mir, ob ich mir das Buch nochmal in Englisch durchlese um zu prüfen, wie es sich im Englischen ließt. Gerade nach einem Buch, in dem es viel um die Übersetzung ging, fühle ich mich fast schon dazu verpflichtet.

Somit lasse ich euch noch meine Bewertung von 4,5 von 5 Sternen sowie eine absolute Leseempfehlung da, und verabschiede mich. Viel Spaß beim Lesen von "Babel"!

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Veröffentlicht am 04.06.2023

Mehr Historisch als Fantasy

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Mit “Babel” hat R. F. Kuang eine fantastische Geschichte erschaffen, bei der ich das Gefühl hatte, sie wäre wirklich passiert.
Zu Anfang habe ich etwas gebraucht, um mich an dem Schreibstil zu gewöhnen, ...

Mit “Babel” hat R. F. Kuang eine fantastische Geschichte erschaffen, bei der ich das Gefühl hatte, sie wäre wirklich passiert.
Zu Anfang habe ich etwas gebraucht, um mich an dem Schreibstil zu gewöhnen, da ich das Gefühl hatte eine Lektüre oder einen Historischen Roman zu lesen, statt ein Fantasy Roman. Nachdem ich mich an den Schreibstil gewöhnt habe, was nach einigen Kapiteln der Fall war, war es einfach in die Geschichte richtig einzutauchen und sich alles bildlich vorstellen zu können.
Da ich schon wusste, dass das Buch etwas anders sein wird, als die Fantasy Bücher die ich normalerweise lese, war ich nicht so enttäuscht, dass der Fantasy Anteil sehr gering ist. Also für alle, die ein Buch mit viel Fantasy lesen wollen, würde ich das Buch nicht empfehlen.

In “Babel” geht es mehr um Politik, Kolonialismus, Rassismus, Ungerechtigkeiten von Frauen und die Magie von Sprache (wortwörtlich).
Im Buch lernt man viel über Sprache, was ich mega cool und interessant finde aber manchmal waren es einfach zu viele Informationen, dass die Geschichte sich gezogen hat. Auch gibt es viel Randinformation, die nicht so wichtig waren, meiner Meinung nach. Man hat aber daran erkannt, dass die Autorin sehr viel recherchiert hat und ich bin mir sicher, dass ich durch diese Informationen das Gefühl bekommen habe, dass die Geschichte wirklich passiert ist. Es hat bisschen den vibe von einen Geschichtsbuch gegeben.

Mit den einzelnen Charakteren konnte ich jetzt nicht so die große Bindung herstellen aber die Freundesgruppe ist mir ans Herzgewachsen.
Meiner Meinung nach wirkten die Figuren authentisch auf mich und ich konnte gut nachvollziehen warum sie so Handeln und Denken, auch wenn es Momente gab, wo ich es nicht Akzeptieren wollte. Sehr geholfen haben die einzelnen Interlude, um die anderen Charaktere besser zu verstehen.

Alles im allem, finde ich ist “Babel” ein gelungenes Buch mit wichtigen Themen und großartiger Umsetzung. Es kann nur zwischendurch sehr langatmig werden und der Informationsanteil zu Sprache ist sehr groß im Gegensatz zum und Fantasy Anteil.

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