Veröffentlicht am 29.05.2021
Am Anfang wird man einfach so in die Geschichte reingeworfen, was mir sehr gut gefällt. Ich mag es, wenn der Autor nicht lange die Situation erklärt, sondern den Leser die Welt einfach selbst entdecken ...
Am Anfang wird man einfach so in die Geschichte reingeworfen, was mir sehr gut gefällt. Ich mag es, wenn der Autor nicht lange die Situation erklärt, sondern den Leser die Welt einfach selbst entdecken lässt. Dass man nicht direkt von Anfang an alles versteht und sich auch nach dem dritten Lesen noch Fragen auftuen ist die meiner Meinung nach bemerkenswerteste Eigenschaft dieses Genres, es lässt eigenen Interpretations- und Diskussionsspielraum und regt zum Weiterlesen an. Anfangs war ich etwas abgeschreckt durch die Zeitform im Prolog, zum Glück änderte sich dies jedoch direkt im ersten Kapitel. Ich persönlich mag eine in der Vergangenheit geschriebene Geschichte mehr als eine in Präsens geschriebene.
Auch wenn ich die Autorin Marie Grasshoff noch nicht kannte, hat mich ihr Schreibstil direkt fasziniert. Ihre Art, die Umgebung, Gesichtsausdrücke oder Sprechweisen zu beschreiben, indem sie nicht zu sehr ins Detail geht, aber trotzdem die Situation passend darstellt, verleiht der gesamten Geschichte eine einzigartige Atmosphäre. Die Geschichte wirkt sehr rasant und trotzdem hat man das Gefühl, dass es ein angemessenes Tempo ist, da man ohne große Mühen und Verständnisprobleme das Buch lesen kann. Ich war so vertieft, dass ich nicht mal wirklich gemerkt habe, dass ich schon knapp 39 Seiten des Buches gelesen habe.
Einen großen Anteil daran hatte auch die Hauptperson, die junge Atlas. Die Fähigkeit, in andere Köpfe schauen zu können, eröffnet praktisch unendlich viele Möglichkeiten, welche jedoch nicht nur positiv sein können, sondern auch einige Schattenseiten offenbaren. Dazu noch ihr Charakter, welcher sich nicht unterkriegen lässt und mit genug Mut ausgestattet ist, schließlich führt sie ein Doppelleben und handelt illegal mit Erinnerungen. Auch wenn ich Atlas bzw. Oracle noch nicht wirklich gut kennenlernen konnte, wirkt sie sehr sympathisch und interessant und nicht wie ein typischer Charakter in einem Buch dieses Genres.
Das konnte ich zunächst von Julien nicht behaupten. In den ersten Kapiteln machte er auf mich einen sehr harten und gewaltbereiten Eindruck, als er die Männer systematisch ausschaltete. Ich war auf der einen Seite beeindruckt, auf der anderen Seite etwas verängstigt. Im weiteren Verlauf der Handlung war ich überrascht davon, wie nah Julien wirkt, wenn er mit Oracle unterwegs ist. Julien und Oracle in Kombination sind ein starkes Team, da sie sich gegenseitig durch ihre Eigenschaften unterstützen und bereichern.
Allgemein erhoffe ich mir von der fortlaufenden Handlung, dass sie weiterhin so energiegeladen und voller Spannung ist. Nach dem letzten Kapitel der Leseprobe fühle ich mich ganz in der Geschichte angekommen, es bauen sich in meinem Kopf selbst Bilder der Stadt auf. Ich vermute, dass der Kampf in Kapitel 4 sie letztendlich davon überzeugen wird, den Auftrag anzunehmen, nicht des Geldes wegen, sondern weil sie es von sich aus will, da sie ansonsten von den Erinnerungen abhängig werden könnte und sie sich auch selbst die Fragen stellt, welche in meinem Kopf entstanden sind: Wer könnte für den Tod von 200 Menschen verantwortlich sein? Und warum tötet man überhaupt ein ganzes Hive? Und wie hat die Person, die Organisation oder wie haben es vielleicht sogar die Führungskräfte des Systems geschafft, den Massenmord so gut zu verdecken, dass es keine Anhaltspunkte für Ermittlungen gibt? All das würde ich gerne in der Leserunde herausfinden.